Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prangert in ihrem neuen Bericht zum Weltnichtrauchertag die Tabakindustrie an, einer der "größten Umweltverschmutzer der Welt" zu sein. Sie fordert daher, die Tabakindustrie stärker in die Pflicht zu nehmen.
- Wie Tabak unserer Umwelt schadet
- Auswirkung der Tabakproduktion auf unsere Gesundheit
- Das fordert die Weltgesundheitsorganisation
Im neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt das UN-Bündnis der Tabakindustrie ein vernichtendes Urteil aus. Sie sei für massive Umweltschäden verantwortlich, die unter anderem durch Abholzung, CO2-Emissionen und achtlos in der Umwelt entsorgte Zigarettenstummel entstünden. Zudem seien auch die Tabakbauern gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt, ganz zu schweigen von den Millionen Menschenleben, die Konsum und Herstellung von Tabak jedes Jahr kosteten.
Wie Tabak unserer Umwelt schadet
Dass Tabak unserer Gesundheit schadet, ist kein Geheimnis. Weniger bekannt hingegen sind jedoch die schädlichen Auswirkungen der Tabakindustrie auf die Umwelt. Die WHO sieht die Probleme, die die Tabakproduktion verursacht, als Bedrohung für die menschliche Entwicklung.
Die wichtigsten Fakten im WHO-Bericht:
- 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid gelangen jedes Jahr in die Umwelt.
- 22 Milliarden Tonnen Wasser werden weltweit jedes Jahr in der Tabakproduktion verbraucht.
- 2 Millionen Tonnen Verpackungsmüll werden jährlich produziert.
- 600 Millionen Bäume werden jedes Jahr abgeholzt, um Platz für den Tabakanbau zu schaffen, was 5 % der weltweiten Entwaldung ausmacht.
- Etwa 200.000 Hektar Fläche wird jedes Jahr für die Tabaklandwirtschaft geräumt.
Die negativen Umweltauswirkungen treten in verschiedenen Bereichen auf. Die Produktion gliedert sich in fünf Phasen: Anbau, Produktion, Konsum, Entsorgung und „Rest“-Tabakabfälle, die in der Umwelt verbleiben. Dabei wirkt sich der Herstellungsprozess auf verschiedene Bereiche aus:
- Landwirtschaft und Gesundheit: Neben den Tabakkonsument*innen sind auch die Tabakbauern und -bäuerinnen verschiedenen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Hierzu zählt zum Beispiel die "Grüne Tabak-Krankheit", die durch Hautkontakt mit Nikotin in den Blättern verursacht wird. Zudem sind die Produzierenden täglich Tabakstaub und chemischen Pestiziden ausgesetzt. Aber auch die Familien der Tabakproduzierenden werden in Mitleidenschaft gezogen, denn sie bringen die schädlichen Stäube über ihre Kleidung oder ihre Haut mit in die häusliche Umgebung.
- Agrochemische Verwendung: Tabakanbau ist sehr ressourcenintensiv und benötigt einen hohen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Diese schädigen den Boden und gelangen über das Grundwasser in Seen, Flüsse und Meere. Letztendlich gelangen sie auch in unser Trinkwasser. Da Tabak hohe Anforderungen an den Boden stellt, ist das Land für andere Lebensmittel kaum noch nutzbar.
- Wasserverschmutzung: Beginnend beim Anbau über Herstellung, Transport, Konsum und Entsorgung benötigt eine einzige Zigarette etwa 3,7 Liter Wasser. Der jährliche Wasserverbrauch für die weltweite Tabakindustrie beträgt etwa 22 Milliarden Tonnen. Damit benötigt Tabak achtmal mehr Wasser als zum Beispiel Tomaten oder Kartoffeln. Dabei ist der Wasserverbrauch noch nicht eingerechnet, der durch Zigarettenstummel entsteht. Diese Reste gelangen in Gewässer und Wasserquellen, hauptsächlich durch Regenwassersysteme, Versickerung in Deponien oder direkte Vermüllung in Gewässern oder wassernahen Bereichen (z. B. an Stränden oder in Parkanlagen). Schätzungsweise gelangen etwa 4,5 Billionen achtlos weggeworfene Kippen in die Umwelt.
- Entwaldung und Landzerstörung: Damit Platz für den Tabakanbau geschaffen werden kann, müssen jährlich 200.000 Hektar Land entwaldet werden. Dabei wird für 300 Zigaretten ungefähr ein Baum benötigt, denn Holz wird für den Trocknungsvorgang der Tabakblätter benötigt. Problematisch dabei ist, dass sich die abgeholzten Flächen im südlichen Afrika, Nahen Osten, Süd- und Ostasien, Lateinamerika und der Karibik befinden, wodurch sich die Gefahr der Wüstenbildung erhöht.
- Kohlendioxid-Emissionen: Viele Prozesse in der Tabakherstellung verbrauchen hohe Mengen an Energie, Wasser und andere Ressourcen. Hierzu zählen beispielsweise
- das Schreddern und Rekonstituieren des Tabakblatts,
- das Einfrieren und künstliche Vergrößern der Oberfläche des rekonstituierten Tabaks,
- die Herstellung von Papier, das in kommerziellen Zigaretten oder als Drehpapier verwendet wird,
- die Produktion von Filtern, Zigarettenverpackungen und Werbematerialien sowie
- die Logistik des Blattimports und der Verteilung von Herstellern zu Groß- und Einzelhändlern per LKW, Schiff, Bahn oder anderen Transportmitteln.