Gaststätten sollten nicht nur über Personalprobleme jammern, sondern auch über die Ursachen nachdenken, findet der Schweinfurter Gastronom Max Matreux. Er sieht einen Missstand bei der Ausbildung - und ein massives Qualitätsproblem.
Das Gaststättensterben in Franken setzt sich weiter fort. Auch in diesem Jahr schlossen Lokale wegen Personalnot oder Nachfolgemangels. Die Azubi-Not und Abbrüche kämen jedoch nicht von ungefähr, sagt der Schweinfurter Gastronom und zweiter Kreisvorsitzender des DEHOGA Bayern Max Matreux im Gespräch mit inFranken.de.
Der Prüfer im IHK-Prüfungsausschuss glaubt, die Ursache in der Art erkannt zu haben, wie viele Betriebe ausbilden. Bei den Zwischenprüfungen beobachte er immer wieder, "dass die Azubis nichts gelernt haben", wie er plakativ ausdrückt. Dementsprechend überfordert seien sie dann bei ihrem ersten Arbeitgeber.
"Fremdsprache, die viele Kollegen nicht richtig rüberbringen": Schweinfurter Gastronom bemängelt Ausbilder
Die IHK gebe vor, welche Zubereitungen in Ausbildungen beigebracht werden müssen. "Zum Beispiel geht es um einfache Dinge, wie Teigarten, es geht um Vorspeisen oder Desserts. Das ist wie eine Fremdsprache, die viele Kollegen nicht richtig rüberbringen", führt Matreux aus, der auch das Restaurant "Kugelmühle" in Schweinfurt leitet. Einen viel zu großen Platz nehme die Arbeit mit Convenience-Food und Fertigprodukten ein. "Welchen Spaß macht es, ein fertiges Schnitzel einfach nur in die Pfanne zu geben?"
Auszubildende müssten "das Kochen von der Pieke auf lernen, mit frischen Produkten vom Markt umgehen können", betont er. Das fehle in vielen Betrieben. "Man hat Verantwortung gegenüber jungen Menschen und sollte diese wahrnehmen." Unglaublich deprimierend sei es für junge Fachkräfte, wenn sie schon nach dem ersten Tag beim neuen Arbeitgeber verzweifelt und überfordert nach Hause gingen, wie er in seinem eigenen Betrieb erlebt habe.
"Es ist nach wie vor ein schöner Beruf", macht er deutlich. Die häufigen Bedenken, man werde in der Branche nur ausgenutzt, die Bezahlung sei unbefriedigend und der Arbeitsalltag ermögliche nicht genügend Freizeit, seien seiner Ansicht nach jahrzehntealte Klischees, die mit der modernen Arbeitswelt "nichts zu tun" hätten.
"Kugelmühle"-Chef schließt an Wochenenden komplett - "Harmonie zwischen Freizeit und Arbeit"
Gewiss bringe die Gastrobranche stressige Phasen mit sich, erfordere Fleiß und Engagement. Jeder müsse selbst für sich entscheiden, ob er den Anforderungen gerecht werden möchte. Seine Devise lautet dabei: "Die Harmonie zwischen Freizeit und Arbeiten muss gegeben sein."
So ist die Kugelmühle an Wochenenden geschlossen. Dass er dort keinen Personalmangel spüre, führt er unter anderem darauf zurück. Essenziell seien auch innerbetrieblicher Unterricht und Fortbildungen. Diejenigen, die in der Gastro-Branche arbeiten wollen, sollten sich intensiver informieren, bei wem sie sich ausbilden lassen, so sein Rat. Für eine Verbesserung der Situation fordert er zudem regelmäßige Kontrollen der Ausbildungsbetriebe.
Er hat ja mit vielem Recht.
Aber ausgerechnet die Kugelmühle? Die haben ein satt-selbstzufriedenes Publikum, das es sich nur zu gern und auch locker leisten kann, selbst in der Schweinfurter Provinz das Sehen-und-gesehen-werden-Spielchen zu entsprechenden Preisen zu spielen. Das ist aber halt für weite Teile der Gastronomie hier und auch anderswo absolut nicht repräsentativ. Wo man es mit Gästen zu tun hat, die Quantität allemal über Qualität stellen. Das sind die Leute, die sich republikweit täglich in entsprechenden Leserbriefkolumnen austoben und mit einem unfassbaren Hass auf den angeblich die armen Kunden übervorteilenden Wirt diesen an den Internetstammtischpranger stellen.
Convenience ist freilich teuer. Aber die damit eingesparten Personalkosten wiegen das mehr als auf.
Solchem Publikum etwas anderes zu bieten, ist in jeder Hinsicht aussichtslos. Und damit erledigt sich auch Matreux's Aufruf zu strengeren Anforderungen in der Ausbildung, so berechtigt er in der Sache auch ist: Wo denn noch?
Wohl dem, der vernünftig selbst kochen kann...