Auto in die Werkstatt: Werkstattkosten sollen deutlich steigen - laut ADAC

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In München ist der Werkstattstundenlohn mit rund 175 Euro am höchsten.
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Der ADAC, die Versicherungswirtschaft und der Carly Werkstatt-Vergleich stellen fest: Die Kfz-Werkstattkosten sind deutlich teurer geworden. Wir zeigen, warum der Wohnort und die Wahl der Werkstatt die Höhe der Kosten bestimmen.

Die Kfz-Werkstattpreise sind saftig gestiegen: 173 Euro beträgt jetzt im Schnitt der Stundensatz. Das hat natürlich auch Auswirkungen bei den Versicherungen. Die höheren Stundensätze zusammen mit den ebenfalls steigenden Ersatzteilpreisen führen zu steigenden Reparaturkosten und damit in Folge zu höheren Kfz-Versicherungsprämien. Wir zeigen, wie du trotzdem bei der Kfz-Reparatur wenigstens etwas Geld sparen kannst.

Preissteigerungen auf der ganzen Linie

Die Reparatur eines Autos wird immer teurer, das zeigen Auswertungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), des ADAC und der Carly Werkstatt-Vergleich. Das liegt, den GDV-Angaben zufolge, zum einen an den hohen Ersatzteilpreisen, aber auch an den stark gestiegenen Stundenlöhnen in den Werkstätten

Die Stundensätze in Kfz-Werkstätten sind im vergangenen Jahr abermals deutlich gestiegen. "Arbeiten an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie kosteten 2022 im Schnitt 173 Euro pro Stunde, das waren 5,5 % mehr als im Vorjahr. Noch teurer ist das Lackieren: Hier kostete eine Stunde sogar 188 Euro, 5,8 % mehr als im Vorjahr", sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. 

Mit dem erneuten Preisanstieg setzt sich eine Entwicklung fort, die der GDV seit 2017 beobachtet: "Die Werkstattkosten steigen schnell: Während der Verbraucherpreis-Index von 2017 bis 2022 um knapp 14 % gestiegen ist, haben Werkstätten ihre Stundensätze um 28 % erhöht, Lackierereien sogar um 30 %", so Asmussen. Im Vergleich dazu seien die Beiträge in der Kfz-Haftpflichtversicherung im selben Zeitraum um 3 % gesunken. Das hat sich allerdings 2023 grundlegend verändert.

Kfz-Versicherungen reagieren auf Preiswelle in den Kfz-Werkstätten

Aktuell ziehen die Kfz-Versicherung nach, wie Verivox berichtet. So sei um 16 % der Beitrag für die Vollkasko-Versicherung im günstigen Preissegment gestiegen. Nicht anders sieht es bei den Haftpflicht-Tarifen aus. Sie verteuern sich um 12 % gegenüber Oktober 2022, Teilkasko-Tarife liegen 11 % über dem Vorjahr.

"Wir erleben Preissteigerungen in historischem Ausmaß", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer von Verivox. "Für die Versicherer sind diese Prämienanpassungen dringend notwendig. Eine inflationsbedingte Verteuerung der Reparaturkosten und gestiegene Schadenquoten schicken die Sparte in diesem Jahr in tiefrote Zahlen." Unabhängig davon bestehen weiterhin große Preisunterschiede beim Standardprodukt Kfz-Versicherung zwischen den Anbietern.

Es bleibe abzuwarten, ob die Vertriebsstrategie der Versicherer aufgeht und ob die Assekuranzen die Prämienanpassungen bei Bestandskunden durchsetzen können. "Wir erwarten für dieses Jahr eine spannende Wechselsaison, von der Versicherungswechsler profitieren werden", so Schütz.

