Schweinfurt/Hammelburg
Prozess

Mädchen erlebt Martyrium? Mutter soll Tochter zur Prostitution gezwungen haben

Eine junge Frau soll laut Anklage von ihrer eigenen Mutter und dem Partner ihrer Mutter zur Prostitution gedrängt worden sein. Der Mann soll sich an ihr vergangen haben, als sie noch minderjährig war. Der Prozess ist in vollem Gange.
Prozess wegen mutmaßlichem sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen
Die Angeklagte sitzt mit Kapuze im Gerichtsaal. Foto: Heiko Becker (dpa)

Da sie sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen worden sein soll, sagte am Freitag (27. Januar 2023) eine junge Frau vorm Landgericht Schweinfurt gegen ihre eigene Mutter und deren Lebensgefährten aus. Die inzwischen 24-jährige Frau soll laut Anklage als Jugendliche etliche Male vom Partner ihrer Mutter sexuell missbraucht und schließlich als junge Erwachsene von Mutter und Partner zur Prostitution überredet worden sein. Da es um das Intimleben des Opfers ging, fanden Zeugenaussage und Großteile der Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Während die als Zeugin geladene Frau laut einem Gerichtssprecher umfassend aussagte, äußerten sich die Angeschuldigten nicht zu den Vorwürfen. Der 51 Jahre alte Mutter der jungen Frau werde nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) Beihilfe zum sexuellen Missbrauch und Zwangsprostitution vorgeworfen. Ihrem 54-jährigen damaligen Lebensgefährten werde sexueller Missbrauchs, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen.

Der Angeklagte soll sich zwischen etwa 2013 und 2016 im Raum Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen) an der minderjährigen Tochter seiner Partnerin vergangen haben. Zudem soll er später das inzwischen volljährige Opfer im Internet für sexuelle Dienstleistungen angeboten haben. Die Mutter der jungen Frau habe den Missbrauch laut Anklage aus Angst verlassen zu werden, gebilligt und ihre Tochter ebenfalls zur Prostitution ermutigt. Laut den Ermittlern soll sie ebenfalls als Prostituierte gearbeitet haben. Beide Frauen - Mutter und Tochter - fühlten sich laut Anklage vom Angeklagten wirtschaftlich abhängig.

Bis zum Prozessende dürfte es noch etwas dauern. Denn schon beim Prozessauftakt Mitte Januar hatte die Verhandlung wegen Anträgen der Verteidigung noch vor dem Verlesen der Anklage unterbrochen werden müssen. Auch der zweite Prozesstag am Freitag zog sich laut dpa aufgrund verschiedener Anträge und Diskussionen über den Prozessablauf, etwa über die Sitzordnung.

Außerdem habe die Vernehmung der jungen Frau, die im Prozess nicht nur als Zeugin auftritt, sondern auch als Nebenklägerin, viel Zeit in Anspruch genommen. Ihr Anwalt habe sich gewünscht, dass seine Mandantin nicht umfassend vor Gericht aussagen müsse. Stattdessen sollte zunächst das Video einer bereits erfolgten Aussage abgespielt werden. Dem Wunsch kam der vorsitzende Richter allerdings nicht nach. Die Frau musste daher mehrere Stunden mit ihren mutmaßlichen Peinigern zusammen im Gerichtssaal sitzen. Sie werde durch den Prozess psychologisch begleitet. Der nächste Verhandlungstermin ist wohl für den 9. Februar geplant. (Aktenzeichen: 1 KLs 8 Js 14058/21).