Sabine Dürr öffnet freitags bis sonntags ihr beliebtes "Café einzigartig" nahe Würzburg. Doch weil ihr trotz aufwendiger Suche das Personal fehlt, muss sie nun einen Schritt gehen, der sie schmerzt.
2020 erfüllte sich die Konditorin und Köchin Sabine Dürr in Leinach bei Würzburg ihren Traum von einem gemütlichen Café mit selbstgemachten Kuchen, gutem Kaffee und Frühstück. Freitags bis sonntags empfängt das "Café einzigartig" die Gäste. An den Wochenenden gebe es ausreichend Personal, doch der Freitag bereite der Selbstständigen seit geraumer Zeit Sorgen, wie sie inFranken.de berichtet.
Ihre Freitagskraft im Service sei seit vier Monaten krank und falle jetzt länger aus. Dürr könne nun nicht auf weitere Unterstützung zurückgreifen, denn eine dreijährige Suche nach Personal habe zu keinem Ergebnis geführt. Deshalb sah sich die Gastronomin zu einer traurigen Verkündung gezwungen.
Café in Leinach muss Freitagsfrühstück streichen - "für mich ein sehr umsatzstarker Tag"
"Leider muss ich auf unbestimmte Zeit Freitag das Frühstück ausfallen lassen", informiert sie ihre Gäste im Netz. Das Café sei freitags ab sofort erst ab 13 Uhr für Kaffee und Kuchen geöffnet. "Ich bin auch sehr traurig über diesen Zustand, aber leider kann ich es nicht ändern", fügt sie hinzu. Im Gespräch führt sie mit Bedauern aus: "Der Freitag ist bei meinen Gästen sehr beliebt. Viele Mütter kommen zum Frühstücken. Es ist für mich ein sehr umsatzstarker Tag." Die Personalsituation bereite ihr "jetzt schon seit Monaten Bauchschmerzen."
Zu ihrem Bedauern habe sie zudem einige Reservierungen absagen müssen, weil sich eine Servicekraft kurzfristig nicht zur Verfügung gestellt habe. "Sie kann da nicht, da nicht und da nicht", illustriert die Café-Inhaberin. Die Arbeitseinstellung und Verlässlichkeit hätten sich allgemein gewandelt, so ihre Beobachtung. "Ich finde nicht, dass es so ist, wie am Anfang. Meine Angestellten waren regelmäßig da und ich konnte mich auf sie verlassen." Doch sie hätten das Café schließlich zum Studium verlassen. "Seitdem gibt es irgendwie einen Einbruch", so Dürr. Kürzlich teilte ein fränkischer Handwerksmeister seine Erfahrungen mit einer veränderten Arbeitseinstellung. Er sehe sogar seine ganze Branche den Bach heruntergehen.
Zwar bekomme Dürr seit ihrer öffentlichen Ankündigung zum Frühstück diverse Anfragen, doch nicht für den ganzen Tag oder mit der nötigen Erfahrung für den anspruchsvollen Job, den viele nach ihrer Ansicht überschätzten. Neben Mundpropaganda, der Webseite und Stellenportalen habe sie in der Vergangenheit ihr Glück in den sozialen Medien versucht, erklärt sie im Gespräch. "Mein Sohn ist Filmer und Fotograf und hat Videos für mich mit einer Stellenanzeige produziert. Ein Video hat 5000 Klicks erzielt, aber gemeldet hat sich niemand."
Gastronomin dankbar für treue Gäste - neuer Öffnungstag geplant
Verstehen könne sie dieses Phänomen nicht. "Mein Café ist beliebt und bekannt. Der weiteste Gast kam aus Hammelburg" und die Innenstadt Würzburgs liege nur etwa 25 Minuten Autofahrt entfernt. Im Rückblick auf die aufwühlende Zeit zieht sie ein Fazit: "Was hier das vergangene Jahr mit dem Personal los war, macht mich fertig. Es ist sehr mühsam." Viel Energie gäben ihr indes die Begegnungen mit den Gästen, deren Rückhalt und Bewunderung für die liebevolle Einrichtung. "Ich mache es in erster Linie, weil es meine Berufung ist und weil ich meine Arbeit liebe. Wenn ich es nur wegen des Geldes machen würde, hätte ich schon lange zugemacht."
Sabine Dürr plane trotz der Schwierigkeiten eine Erweiterung der Öffnungszeiten: "Im September möchte ich auch am Montag aufmachen, da an diesem Tag viele andere Cafés geschlossen sind. Dafür habe ich eine Kraft gefunden." Für die Freitage suche sie weiter nach einer erfahrenen Bedienung, die sich durch Belastbarkeit und Ruhe auch in stressigen Situationen und Teamfähigkeit auszeichne. Kontaktmöglichkeiten finden sich auf der Webseite.
