ADAC Pannenstatistik 2023: Welche Automarken und Modelle bleiben besonders oft liegen?

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ADAC Pannenstatistik 2023: E-Autos erstmalig berücksichtigt, Batterie und Motordefekte sind häufigste Auslöser. Details und Zuverlässigkeitsindex für 155 Modelle.

  • ADAC Pannenstatistik 2023 berücksichtigt erstmals E-Autos
  • E-Autos: Das Hochvolt-System macht den Unterschied
  • Häufigste Pannenursachen: Batterie und Motordefekte
  • Zuverlässigkeitsindex für 155 Modelle verfügbar
  • Die Tops und Flops der Pannenstatistik

Es kann sowohl frustrierend als auch kostspielig sein, wenn das Auto plötzlich den Geist aufgibt. In solchen Fällen stehen die "Gelben Engel" vom ADAC bereit, um mit ihrer Pannenhilfe schnellstmöglich Unterstützung zu leisten. Tagtäglich helfen sie Autofahrern, die aufgrund von Pannen gestrandet sind. Welche Pannen dabei anfallen, ist fein säuberlich dokumentiert und einmal im Jahr in der ADAC-Pannenstatistik zusammengefasst. Aktuell liegt sie für das Jahr 2022 vor. Eine wichtige Neuerung bei der aktuellen Auswertung: Erstmalig in der 45-jährigen Geschichte der Statistik sind Elektroautos mit dabei. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse. Zudem hat der ADAC zahlreiche Sommerreifen getestet - nicht immer stimmen Preis und Leistung überein.

Erstmals dabei: Die Pannenstatistik zu den E-Autos

Sind E-Fahrzeuge pannenanfälliger als Verbrenner? Diese Frage ist dem ADAC in den vergangenen Jahren oft gestellt worden. Jetzt kann er sie beantworten. Er hat dazu Verbrenner (Diesel wie Benziner) sowie reine Elektro-Modelle jeweils im Erstzulassungsjahr 2020 verglichen. Das Ergebnis: Prozentual ist das für beide Fahrzeugarten eine sehr geringe Pannenwahrscheinlichkeit (4,9 Promille E-Autos oder 6,9 Promille Verbrenner). In der Relation zueinander machen die zwei Promille-Punkte aber dennoch einen Unterschied. Folgende vier E-Autos sind in die Statistik eingegangen: bei den Kleinwagen der BMW i3 und der Renault Zoe, in der Kompaktklasse der VW ID.3 und in der Mittelklasse Teslas Model 3

In welchen Punkten konkret schneiden Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern besser oder schlechter ab? Experten erwarten, dass Elektroautos weniger Pannen haben als Verbrenner. Begründung für die These ist erstens, dass es bei einem Elektroantrieb viel weniger Teile gibt, die kaputtgehen können. Es gibt keinen Auspuff, kein Getriebe mit etlichen Übersetzungen, weder Kupplung noch Anlasser, keine Abgasrückführung, keine Kraftstoffeinspritzung, keinen Turbolader.

Auffallend häufig sind Pannen aufgrund einer defekten oder entladenen Starterbatterie – und zwar für beide Antriebsarten gleichermaßen. Dazu muss man wissen: Elektroautos haben – neben der sogenannten Hochvolt- oder Traktionsbatterie im Unterboden – eine 12-Volt-Starterbatterie zum Betreiben des Lichts, der Armaturen und aller Systeme, die mit Niederspannung arbeiten – genau wie bei jedem Verbrenner. Bei der Starterbatterie hat also weder das Elektroauto noch der Verbrenner-Pkw einen Vorteil.

E-Autos: Das Hochvolt-System macht den Unterschied

Das zweithäufigste Problem ist ein defekter Reifen. Da die Reifen bei beiden Fahrzeugen gleich sind, ergeben sich keine großartigen Unterschiede. Dann folgen die in einer Ursachengruppe zusammengefassten Bauteile Generator, Anlasser, das Bordnetz und die Beleuchtung. Dieses Problemfeld ist mehr oder weniger gleich stark vertreten bei Elektroautos und Verbrennern (0,1 Promille Unterschied). Ohne signifikante Unterschiede bleiben die Bauteile Karosserie, Antrieb, Bremsen und Fahrwerk.