München hat die höchsten Stundensätze in den Werkstätten

Die Analyse des Autotechnik-Unternehmens Carly Solutions zeigt allerdings, dass es bei Kfz-Reparaturen zwischen den größten deutschen Städten beträchtliche Preisunterschiede gibt. Die Übersicht zeigt drei normale Reparaturaufträge: Bremsbeläge vorne und hinten wechseln, Autobatterie und Motoröl wechseln. Beim Werkstattauftrag "Bremsbeläge vorne und hinten wechseln" zeigten sich gewaltige Preisunterschiede: 625 Euro zahlen die Kunden dafür in Dresden und nur 422 Euro in Dortmund. Das ist ein Preisunterschied von immerhin knapp 33 %.

Außerdem informieren wir über den Kostenschnitt beim Stundensatz, den der ADAC veröffentlicht hat. Am höchsten mit durchschnittlich 175 Euro sind die Stundensätze für eine Kfz-Reparatur in München, gefolgt von Hamburg und Düsseldorf.

  • Stadt: München
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 547 Euro
  • Autobatterie wechseln: 369 Euro
  • Motoröl wechseln: 278 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 175 Euro
  • Stadt: Hamburg
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 533 Euro
  • Autobatterie wechseln: 348 Euro
  • Motoröl wechseln: 213 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 158 Euro
  • Stadt: Düsseldorf
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 574 Euro
  • Autobatterie wechseln: 375 Euro
  • Motoröl wechseln: 259 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 154 Euro
  • Stadt: Essen
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 596 Euro
  • Autobatterie wechseln: 369 Euro
  • Motoröl wechseln: 230 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 153 Euro
  • Stadt: Dortmund
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 422 Euro
  • Autobatterie wechseln: 337 Euro
  • Motoröl wechseln: 157 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 152 Euro
  • Stadt: Stuttgart
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 512 Euro
  • Autobatterie wechseln: 340 Euro
  • Motoröl wechseln: 218 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 152 Euro
  • Stadt: Hannover
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 530 Euro
  • Autobatterie wechseln: 350 Euro
  • Motoröl wechseln: 236 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 151 Euro

Für den Vergleich sind die Stundenverrechnungssätze der DEKRA für Reparaturen in den 20 größten deutschen Städten miteinander ausgewertet. Dabei gibt es eine Unterscheidung zwischen Karosserie, Lackierarbeiten (ohne Lackmaterial) und Mechanik. Der Reparaturkosten-Vergleich erfolgte über die DAT (Deutsche Automobil Treuhand GmbH), welche die Kosten in jeweils drei Werkstätten für die Modelle VW-Golf, Opel Astra und Mercedes C 200 ermittelt. Wir zeigen eine Auswahl von 14 Städten. 

Leipzig hat den niedrigsten Stundensatz in den Werkstätten

Bei den Versicherern führen die höheren Stundensätze zusammen mit den ebenfalls steigenden Ersatzteilpreisen zu wachsenden Reparaturkosten nach Unfällen, meldet die GDV. "Im vergangenen Jahr kostete ein Pkw-Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt rund 3.700 Euro, das waren 8,4 % mehr als im Vorjahr", so Asmussen. 2017 hatte dieser Wert noch bei rund 2.700 Euro gelegen.

In der zweiten Gruppe, das sind die Regionen mit den niedrigsten Stundensätzen, liegen die Sätze für Kfz-Werkstätten unter 150 Euro. Das sind immerhin sieben Städte. Am preiswertesten kommen Autobesitzer in Leipzig weg. Hier beträgt der mittlere Stundensatz lediglich 126 Euro. Das bedeutet, dass die Arbeitskosten in München 38,5 % über denen in Leipzig liegen.

