Nach Großbrand: Weltkonzern lagert Oberfranken-Produktion ins Ausland aus

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Nach Großbrand: Weltkonzern Pfisterer lagert Wunsiedel-Produktion ins Ausland aus
Am 10. September 2024 war die Feuerwehr in Wunsiedel zu einem Großbrand auf dem Firmengelände von Pfisterer alarmiert worden.
Riesiger Brand auf Firmengelände in Wunsiedel: Etwa 100 Mitarbeiter evakuiert
NEWS5 / Peter Nickl
Schlag für Wunsiedel: Industriehersteller Pfisterer verlegt Standort dauerhaft nach Tschechien
Die Produktion verlegt das Unternehmen Pfisterer nun dauerhaft von Wunsiedel ins tschechische Kadaň (Foto).
Pfisterer verlegt Wunsiedel-Standort dauerhaft nach Tschechien
Pfisterer
Schlag für Wunsiedel: Industriehersteller Pfisterer verlegt Standort dauerhaft nach Tschechien
Knapp 550 Einsatzkräfte waren mehr als einen Tag mit dem Löschen der Flammen beschäftigt.
Riesiger Brand auf Firmengelände in Wunsiedel: Etwa 100 Mitarbeiter evakuiert
NEWS5 / Peter Nickl

Nach einem Großbrand bei der Firma Pfisterer in Wunsiedel wurde die Produktion dauerhaft nach Tschechien verlegt. Dies soll dem Unternehmen nach auch so bleiben. So viele Beschäftigte sind betroffen.

Knapp 550 Einsatzkräfte kämpften im September gegen die Flammen auf dem Gelände des Industrieherstellers Pfisterer in Wunsiedel. Die Auswirkungen des Brandes machten das Arbeiten vor Ort damals unmöglich. Das Unternehmen, das Elektrotechnik-Bauteile produziert, fasste darum den Entschluss, den Produktionsstandort vorübergehend ins tschechische Kadaň zu verlegen. Am Montag (11. November 2024) gab Pfisterer nun bekannt: Aus der vorübergehenden Lösung soll eine langfristige werden. Die Produktion von Silikon-Isolatoren soll dauerhaft an den tschechischen Standort verlagert werden.

"Der bereits bestehende Unternehmensstandort in Kadaň, rund 120 Kilometer von Wunsiedel entfernt, verfügt über die notwendigen infrastrukturellen Kapazitäten sowie qualifizierte Fachkräfte, um die Produktion dauerhaft und effizient fortzuführen", heißt es in der Mitteilung. Andere Abteilungen sollen hingegen in Wunsiedel verbleiben. Das gelte für Vertrieb, Technik und Administration. So solle zumindest für einen Teil der Belegschaft "eine langfristige Perspektive" geschaffen werden. Seit dem Brand arbeiten einige der Angestellten in extern angemieteten Büroräumen. 20 Beschäftigte sollen auch langfristig in Wunsiedel bleiben, teilt das Unternehmen auf Anfrage von inFranken.de mit.

Stadt Wunsiedel richtet Jobbörse für Pfisterer-Mitarbeiter ein - Bürgermeister äußert sich

Wie es für die Mitarbeiter der Produktion weitergeht, stehe aktuell noch nicht fest. 90 Angestellte aus der Produktion und produktionsnahen Bereichen sind nach Aussage des Unternehmens von der Verlagerung betroffen. Pfisterer kündigt allerdings zeitnahe Gespräche zu einem Interessensausgleich und Sozialplan an, um den Übergang für die betroffenen Mitarbeiter so "sozialverträglich wie möglich" zu gestalten. Dabei soll auch geklärt werden, ob Mitarbeitende bereit sind, künftig in das 120 Kilometer entfernte Kadaň zu pendeln. "Vorgesehen ist, die Produktion zukünftig im tschechischen Kadaň zu betreiben und mit einem Expertenteam aus Wunsiedel den Fertigungshochlauf in Tschechien zu unterstützen", so der Sprecher auf Anfrage.

Für alle Angestellten, für die das Pendeln keine Option ist, hat Wunsiedel bereits eine Online-Jobbörse eingerichtet, wie die Stadt auf ihrer Internetseite bekanntgab. "Dass es nun keine Rückkehr nach Wunsiedel gibt, ist eine maximale Belastung für die betroffenen Produktionsmitarbeiter. Es ist mir wichtig, sie jetzt schnellstmöglich zu unterstützen und alle, für die das Werk in Tschechien keine Option ist, in gute wohnortnahe Arbeitsverhältnisse zu bringen", wird Bürgermeister Nicolas Lahovnik dort zitiert. 

Auch die Firma Lapp war von dem Brand im September betroffen. Das Unternehmen will den Standort Wunsiedel allerdings wieder aufbauen. "Die Firma Lapp, bei der Pfisterer zuletzt im Werk eingemietet war, hat sich bereits seit längerer Zeit klar zum Standort Wunsiedel und ihren 250 Mitarbeitern bekannt", lobt die Stadt auf ihrer Internetseite. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger freute sich im September über die Pläne der Firma. "Es ist sehr erfreulich, dass die Unternehmensleitung sich schon eine Woche danach klar zum Wiederaufbau der Fabrik am Standort Wunsiedel bekennt. Das ist ein wichtiges Signal: Für die Belegschaft, für die Kunden, für die Region", wird Aiwanger in einer Mitteilung des bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zitiert.

Brand hielt Wunsiedel in Atem: Einsatzkräfte kämpften auf Firmengelände gegen die Flammen

Der Brand am Morgen des 10. Septembers hatte in Wunsiedel weitreichende Folgen: Bus- und Zugverkehr wurden ausgesetzt, die Ortsdurchfahrt gesperrt, Anwohner wurden gebeten, ihre Häuser nicht zu verlassen und die Stadt rief sogar den Katastrophenfall aus. Mehr als einen Tag kämpften die Einsatzkräfte gegen die Flammen. Verletzt wurde von den 100 Mitarbeitern glücklicherweise niemand. Der Grund für das Feuer konnte allerdings bis heute nicht geklärt werden. Weitere Nachrichten aus der Region Wunsiedel findest du in unserem Lokalressort.