Auch Schaeffler bekommt die Krise der Automobilbranche zu spüren. Der Umsatz des fränkischen Zulieferers schwächelt. In einer Sparte gibt es allerdings einen regelrechten Boom.
Das geplante Verbrenner-Aus und die damit einhergehende Transformation stellen viele Automobilzulieferer vor Probleme. Hinzu kommen die allgemeinen harten Rahmenbedingungen des Marktes. Der Autozulieferer ZF will bis Ende 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen. Gut möglich, dass davon auch die sechs fränkischen Standorte betroffen sind. Die Preh GmbH will an ihrem Hauptsitz in Bad Neustadt an der Saale bis zum Jahresende 420 Arbeitsplätze abbauen.
Auch beim Herzogenauracher Industrie-Riesen Schaeffler waren die Zeiten schon einmal rosiger. Die Krise in der Branche geht auch an dem mittelfränkischen Schwergewicht nicht spurlos vorbei. Die Schaeffler-Gruppe steigerte ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2024 gerade einmal um 0,8 Prozent. Das Unternehmen spricht von einem "herausfordernden Marktumfeld". Einen Lichtblick gibt es immerhin - denn ein Geschäftsbereich boomt.
Schaeffler-Umsatz schwächelt: Nur eine Geschäftssparte floriert - das ist der "Wachstumstreiber"
Der international tätige Big Player beschäftigt fast 84.000 Mitarbeiter. In den ersten sechs Monaten des Jahres lag der Umsatz der Schaeffler-Gruppe bei knapp 8,3 Milliarden Euro. Dies geht aus einem am Dienstag (6. August 2024) veröffentlichten Bericht des Auto- und Industriezulieferers hervor. Der geringe Anstieg der Umsatzerlöse war demnach maßgeblich auf einen Volumenanstieg in der Sparte "Vehicle Lifetime Solutions" zurückzuführen. Das Geschäft mit Ersatzteilen und Service floriert offensichtlich. In der Verlautbarung des Zulieferers ist mit Blick auf diesen Unternehmensbereich von einem "Wachstumstreiber" die Rede.
Schaeffler bündelt in seiner kleinsten von insgesamt drei Sparten Produkte, Dienstleistungen und Lösungen zur industriellen Instandhaltung von Maschinen. In den ersten sechs Monaten 2024 erzielte die Sparte "Vehicle Lifetime Solutions" laut Firmenangaben einen Umsatz von gut 1,3 Milliarden Euro. Das deutliche Wachstum um 16 Prozent sei im Wesentlichen auf positive Volumeneffekte zurückzuführen. "Zudem wirkten sich letztjährige Verkaufspreisanpassungen noch positiv auf die Umsatzentwicklung aus", erklärt der Automobilzulieferer in seiner aktuellen Verlautbarung.
Laut Einschätzung von Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld geht die positive Entwicklung der Ersatzteilsparte auf die aktuell niedrigen Verkaufszahlen von Neufahrzeugen zurück. "Das Aftermarket-Geschäft hat mit 228 Millionen Ergebnis im ersten Halbjahr mehr verdient als unsere anderen Sparten", sagte der CEO der Agentur dpa . "In einer Situation, in der die Konsumenten eher Autos reparieren, als Autos zu kaufen, hilft uns das."
Schaeffler-CEO in Sachen E-Mobilität optimistisch - Vitesco-Integration "besser als erwartet"
Leicht zum Wachstum trug dem Unternehmen nach zudem die Sparte "Automotive Technologies" bei. Der Bereich beinhaltet unter anderem Getriebe, Fahrwerksysteme und Komponenten für Elektromotoren. Rosenfeld nimmt an, dass E-Autos trotz des momentan schwachen Markts ein Wachstumsgeschäft bleiben: "Wir haben Aufträge für dreieinhalb Milliarden hereingeholt, davon 2,1 Milliarden aus der E-Mobilität", konstatierte der Schaeffler-Chef. "Das Geschäft ist trotz Gegenwinds noch gewachsen, zum Teil auch stärker als der Markt."
Nach der Fusion mit dem Autozulieferer Vitesco sollen die Produkte für E-Fahrzeuge eine eigene neue Sparte werden. In der Folge umfasst das Portfolio von Schaeffler künftig vier statt drei Bereiche. Die Integration von Vitesco läuft Rosenfeld zufolge "besser als erwartet". Die Eingliederung verlaufe erfolgreich. "Unser Motto 'gemeinsam stärker' zahlt sich aus", wird Rosenfeld in der Firmenmitteilung zitiert. "Wir befinden uns auf der Zielgeraden, um den Zusammenschluss beider Unternehmen wie geplant zum 1. Oktober 2024 zu realisieren."