291.890 Unfälle mit Personenschaden wurden deutschlandweit allein 2023 gemeldet. Eine Versicherung hat die Statistiken jetzt analysiert. Ein fränkischer Ort kristallisiert sich dabei als wahrer "Unfall-Hotspot" heraus. Aber ist das Ranking tatsächlich aussagekräftig?
Um die Verkehrssicherheit in Deutschland besser zu verstehen, hat die Versicherung Allianz Direct eine umfassende Analyse der Verkehrsunfallstatistiken aus dem Jahr 2023 durchgeführt und die unfallträchtigsten Standorte in der Bundesrepublik genauer unter die Lupe genommen. Untersucht habe man dabei ausschließlich Unfälle mit Personenschaden. "Verkehrsunfälle sind ein ernstes Problem auf deutschen Straßen, insbesondere angesichts der steigenden Zahl von Fahrzeugen und der zunehmenden Verkehrsdichte", teilt die Versicherung mit.
Allein im Jahr 2023 seien in Deutschland insgesamt 291.890 Unfälle mit Personenschaden gemeldet worden. Die "deutschlandweit häufigste Unfallart" stelle dabei "die Kollision mit einem einbiegenden, abbiegenden oder kreuzenden Fahrzeug" dar. Die Unfallstatistiken 2023 weisen demnach jedoch "deutliche Unterschiede zwischen den deutschen Bundesländern, sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch des Ausmaßes der Verkehrsunfälle" auf. Ein regelrechter "Unfall-Hotspot" befindet sich demnach in Franken.
"Besonders gefährlich": Fränkisches Klinikum landet in Unfall-Ranking von Versicherung ganz oben
"Unsere Auswertungen weisen darauf hin, dass in bevölkerungsreichen und wirtschaftlich starken Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Bayern, wo viele Menschen täglich pendeln, ein höheres Risiko für Verkehrsunfälle besteht", erklärt die Allianz Direct. Im Gegensatz dazu seien "die weniger bevölkerungsreichen und verkehrstechnisch weniger belasteten Bundesländer wie Bremen und das Saarland sicherer in Bezug auf die Anzahl der Verkehrsunfälle".
Unabhängig vom jeweiligen Bundesland werde es allgemein jedoch vor allem in der Nähe von stark frequentierten Orten wie Krankenhäusern, Kindergärten, Pflegeheimen und Schulen "besonders gefährlich". Den höchsten relativen Wert an Unfällen pro Gebäude in einem Umkreis von 400 Metern haben demnach Krankenhäuser. Insgesamt gebe es in Deutschland 2127 Krankenhäuser, in deren 400-Meter-Umkreis sich 2023 insgesamt 6966 Unfälle ereigneten. Das entspreche 3,3 Unfällen pro Krankenhaus. Nach Einschätzung der Allianz Direct, sind Krankenhäuser deshalb regelrechte "Unfall-Hotspots". Bemerkenswerterweise liegen fünf der zehn unfallgefährdetsten Krankenhäuser im deutschlandweiten Ranking in Bayern.
Auf dem ersten Platz dieses unrühmlichen Rankings landet dabei ein fränkisches Krankenhaus: Laut Allianz Direct haben die Recherchen ergeben, dass das Universitätsklinikum Würzburg deutschlandweit die meisten Unfälle im Umkreis von 400 Metern um ein Krankenhaus aufweist. Im Jahr 2023 habe das Klinikum im Stadtteil Grombühl insgesamt 60 Unfälle in diesem Umkreis zu verzeichnen gehabt. Zudem habe die Analyse ergeben, dass sich allein fünf der zehn Krankenhäuser mit den meisten Unfällen in einem Umkreis von 400 Metern in Bayern befinden.
Im Umfeld dieser Kliniken gibt es laut Allianz Direct bayernweit die meisten Unfälle
Demnach gab es 2023 im Umfeld dieser zehn Krankenhäuser bayernweit die meisten Unfälle:
Platz 1: Universitätsklinikum Würzburg (60 Unfälle)
Platz 2: LMU-Klinikum Campus Innenstadt, München (57 Unfälle)
Platz 3: Klinikum rechts der Isar, München (35 Unfälle)
Platz 4: Rotkreuzklinikum München; Artemed-Fachklinik München (beide 33 Unfälle)
Platz 6: Klinikum Nürnberg-Nord (30 Unfälle)
Platz 7: Psychiatrische Klinik, München (28 Unfälle)
Platz 8: Augenklinik der Universität München (24 Unfälle)
Platz 9: Stadtklinik im Diako, Augsburg (22 Unfälle)
Platz 10: Diakoniewerk München-Maxvorstadt (20 Unfälle)
Fraglich bleibt jedoch, wie repräsentativ dieses Ranking tatsächlich ist und inwieweit die Zahlen eine Aussage über die vor Ort lauernde Unfall-Gefahr erlauben. Für die jeweilige Zahl der Unfälle dürften nämlich Faktoren wie die Lage, die Kapazität oder der Publikumsverkehr eines Krankenhauses eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen. Einfach ausgedrückt: Je mehr Zulauf ein Krankenhaus hat und je verkehrsintensiver es gelegen ist, desto mehr Unfälle sind rein theoretisch denkbar.
Würzburger Uniklinik als bundesweiter "Unfall-Hotspot" - Zahlen wirklich aussagekräftig?
Der berücksichtigte Radius schließt teils womöglich stark befahrene Bundesstraßen mit ein. Ein weiterer Punkt: Wie viele Unfälle in 400 Meter Entfernung zur jeweiligen Klinik im direkten Zusammenhang mit der Einrichtung stehen, ist ebenfalls unbekannt. Über den Umgang mit diesen Unterschieden zwischen den einzelnen Krankenhäusern macht die Allianz Direct in ihrer Analyse allerdings keine Angaben.
Auch bei einem Raststätten-Vergleich des Online-Portals Mietwagencheckhatte sich kürzlich die Frage nach der Aussagekraft der Ergebnisse gestellt: Zwei fränkische Autobahn-WCs wurde dort als die angeblich schlechtesten Deutschlands aufgeführt.