Im Auftrag des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld hat der Hobbybastler Siegfried Schwinn die Synagoge von Königshofen im Grabfeld nachgebaut
Endlich kann man sich heute vorstellen, welch imposantes Bauwerk die Synagoge von Königshofen im Grabfeld war. Erbaut im Jahr 1904 stand sie knapp 50 Jahre, dann wurde sie dem Erdboden gleich gemacht. Ein Nachbau wurde nun von Siegfried Schwinn, der in Zimmerau geboren wurde und heute in Sylbach bei Hassfurt zu Hause ist, in mühevoller Kleinarbeit erstellt. Seit vielen Jahren erstellt er historische Bauten im Maßstab 1:100 aus Bastelholz. Von ihm stammen Modelle von Schloss Sternberg, Schloss Brennhausen oder auch das vom heute nicht mehr vorhandenen Schloss Kleineibstadt.
Im Auftrag des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld hat der Hobbybastler in den vergangenen Monaten nach historischen Bildern und einer Luftaufnahme die Synagoge von Königshofen im Grabfeld nachgebaut.
"Nun kann man sich endlich einmal vorstellen, was für eine wunderschöne Synagoge unsere Stadt hatte", sagte Vereinsvorsitzender Hanns Friedrich. Er hatte die Idee für den Nachbau, nachdem er das Modell von Schloss Kleineibstadt gesehen hatte. Zweiter Vorsitzender Reinhold Albert stellte den Kontakt zu Siegfried Schwinn her, ein Schulfreund von einst. Der machte sich ans Werk und hat die Synagoge im Modell nachgebaut.
Es ist sicher ein ungewöhnliches Hobby, das Siegfried Schwinn betreibt. Angefangen hat alles vor einigen Jahren, als er eine nachgebaute Windmühle entdeckte und dann seine erste eigene Windmühle nachbaute. Hatte er diese Fingerfertigkeit und Vorstellungskraft schon immer? Siegfried Schwinn und Reinhold Albert schmunzeln und sagen, dass er schon in der Dorfschule von Sternberg sehr gerne bastelte.
Wie geht so ein Nachbau vor sich? "Zunächst fotografiere ich das betreffende Gebäude von allen Seiten und dann lege ich an das
betreffende Objekt eine Art Maßstab an, um die Dimensionen besser abschätzen zu können." Wenn das Gebäude noch steht, wird es genau vermessen, ein Plan gezeichnet und dann kann es mit dem Basteln los gehen. Das Material ist Bastelspan, Balsaholz, aber auch abgebrannte Streichhölzer. Schwieriger wird es, wenn Gebäude nicht mehr vorhanden sind, so wie das Schloss Kleineibstadt oder auch nun die Synagoge von Königshofen. "Dann muss ich mich nach Fotografien richten und mit dem auskommen, was ich vorfinde."
Ausmessen kann das Gebäude nicht, sondern muss die Ausmaße abschätzen. In Bad Königshofen hat ihm dabei vor allem ein Luftbild geholfen, denn die Synagoge ist meist nur von der Vorderseite fotografiert worden.
Zwar waren auch alte Pläne vorhanden, aber erst beim Blick von oben erkannte man einen kleinen hinteren Anbau, eine Art Apsis, in dem die Thora untergebracht war, erklärt Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. Das Modell der Synagoge hat eine Breite von 25 Zentimetern, eine Höhe von 26 Zentimetern und eine Länge von 35 Zentimetern.
Zur Synagoge in Königshofen weiß Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert, dass sie schräg gegenüber dem Elisabethaspital entstanden ist. Die Pläne dazu fertigte Baumeister Michel aus Marktbreit, finanziert wurde die Synagoge durch die jüdische Gemeinde Königshofen und im Jahr 1904 eingeweiht. Die Bauleitung hatte der kunstverständige Baumeister Valentin Trott aus Königshofen. Die Kosten für den Bau aus weißem Sandstein betrugen etwa 40.000 Mark.
Der damalige Spitalpfarrer Dr.
Frank vermerkte im Erbauungsjahr zu diesem jüdischen Gotteshaus: "Die israelitische Gemeinde wird es gewiss niemals bereuen, aus eigenen Kräften den Bau hergestellt zu haben, der ein bleibendes Denkmal ihres Glaubens und ihrer Gottesliebe ist. Ich glaube keinem Widerspruch zu begegnen, wenn ich sage, dass der geschmackvolle, elegante, formgerechte Bau es auch verdient, ein Schmuck für Königshofen und eine Zierde des ganzen Grabfeldgaues genannt zu werden."
Die offizielle Einweihung der Synagoge waren ein Freudenfest für die ganze Stadt mit zahlreichen Gästen von auswärts gekommen, sagt Reinhold Albert. Marktplatz und Rathausstraße bis zur Synagoge waren mit Triumphbögen, Girlanden und Fahnen geschmückt. Zahlreiche Ehrengäste waren anwesend, vorneweg der königliche Bezirksamtmann Thomas, die katholische Geistlichkeit, die Bürgermeister, die Stadtverwaltung und die Beigeordneten.
1925 wurde die Synagoge erstmals renoviert, vier Jahre später wurde eine Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen vier Gemeindemitglieder angebracht.
Beim Pogrom 1938 wurden Inneneinrichtung und die Ritualien zerstört, das Gebäude aber kaum beschädigt. Während der Kriegsjahre diente die Synagoge als Unterkunft für australische Kriegsgefangene.
1949 findet man im Archiv der Stadt ein Schätzgutachten des Kreisbaumeisters in dem es heißt, dass das Gebäude eine Länge von 14 Meter und eine Breite von 13,80 Metern hat. Es war acht Meter hoch. Auf 6.500 DM wurde die Synagoge geschätzt. Schon damals scheint man an den Abbruch gedacht zu haben. Der erfolgte im Jahr 1952, als das Gebäude an Paul Grünewald für 7.500 DM auf Abbruch von der Jewish Restitution Successor Organization Inc. (Jüdische Restitutionsnachfolger-Organisation) mit Sitz in New York verkauft wurde.
hf