"Müssen wettbewerbsfähiger werden": Streicht Autozulieferer in Nürnberg bis zu 400 Jobs?

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Streicht ZF in Nürnberg bis zu 400 Jobs? "Müssen wettbewerbsfähiger werden"
ZF-Logistikcenter in Schweinfurt. Im Nürnberger Werk sind laut dem dortigen Betriebsratsvorsitzenden bis zu 400 Arbeitsplätze in Gefahr.
Streicht ZF in Nürnberg bis zu 400 Jobs? "Müssen wettbewerbsfähiger werden"
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Der Autozulieferer ZF hat einen weitreichenden Stellenabbau angekündigt. Allein in Nürnberg könnte rund ein Drittel der Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verlieren, erklärt der örtliche Betriebsratschef. Was sagt der Konzern dazu?

Für die deutsche Automobilbranche waren die Zeiten schon einmal rosiger. Die derzeitige Situation bereitet etlichen Akteuren Kopfzerbrechen. Auch der Weltkonzern Schaeffler bekommt die Krise zu spüren. Der Umsatz der Herzogenauracher schwächelt - nur ein einziger Bereich boomt. Deutlich angespannter dürfte allerdings die Lage bei der Firma ZF sein. Der Zulieferer mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee will in den kommenden Jahren bundesweit bis zu 14.000 Stellen streichen. In Nürnberg sind laut einem Medienbericht aktuell rund 1200 Menschen bei ZF beschäftigt, darunter etwa 130 Leiharbeitnehmer.

Die Zukunft vieler Angestellter bei ZF Gusstechnologie Nürnberg steht laut Einschätzung des Betriebsratsvorsitzenden Batuhan Cevik jedoch auf der Kippe. Besonders für die Leiharbeiter sieht es offenbar düster aus, da deren Verträge zum Jahresende wohl nicht verlängert werden. Doch auch die festangestellten Mitarbeiter müssen anscheinend bangen. "Nach meinem aktuellen Kenntnisstand könnten in Nürnberg knapp 400 Stellen in den kommenden zwei Jahren gestrichen werden," wird Cevik in einem Beitrag der Nürnberger Nachrichten zitiert. inFranken.de hat in der ZF-Zentrale nachgehakt, wie es um Nürnberg und die anderen fränkischen Werke bestellt ist. 

Nürnberger ZF-Betriebsratsvorsitzender befürchtet bis zu 400 Stellenstreichungen

ZF liefert Systeme für die Mobilität von Autos, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik. In Franken ist der Konzern in mehreren Städten aktiv. Standorte sind Schweinfurt, Lohr am Main, Aschaffenburg, Karlstein am Main, Nürnberg und Bayreuth. Am Dienstag (10. September 2024) findet ein bundesweiter Aktionstag gegen den weitreichenden Personalabbau bei ZF statt. Sowohl in Nürnberg als auch in Schweinfurt sind vonseiten der IG Metall und der Belegschaft öffentlichkeitswirksame Kundgebungen geplant. Viele Beschäftigte stehen momentan vor einer unsicheren Zukunft.

Am ZF-Standort Nürnberg ist laut Angaben des Betriebsratschefs für das laufende Jahr eine Streichung von 190 Stellen geplant - im nächsten Jahr sollen weitere 100 folgen. Insgesamt summiert sich der geplante Stellenabbau somit auf 290 Arbeitsplätze. "So wie die Lage aussieht und was ich von den Vorständen so höre, kann ich mir aber vorstellen, dass es bis zu 400 werden könnten," stellte Cevik gegenüber den Nürnberger Nachrichten klar. Die Situation ist ihm zufolge dramatischer als zunächst angenommen. "Die Auftragslage sinkt bei uns auch gerade, wir reduzieren derzeit die Schichten."

Laut Cevik wird es schwer sein, so viele Arbeitsplätze allein durch Altersteilzeit abzubauen. Er kommt zu dem Schluss: "Ich befürchte, dass der Stellenabbau nicht in allen Fällen sozialverträglich erfolgt." Dem Bericht zufolge steht Nürnberg aufgrund seiner finanziellen Situation und als energieintensiver Standort unter besonderer Beobachtung. In den Jahren 2022 und 2023 sei die Nachfrage vor Ort sehr hoch gewesen, weshalb sogar Neueinstellungen vorgenommen worden seien. Trotz der guten Auftragslage habe die zentrale Führung aber rigorose Sparmaßnahmen angekündigt, was die Beschäftigten in Nürnberg besonders hart getroffen habe.

Massiver Personalabbau angekündigt: Wie hart trifft es die sechs Standorte in Franken?

Dass ZF den Rotstift ansetzt und Jobs im großen Stil abbaut, war schon länger befürchtet worden. Welche Maßnahmen das Werk in Nürnberg und die fünf weiteren ZF-Niederlassungen in Franken erwarten, ist gleichwohl nach wie vor nicht bekannt. Kommuniziert wurde bislang lediglich, dass bis Ende 2028 bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen sollen. "Die notwendigen Stellenreduzierungen haben wir bisher aus der übergeordneten Perspektive der Bereiche und Produktlinien betrachtet und noch nicht auf Standortebene", teilt ZF-Sprecherin Fabiola Wagner inFranken.de auf Anfrage mit.

"Dieser Prozess beginnt jetzt, weswegen aktuell noch keine standortspezifischen Aussagen möglich sind." Wie andere Zulieferfirmen leidet auch ZF laut Eigenaussage unter den gegenwärtigen allgemeinen Marktbedingungen. Inwieweit es in Franken zu Stellenstreichungen oder gar Schließungen kommen wird, bleibt abzuwarten.

"Wir wollen nicht spekulieren und Spekulationen auch nicht kommentieren", betont Wagner. Kommuniziert werde dann, wenn es belastbare Entscheidungen gebe. "Klar ist: Wir müssen gerade an den deutschen Standorten wettbewerbsfähiger werden", hält die Sprecherin des angeschlagenen Autozulieferers ZF gegenüber inFranken.de fest. Weitere Nachrichten aus Nürnberg findest du in unserem Lokalressort.