Massiver Stellenabbau bei Autozulieferer ZF angekündigt: Tausende Mitarbeiter haben protestiert

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Am Dienstag (10. September 2024) protestierten viele Mitarbeiter des Autozulieferers ZF bundesweit - auch in Franken. Für den Betriebsrat ist der geplante Stellenabbau ein "Frontalangriff".

Update vom 10.09.2024: Über 6500 ZF-Beschäftigte haben in Bayern protestiert - auch in Franken 

Am Dienstag (10. September 2024) haben über 6500 ZF-Beschäftigte in Bayern gegen den geplanten massiven Stellenabbau des Unternehmens protestiert. Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages hätten allein am größten ZF-Standort in Schweinfurt bei zwei parallel stattfindenden Veranstaltungen an den Werkstoren rund 3500 Beschäftigte ihrem Ärger Luft gemacht, wie die IG Metall berichtet. In Nürnberg hätten sich 500 Beschäftigte vor dem Tor von ZF Gusstechnologie versammelt und gegen die Abbaupläne protestiert.

"Plumper Personalabbau ist kein Konzept. Die Menschen, die jetzt um ihre Arbeitsplätze bangen, haben nichts falsch gemacht, sondern leisten hervorragende Arbeit. Die Manager haben den Karren in den Dreck gefahren. Jetzt müssen wir den Karren dort gemeinsam wieder rausziehen. Wir wollen ein Zukunftskonzept für ZF und fordern, dass der Vorstand seinen Kahlschlag zurücknimmt", wird Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott, der in Nürnberg eine Rede hielt, zitiert. Bereits in der Nacht auf Dienstag hatte die gesamte Nachtschicht von ZF im oberpfälzischen Auerbach eine 0-Uhr-Aktion mit Feuershow und Projektionen auf Firmengebäude veranstaltet, heißt es.

Am Dienstagvormittag war dort eine interne Informationsveranstaltung des Betriebsrats mit mehreren Hundert Beschäftigten gefolgt, die großes Unverständnis über die Abbaupläne zeigten. An betriebsinternen Aktionen bei ZF in Passau und in Thyrnau hätten sich 1500 beziehungsweise 350 verärgerte Beschäftigte beteiligt. Auch in Aschaffenburg habe eine Aktion im Betrieb stattgefunden. Um Kosten zu sparen, plant ZF, zahlreiche neue Produkte für die E-Mobilität überwiegend im kostengünstigeren Ausland anzusiedeln, so die IG Metall. Im europäischen Ausland und in Asien wolle der ZF-Vorstand die Beschäftigtenzahlen sogar erheblich erhöhen.

Update vom 10.09.2024, 13 Uhr: ZF-Betriebsrat verärgert - "Wehren uns gegen diesen Frontalangriff"

Zurzeit sind rund 54.000 Menschen in Deutschland bei dem Automobilzulieferer ZF beschäftigt, weltweit sind es rund 170.000. In Bayern arbeiten in zwölf Betrieben fast 20.000 Beschäftigte - die Hälfte davon in drei Betrieben am größten Standort Schweinfurt. Ende Juli hatte ZF angekündigt, bis 2028 in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze abzubauen. Als Reaktion auf diese Pläne hat die IG Metall gemeinsam mit Beschäftigten der Firma einen bundesweiten Aktionstag angekündigt.

Am Dienstag (10. September 2024) finden an den fränkischen Standorten Schweinfurt und Nürnberg, im oberpfälzischen Auerbach und an anderen deutschen Standorten öffentliche Aktionen statt. Stehen in Nürnberg 400 Jobs auf dem Spiel? Die Deutsche Presseagentur spricht von rund 3000 erwarteten Protestlern am Hauptsitz Friedrichshafen. "Auch Saarbrücken mit derzeit 10.000 Beschäftigten beteiligt sich an dem Aktionstag. Die Belegschaft in Mannheim wollte mit einem Autokorso protestieren."

Horst Ott, bayerischer IG Metall Bezirksleiter, lässt in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft verlauten: "Wir wehren uns gegen diesen Frontalangriff des Vorstands auf die Beschäftigten." ZF hatte sich gegenüber inFranken.de bereits Anfang 2024 zu den Plänen geäußert

Erstmeldung vom 06.09.2024, 15 Uhr: Öffentlichkeitswirksame Aktionen am Standort Schweinfurt - Protest gegen geplanten ZF-Stellenabbau

Eklatantes Managementversagen sei der Ursprung für die aktuelle problematische Situation, kritisiert Ott: "Wir akzeptieren nicht, dass dafür jetzt die Beschäftigten bezahlen sollen. Sie sind das Fundament der Stärke von ZF und kein Ballast, den der Vorstand einfach abwerfen kann". Er verlangt vom ZF-Vorstand, den Stellenabbau zu stoppen und fordert "eine Beschäftigungssicherung bis 2030 und die Vergabe von Produkten an heimische Standorte". Aus Kostengründen wolle das Unternehmen eine Vielzahl an neuen Produkten für die E-Mobilität ins günstigere Ausland zu verlagern. Es sei sogar geplant, im europäischen Ausland und in Asien die Beschäftigtenzahlen erheblich zu erhöhen.

Dagegen soll am Dienstag (10. September 2024) an bayerischen ZF-Standorten protestiert werden. Die größten öffentlichen Aktionen finden um 12 Uhr mit zwei parallelen Veranstaltungen in Schweinfurt statt, berichtet die Gewerkschaft. Unter dem Motto "Nur mit uns geht’s Richtung Zukunft" wollen die ZF-Beschäftigten zum einen am Haupteingang des ZF-Entwicklungszentrums (EWZ; Röntgenstraße) und zum anderen an der Lkw-Einfahrt des ZF-Werkes Nord (Ernst-Sachs-Straße) auf ihre Forderungen aufmerksam machen.

Bei ZF Gusstechnologie in Nürnberg (Nopitschstraße 71) finde am 10. September 2024 eine weitere öffentlichkeitswirksame Aktion statt. Dort soll eine Kundgebung veranstaltet werden, bei der unter anderem Horst Ott reden wird. Bei ZF im oberpfälzischen Auerbach sei in der Nacht auf den 10. September 2024 eine 0-Uhr-Aktion der Nachtschicht mit Feuershow und Projektionen geplant, so die IG Metall. Weitere Protestaktionen finden an dem Tag in den Betrieben in Passau, Thyrnau, Aschaffenburg sowie tagsüber in Auerbach statt. Weitere News aus Schweinfurt und der Umgebung findest du in unserem Lokalressort.

Vorschaubild: © ZF (Archivbild)