  • Stadt: Köln
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 603 Euro
  • Autobatterie wechseln: 408 Euro
  • Motoröl wechseln: 266 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 147 Euro
  • Stadt: Frankfurt am Main
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 623 Euro
  • Autobatterie wechseln: 407 Euro
  • Motoröl wechseln: 359 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 144 Euro
  • Stadt: Bremen
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 561 Euro
  • Autobatterie wechseln: 387 Euro
  • Motoröl wechseln: 234 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 143 Euro
  • Stadt: Berlin
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 476 Euro
  • Autobatterie wechseln: 319 Euro
  • Motoröl wechseln: 193 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 142 Euro
  • Stadt: Nürnberg
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 562 Euro
  • Autobatterie wechseln: 369 Euro
  • Motoröl wechseln: 270 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 139 Euro
  • Stadt: Dresden
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 625 Euro
  • Autobatterie wechseln: 431 Euro
  • Motoröl wechseln: 283 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 129 Euro
  • Stadt: Leipzig
  • Bremsbeläge vorne und hinten wechseln: 478 Euro
  • Autobatterie wechseln: 339 Euro
  • Motoröl wechseln: 218 Euro
  • Kostenschnitt-Stundensatz: 126 Euro

Für den Vergleich sind die Stundenverrechnungssätze der DEKRA für Reparaturen in den 20 größten deutschen Städten miteinander ausgewertet. Dabei gibt es eine Unterscheidung zwischen Karosserie, Lackierarbeiten (ohne Lackmaterial) und Mechanik. Der Reparaturkosten-Vergleich erfolgte über die DAT (Deutsche Automobil Treuhand GmbH), welche die Kosten in jeweils drei Werkstätten für die Modelle VW-Golf, Opel Astra und Mercedes C 200 ermittelt. Wir zeigen eine Auswahl von 14 Städten. 

ADAC-Tipps: Sparen bei der Kfz-Reparatur

Nach Information des ADAC gibt es trotzdem Einsparmöglichkeiten bei den Kfz-Reparaturkosten: Freie Werkstätten können Ersatzteile vom freien Teilemarkt einbauen, die oft preiswerter sind. Im Schnitt ist nicht einmal ein Drittel der Teile eines Fahrzeugs von den Autoherstellern selbst produziert. Mehr als zwei Drittel stammen von Zulieferern – die auch den freien Autoteile-Handel beliefern. Und: Die Stundensätze in den freien Werkstätten sind meist niedriger. Autoscout24 benennt den Preisunterschied: "Generell gilt, dass eine freie Werkstatt etwa 60 bis 100 Euro pro Stunde berechnet." Die Preise für einen Stundensatz unterscheiden sich dabei ebenso von Werkstatt zu Werkstatt.

Aber auch Marken-Werkstätten bieten mittlerweile günstigere Teile-Linien und/oder Servicepakete für Autos ab vier oder fünf Jahren an. Bei BMW heißt der Service 5+, Peugeot Eurorepar, Renault Motrio oder Seat/Skoda/Volkswagen Economy. Diese Aktions-Programme versprechen Preisvorteile bis zu 30 %

Es müssen übrigens nicht immer neue Ersatzteile sein – oftmals fährst du mit gebrauchten Ersatzteilen preiswerter. Aber: Es gibt einen Markt an Ersatzteilen von unbekannten Herstellern. Nach Informationen des ADAC sind die Produkte überwiegend via Internet zu haben und es fehlt ihnen in der Regel ein Qualitätsnachweis. Hier solltest du vorsichtig sein. Insbesondere solltest du keine sicherheitsrelevanten Teile kaufen. Bei kleineren Schäden wie etwa Lack-Kratzern oder Dellen bietet sich Smart Repair an. So vermeidest du, dass Teile komplett auszutauschen sind.

Fazit: Kfz-Werkstätten sind deutlich teurer geworden

Auto fahren ist teuer und die Preise steigen weiter: egal ob das die Spritpreise sind, die Versicherung, die angehobenen Preise bei den Neuwagen und jetzt sind auch noch die Werkstattpreise dran. Im Schnitt schlagen sie mit 173 Euro pro Stunde zu Buche. Aber aufgepasst: Es gibt Unterschiede. Einmal zwischen freien und markengebundenen Werkstätten, zwischen den Regionen und selbst innerhalb der Stadt kann es Preisdifferenzen geben. Den geschundenen Autofahrer*innen bleibt also nur eins: Werkstattpreise vergleichen und überlegen, ob es immer das teure Original-Ersatzteil sein muss.

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