Wie soll der neue Wehrdienst ausgestaltet werden? Politiker, Sachverständige und Jugendvertreter äußern Kritik und Vorschläge. Eine Einigung zeichnet sich aber ab.
Verteidigungsminister Boris Pistorius pocht bei der Einführung eines neuen Wehrdienstes auf die flächendeckende Musterung aller jungen Männer eines Jahrgangs. Zudem solle es "Pflichtelemente" geben, falls sich nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr fänden, erklärte der SPD-Politiker beim Besuch des Heimatschutzregiments in Münster.
Der SPD-Politiker zeigte sich zudem optimistisch, dass die Koalition im Streit um Details des neuen Wehrdienstes in dieser Woche zu Ergebnissen kommt. Er äußerte sich "sehr, sehr optimistisch, weil wir uns annähern", wie er sagte.
Neuer Wehrdienst: Pistorius pocht bei Einführung auf flächendeckende Musterung
Zum Thema der verpflichtenden Musterung eines ganzen Jahrgangs erklärte Pistorius, es gehe darum, "im Verteidigungsfall wirklich handlungsfähig sein zu können und wirklich zu wissen, wer ist denn überhaupt in der Lage, eingezogen zu werden". Dies müsse in diesem Gesetz geregelt werden. "Das halte ich für notwendig, aber da finden wir ganz sicher auch einen Weg."
Über die Mechanismen einer Auswahl, falls sich nicht genügend Freiwillige finden, hatte es zwischen CDU, CSU und SPD Streit gegeben. Die Idee, Betroffene dann auszulosen, hatte eine Debatte ausgelöst.
Das Gesetz über einen neuen Wehrdienst war nach langem Streit in der Koalition Mitte Oktober zunächst in der vom Kabinett beschlossenen Fassung in den Bundestag eingebracht worden. Inhaltlich ist dieser Entwurf zwischen Union und SPD aber umstritten und wird sich im parlamentarischen Verfahren noch ändern.
Auswahlwehrpflicht laut Militärhistoriker Neitzel "zwingend notwendig"
Im Verteidigungsausschuss beantworteten Fachleute - darunter auch der Chef des Bundeswehrverbands, André Wüstner, und der Militärhistoriker Sönke Neitzel - am Montag Fragen von Abgeordneten.
Neitzel riet zu entschlosseneren Schritten. "Für einen raschen personellen Aufwuchs der Bundeswehr wäre die Einführung einer Auswahlwehrpflicht zwingend notwendig", sagte er. Weil dies politisch derzeit nicht durchsetzbar erscheine, meine das Verteidigungsministerium, den Aufwuchs der Bundeswehr über die Freiwilligkeit erreichen zu können.