Klammert man die Reifen als Pannenursache mal aus (die durchschnittliche Laufleistung der Verbrenner ist höher), stechen signifikant unterschiedlich im Vergleich der Mängelhäufigkeit von Elektroautos und Pkw mit Verbrennungsmotor nur zwei Bereiche hervor: Schlüssel, Schlösser, Wegfahrsperre und der Bereich Motor, Management und Hochvolt-(HV)-System.

Der Unterschied beim Antrieb (das HV-System des Elektroautos ist das Pendant zum Antrieb des Verbrenner-Pkws) lässt sich wahrscheinlich auf den deutlich einfacheren technischen Aufbau eines E-Motors zurückführen. Bei Pannen oder Problemen im Zusammenhang mit dem Schlüssel liegt die Vermutung nahe, dass bei den Elektroautos kontaktlose Ausführungen (Keyless Go) deutlich häufiger sind und hierdurch der Pannengrund "Schlüssel im Auto" (Fahrer ausgesperrt) deutlich seltener vorkommt.

Problemfall Nr. 1: Batterie und die anderen häufigsten Pannenursachen

Manche Dinge ändern sich offenbar nie. Das gilt auch für die ADAC-Pannenstatistik: Kein Aggregat fällt so häufig aus, wie die Batterie. Das war bereits in der Erhebung im Jahr 1967 so und ist bis heute unverändert. Der ADAC führt das darauf zurück, dass es für Laien sehr schwer ist, Aussagen zum Zustand des Akkus zu machen. Manchmal liegt es an der Batterie selbst oder an dir als Fahrerin oder Fahrer. Du hast versehentlich das Licht angelassen, der Kofferraumdeckel ist nicht richtig verschlossen und das Licht brennt so lang, bis die Batterie leer ist. Fall du dein Auto immer nur auf kurzen Strecken nutzt, kann der Akku sich nicht ausreichend aufladen. 

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Üblicherweise hast du kein Werkzeug oder Prüfgeräte, um die Batterie zu kontrollieren. Das kann verlässlich eigentlich nur die Kfz-Werkstatt. Aber es gibt einen einfachen Trick, wie du dir helfen kannst: Dazu parkst du das Auto mit laufendem Motor vorwärts vor einer Wand. Dann schaltest du den Motor aus und das Abblendlicht ein. Lässt das Licht nach kurzer Zeit deutlich nach, liegt das fast immer daran, dass die Batterie nicht ausreichend geladen ist. 

Der Akku leidet weniger, wenn du viel fährst und der Verschleiß groß ist. Umgekehrt ist das aber umso häufiger der Fall: Steht ein Fahrzeug viel oder wird es nur sehr wenig bewegt, ist die Batterie schnell komplett leer. Die Erklärung dafür ist einfach: Moderne Steuergeräte und eine Vielzahl elektrischer Verbraucher sind selbst dann aktiv, wenn das Fahrzeug steht. Die Batterie ist dann meist schon nach drei bis vier Wochen entladen, schreibt die Nürnberger Versicherung in ihrem Ratgeber zur Autobatterie. Natürlich ist es ebenso möglich, dass der Akku von schlechter Qualität ist.

Sensibel: Die Batterie

Und wie lange hält der Akku, wenn Strom im Dauerbetrieb notwendig ist? Als Faustregel gilt: Die Batterie muss mindestens zur Hälfte geladen sein, damit du das Auto sicher starten kannst. Vergisst du, das Standlicht auszumachen, ist das nicht so schlimm. Auch nach zehn Stunden kannst du problemlos losfahren. Bleibt dagegen das Warnblinklicht an, sieht das schon anders aus. In diesem Fall ist die Batterie schon nach fünf bis sechs Stunden leer. Noch schneller geht die Entladung bei eingeschaltetem Abblendlicht und zusätzlichen Verbrauchern wie Heizung oder Radio. Da lässt sich das Fahrzeug bereits nach zwei Stunden nicht mehr starten.

Zurück zur Pannenstatistik: Die defekte oder entleerte Starterbatterie führt die Hitliste der Pannen auch in diesem Jahr an. Sind schon in den letzten Jahren immer mehr als 40 % aller Pannen aufs Konto einer leeren Batterie gegangen, entfallen auch im aktuell ausgewerteten Jahr 2022 43,2 % der Pannen auf die Batterie. Das sind zwar 3,0 % weniger als im Vorjahr, aber sie stellen immer noch mit Abstand den Löwenanteil in der Bilanz.

