Grabungen auf der Milseburg - archäologische Führung am Donnerstag, 18. August
Die Milseburg ist ein sagenumwobener Berg in der hessischen Rhön. So erzählt beispielsweise die Sage vom Riesen Mils und dem Heiligen Gangolf die Geschichte um den "Gangolfsbrunnen". Weniger mystisch und sagenhaft geht es derzeit bei den archäologischen Ausgrabungen an der Milseburg zu. Stein für Stein wird untersucht, ob es sich um ein Relikt aus vorchristlicher keltischer Zeit handeln könnte. Junge Frauen und Männer knien auf der Erde und sortieren voller Sorgfalt gefundenes Material. Es handelt sich um angehende Archäologen der Philipps Universität Marburg, die seit einigen Wochen der Geschichte der Milseburg auf der Spur sind.
Dass auf der Milseburg in vorchristlicher Zeit eine keltische Anlage bestand, ist seit langem bekannt. Schon vor 100 Jahren wurde im Gebiet rund um die Milseburg geforscht.
Ende des 19. Jahrhunderts machte der Fuldaer Heimatforscher Josef Vonderau den Anfang.
In den Jahren 2003 und 2004 gab es weitere Ausgrabungen, die zur Teilrekonstruktion der Befestigungsanlage am Ostwall führten. Fuldas Stadt- und Kreisarchäologen Dr. Frank Verse wollte an diese Forschungsergebnisse anknüpfen und nahm in 2014 Kontakt mit der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservat auf. Thorsten Raab war sofort begeistert, die Geschichte der Milseburg erneut unter die Lupe zu nehmen.
Als Kooperationspartner konnte Dr. Ulrike Söder von der Philipps Universität Marburg gewonnen werden. In den vergangenen zwei Jahren gab es nun mehrere Grabungseinsätze mit Archäologie-Studenten. Im Bereich der Kernanlage wurden an verschiedenen Stellen sogenannte Podien angelegt, um Stück für Stück Einblick in die Geschichte der Milseburg zu bekommen.
Ein Podium ist ein terrassierter Bereich, bei dem ein Hang soweit eingeebnet ist, dass eine oder mehrere Hütten (Wohnplätze oder Werkstätten) darauf errichten werden konnten. "Jede Grabung bringt neue Erkenntnisse zu Tage. Derzeit haben wir gerade mal ein Prozent der gesamten Flächen untersucht", sagte Verse. Nach drei Jahren Grabungsarbeiten konnte er zumindest eine Zwischenbilanz ziehen: "Die Besiedlungsgeschichte ist weitaus älter als bisher angenommen. Bis ins 6. Jahrhundert vor Christus reicht sie zurück. Die Bewohner der Milseburg hatten weitreichende Handels- und Kulturbeziehungen." Gefunden wurde unter anderem eine Bronzefibel aus der Hallstattzeit (frühe Eisenzeit), 150 Jahre älter als alle bisherigen Funde. Eine Seltenheit sei die zwei Zentimeter große paukenförmige Fibel, die den Kelten dazu diente, Kleidungsstücke zusammenzuhalten.
Ebenso wie die gekröpfte Nadel, die eigentlich nur aus südlicherem Raum bekannt sei. "Wir glauben, sie stammt aus Handelsbeziehungen", vermutet Verse.
Eisennägel
Dr. Ulrike Söder zeigte verschiedene Relikte aus Keramik, aber auch Nägel aus Eisen oder Schmuck wurde gefunden. Es sei oft gar nicht so einfach, die Funde zu erkennen, denn der gebrannte Ton sehe auf den ersten Blick wie Stein aus. "Wir halten alles was wir finden, mehrfach in der Hand. Wir müssen genau hinschauen." Genau unter die Lupe genommen werden auch die vielen Steine, denn auch sie können Auskunft über das Leben der Kelten auf der Milseburg geben. Söder verweist auf einen flachen Stein, der eine deutliche Einbuchtung zeigt. "So ein Stein könnte zum Reiben von Getreide verwendet worden sein." Alles was gefunden wird, kommt in durchsichtige Tütchen, die mit dem genauen Fundort beschriftet werden.
Durch die Grabungsarbeiten und die Anlage eines Podestes seien auch interessante Einblicke in die Geländestruktur möglich geworden, erklärte die Archäologin. "Wir haben mehrere Pfostengruben und Reste einer Feuerstelle gefunden."
Selbst wenn nur ein Prozent der Milseburg erforscht sei, können über die damalige Anlage Aussagen getroffen werden. Dr. Verse erklärte: "Die Milseburg war früher dicht besiedelt, der ganze Hang war bewohnt. Die Landschaft sah völlig anders aus, die Milseburg war entwaldet, schon von weitem war sie als besiedelter Berg wahrnehmbar mit ihrer stadtartigen Siedlung. Rauch stieg von den Dächern auf, Mauern und Gebäude waren zu sehen und eine Befestigungsanlage", zeichnete Verse ein Bild der Milseburg vor rund 2.500 Jahren. Am Donnerstag, 18. August, 18 Uhr findet eine archäologische Führung an der Milseburg statt. Treffpunkt ist der untere Parkplatz. Geschichte der Milseburg und Grabungsfunde werden erläutert.