Auf dem zweiten Platz mit 23,8 % aller Pannen folgen Defekte am Motor oder Motormanagement (Einspritzung, Kraftstoff, Zündung, Sensorik). Defekte am Generator (Lichtmaschine), Anlasser, Bordnetz und der Beleuchtung folgen mit 10,4 % aller Pannen. Reifenprobleme sind bei 8,4 % das Problem. Schlüssel, Schlösser und Wegfahrsperren bereiten den Fahrzeugbesitzenden zu 7,2 % Kummer. Und fast genauso viele, nämlich 7,0 % haben Schwierigkeiten mit der Karosserie, Lenkung, Bremsen, Fahrwerk und Getriebe.

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Der Zuverlässigkeitsindex für 155 Modelle

Insgesamt 155 Fahrzeugreihen von rund 20 Automarken flossen in die aktuelle Pannenstatistik ein. Natürlich ist es nicht möglich, alle Ergebnisse in diesem Artikel umfassend und vollständig darzustellen. Wenn du die Pannenanfälligkeit einzelner Modellreihen nachprüfen willst, kannst du auf die Internetseite des ADAC gehen und im Zuverlässigkeitsindex suchen. Alle Ergebnisse sind frei zugänglich. Die Tabellen unterscheiden grob zwischen sechs Klassen: Kleinstwagen, Kleinwagen, untere Mittelklasse, Mittelklasse, obere Mittelklasse und Vans/Transporter. Die Zahlen zeigen die Anzahl der Pannen pro 1.000 zugelassener Fahrzeuge je Erstzulassungsjahr an und die Farben reichen von dunkelgrün (wenige Pannen) bis dunkelrot (hohe Zahl an Pannen). Dargestellt ist ein Zeitraum von sieben Jahren von 2013 bis 2020.   

Hier einige Highlights aus den Ergebnissen: In der Klasse der Kleinstwagen ist der Suzuki Ignis zum ersten Mal dabei und erreicht sofort den Bestwert. Der bisherige Klassen-Primus Toyota Aygo macht sich weiter gut, ist aber nicht so stark wie der Ignis. Die Schwächen des Smart Forfour tauchen erneut in der Statistik auf. Die zuverlässigsten Kleinwagen sind, laut ADAC-Report, der Audi A1, der Mini und der Kleinwagen-SUV Suzuki Vitara. In der unteren Mittelklasse zeigen sich erfreulich viele Modelle mit zuverlässiger Technik. Selbst sieben Jahre nach der Erstzulassung sind folgende Fahrzeuge unverändert im "grünen Bereich": Audi A3, BMW 1er-Reihe und der VW-Golf. Schlecht schneiden dagegen der Toyota C-HR und der Corolla ab. Zu Toyota merkt der ADAC an: "Vor Jahren hätte man für jeden Toyota grundsätzlich noch die Hand ins Feuer gelegt. Jetzt haben zumindest diese beiden mit erheblichen Batterieproblemen zu kämpfen."

In der Mittelklasse bereiten die großen Familien-Vans von Ford, Seat und Volkswagen Sorgen. Nur die jüngeren Jahrgänge des VW Sharan zeigen weniger Schwächen. Aber auch der Opel Insignia schafft es im Vergleich zu den Vorjahren nicht, sich zu verbessern. Der Toyota RAV4 fällt erstmals deutlich negativ auf. Von den Oberklasse-Fahrzeugen erreicht kein Modell die Mindestanforderungen an Zulassungszahl, daher fallen sie aus Auswertung heraus. Unter den fünf Transporter-Modellen erscheint lediglich der Mercedes Sprinter als zuverlässig.

Die Tops und Flops der Pannenstatistik

Der Blick in die Tops und Flops der Pannenstatistik zeigt: Erfreulicherweise gibt es deutlich mehr Fahrzeuge, die nur selten mit Pannen auffällig sind. Fahrzeuge, die immer wieder mit einem Defekt liegen bleiben, sind deutlich seltener. Die Tops sind: Audi A4, BMW 1er, 3er und X3. Sie gehören zu den am wenigsten pannenanfälligen Modellen. Die höchste Pannenkennziffer verzeichnet der Fiat Ducato des Baujahres 2013. 

Hier die Kommentare des ADAC zu den ausgewählten Top-Fahrzeugen. Dazu musst du wissen, dass sich der Automobilclub jedes neue Modell, das auf den Markt kommt, genau anschaut und einen Prüfreport auf seiner Internetseite veröffentlicht. Den Extrakt der Bewertung findest du hier in einem Satz.

  • Suzuki Ignis: Unauffällig bei Pannen (Baujahr 2017 bis 2000). 
  • Suzuki Vitara: Ab Baujahr 2015 von der Statistik erfasst und für gut befunden.
  • Toyota Aygo: Mit minimalen Abstrichen, zuverlässiger Kleinstwagen. 
  • Mini: Unauffälliges Auto in der Pannenstatistik. 
  • Mini Countryman: Wie der Mini tadellos.
  • VW Polo: Seit Jahren ein zuverlässiges Modell.
  • VW Touareg: Lange schon dabei, immer unauffällig.
  • VW ID.3: Seit dem Baujahr 2020 dabei, aber soweit top. 
  • VW T-Roc: Seit 2018 ein Verkaufsschlager in der unteren Mittelklasse, mit keinen Auffälligkeiten in der Pannenstatistik.
  • Audi A1: Ist seit zehn Jahren ein zuverlässiges Auto.
  • Audi Q3: Top-Mittelklasse-SUV.
  • Audi A4: Als Kombi oder Limousine ist das Modell top.
  • Audi A5: Der Coupé-Ableger des A4 ist sehr zuverlässig.
  • Audi Q5: Selbst im Gelände guter Fahrkomfort.
  • Audi A6: Bietet viel Platz und Komfort.
  • BMW 1er: Mit dem Kauf des kompakten Fahrzeugs, macht man nichts falsch.
  • BMW X1: Zuverlässiges Modell aus dem Hause BMW.
  • BMW X2: Baujahre 2018 bis 2020, drei Jahre völlig unauffällig.
  • BMW 3er: Keine Auffälligkeiten.
  • BMW 3er Coupè: Steht der Limousine in nichts nach. 
  • BMW X3: Gut und zuverlässig.
  • BMW 5er: Hat aus Batterie-Pannen gelernt, inzwischen solide.
  • Mazda CX-3: Mit diesem Japaner haben die Besitzenden viel Freude.
  • Mercedes GLA: Mit Ausnahme des Baujahrs 2016 so zuverlässig wie die A-Klasse.
  • Mitsubishi ASX: Ist ein Modell unter den Besten als SUV in der unteren Mittelklasse.
  • Seat Leon: in allen zehn Baujahren sorgenfrei.
  • Skoda Rapid: Bis zum Baujahr 2019 problemlos, seit 2020 keine Neufahrzeuge mehr.
  • Tesla Model 3: In den Baujahren 2019 und 2020 ohne nennenswerte Probleme. 
  • Volvo XC60: SUV aus Schweden, der problemlos ist.

Und hier die Kommentare des ADAC zu den ausgewählten Flop-Fahrzeugen:

  • Smart Forfour: Häufig Probleme mit Anlasser, Batterie und Zündschloss. 
  • Renault Clio: Vorsicht bei den Baujahren 2014 und 2015. Hauptproblem ist die Starterbatterie.
  • Mercedes Citan: Sechs Jahre Pleiten, Pech und Pannen – Elektrik, Kraftstoffpumpe, Batterie-Defekte.
  • Toyota C-HR: verzeichnet von Anfang an viele Pannen. Warum? Wegen der Starterbatterie.
  • Ford S-Max: Hier schwächeln die Baujahre 2016 bis 2018 extrem:
  • Opel Insignia: Probleme bei der Fahrzeugelektrik, Turbolader, Ladeluftkühler, CAN-Bus.
  • Seat Alhambra: Vorsicht bei älteren Exemplaren, die Batterie schwächelt.
  • Toyota: RAV4: Auffällig die schwache Batterie.
  • Fiat Ducato: Der Transporter ist den Belastungen im Gewerbe nicht gewachsen.

ADAC Pannenstatistik sensibilisiert die Autofahrenden

Eins steht fest: Die Batterie im Auto braucht viel Aufmerksamkeit. Probleme mit den Akkus sind unverändert – und das seit Jahren – die häufigste Pannenursache. Die vielen Innovationen bei der Batterie (Steigerung der Leistung), die es seit der stärkeren Verbreitung von E-Autos gibt, schlägt sich noch nicht in der Pannenstatistik des ADAC nieder. Die Ergebnisse sind eine gute Entscheidungshilfe für deinen Neu- oder Gebrauchtwagenkauf. 

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