Update vom 23.01.2025: Tiergarten öffnet, doch einige Bereiche noch geschlossen
"Der Tiergarten der Stadt Nürnberg ist ab Freitag, 24. Januar 2025, mit kleinen Einschränkungen wieder geöffnet. Die großflächige Beprobung des Vogelbestands hat keinen Nachweis von Vogelgrippe ergeben", erklärt die Stadt. Geschlossen bleiben demnach noch alle Häuser, in denen Vögel frei fliegen, sowie alle begehbaren Volieren. Besondere Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen sollen zum Schutz der Tiere bis einschließlich 10. Februar in Kraft bleiben.
Im Zeitraum der Einschränkungen gelten ermäßigte Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 10 Euro, Kinder 2,50 Euro, Jugendliche und Erwachsene mit Nürnberg-Pass 5 Euro. Eine Familienkarte kostet 25 Euro, eine Teilfamilienkarte 15 Euro. Führungen, Kindergeburtstage und Begegnungen mit dem Lieblingstier ohne Kontakt zu Vögeln sind ab Montag, 27. Januar, wieder möglich.
"Der Tiergarten gilt nach wie vor als Vogelgrippe-Kontaktbetrieb: Die speziellen Vorsichtsmaßnahmen bleiben in den kommenden Wochen bestehen, um den eigenen Bestand zu schützen", führt die Stadt fort. Bis einschließlich 10. Februar bleiben deshalb das Manati-, Wüsten-, Raubtier- und Tapirhaus und der Bauernhof im Kinderzoo geschlossen. Geöffnet sind neben den Außenanlagen das Affenhaus, das Naturkundehaus, die Delfinlagune, der Blaue Salon, der Klimawaldpfad und alle Spielplätze.
Mitarbeitende, die in Revieren mit Vögeln arbeiten, wechseln darüber hinaus nicht zwischen verschiedenen Revieren, heißt es weiter. "Vögel bleiben soweit möglich in ihren Ställen, ihr Kot wird gesondert gesammelt. Eine erneute Beprobung der Vogelbestände am Freitag, 7. Februar, soll dann darüber Aufschluss geben, ob sich noch Tiere im Tiergarten mit dem Virus infiziert haben", so die Stadt. Je nach Ergebnis werde der Tiergarten in enger Abstimmung mit dem Veterinär- und dem Gesundheitsamt Nürnberg sowie der Regierung von Mittelfranken dann entscheiden, wie er weiter vorgeht.
Gut Mittelbüg bleibt für die Öffentlichkeit geschlossen. Der Stall der Tiere werde nun intensiv gereinigt und desinfiziert. Die Einstreu und Tierkörper werden laut Stadt unterdessen unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen 42 Tage lang hermetisch abgeschlossen gelagert und anschließend entsorgt.
Update vom 17.01.2025: Verdacht auf Vogelgrippe bestätigt, Tiergarten bleibt geschlossen
Wie die Stadt Nürnberg in einer Mitteilung erklärt, hat sich der Verdacht auf das Vogelgrippe-Virus bei den verstorbenen Tieren bestätigt. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) konnte demnach die positiven Testergebnisse der drei Weißstörche bestätigen und zudem den hochpathogenen Vogelgrippe-Subtyp H5N1 nachweisen.
Wie das Institut auf seiner Internetseite erklärt, sei diese Form der Geflügelpest für Hausgeflügel hochansteckend und verlaufe mit schweren allgemeinen Krankheitszeichen. In Extremfällen könne diese auch auf Menschen übertragen werden "und dort tödlich verlaufende Erkrankungen auslösen".
Da die Tiere sich noch vor wenigen Tagen im Tiergarten selbst befanden, gilt durch das hohe Ansteckungsrisiko höchste Vorsicht. Schon als es sich nur um einen Verdacht handelte, wurden dementsprechende Maßnahmen zum Schutz der anderen Tiere eingeleitet. "Diese bleiben bestehen", teilt Sprecher Andreas Franke nun mit. Dabei handle es sich um die sogenannte Aufstallung der Tiere, die Untersuchung von verschiedenen Vogelarten und Hygienemaßnahmen für die Mitarbeiter.
"Aviäre Influenza": Tiergarten Nürnberg ist kein Einzelfall
Für andere Geflügelhalter in der Region hat der Fall jedoch aktuell keine Konsequenzen. Sie sind allerdings angehalten, die Biosicherheitsmaßnahmen und Hygieneregeln streng einzuhalten. Außerdem teilte die Stadt mit: "Der Tiergarten Nürnberg bleibt bis auf Weiteres vorsorglich geschlossen." Auch im Geflügelpest-Verzeichnis des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist der Vorfall bereits registriert.
Der Tiergarten ist allerdings bei weitem kein Einzelfall: In ganz Deutschland gebe es derzeit 21 Fälle der sogenannten "aviären Influenza", wie die Vogelgrippe in Fachkreisen genannt wird. Das zeigt das Tier-Seuchen-Informations-System (TSIS) des Friedrich-Löffler-Instituts. Demnach handle es sich bei 17 dieser Fälle um Vögel in Haltung - vier Befälle seien außerdem bei wildlebenden Vögeln registriert worden.
Wie das FLI mitteilt, wurden in den letzten Wochen in Bayern gleich mehrere Fälle verzeichnet. So etwa bei privaten Haltern in Garmisch-Patenkirchen, bei einem Mastbetrieb in Ansbach und auch bei Enten und Gänsen im Augsburger Zoo vor knapp drei Wochen. "Seit Oktober werden auf täglicher Basis HPAIV H5-Ausbrüche bei Geflügel und Fälle bei Wildvögeln in Europa und Deutschland gemeldet", heißt es in einer Risikoeinschätzung des Instituts. Das Risiko von HPAIV H5-Einträgen in deutschen Geflügelhaltungen und Vogelbeständen in zoologischen Einrichtungen durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln werde darum weiterhin als hoch eingestuft.
Erstmeldung vom 16.01.2025: Tiergarten Nürnberg schließt wegen Vogelgrippe-Verdacht
Wie der biologische Leiter und stellvertretende Direktor des Zoos Jörg Beckmann gegenüber News5 erklärt, handelt es sich bei der Vogelgrippe um ein Virus, das theoretisch auch auf Menschen übergehen könnte. Jetzt gehe es aber primär um den Schutz des Vogelbestandes. Nicht jede Art sei gleich empfänglich und auch innerhalb der Arten gebe es Individuen, die an der Vogelgrippe sterben und andere nicht.
Die Gäste reagieren auf die Schließung verständnisvoll, ist sein Eindruck. "Das Thema Vogelgrippe ist ja präsent und bis jetzt haben wir das Gefühl, alle verstehen unsere Entscheidung und gehen da auch mit." Wie groß die Gefahr sei, dass das Virus zwischen den Vögeln weitergegeben worden sein könnte, ist laut Beckmann am Donnerstag noch nicht abschätzbar.
Zwei Schäden sieht der Experte durch den Vorfall: zum einen den finanziellen Schaden für den Tiergarten durch die Schließung und zum anderen ein möglicher Schaden im Vogelbestand im Sinne des Artenschutzes.
Das sieht der Seuchenplan vor
Aktuell prüft das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) laut Stadt die eingesandten Proben – bis zu einer eindeutigen Diagnose durch das FLI gilt der Vorfall zwar "nur" als Verdachtsfall. Dennoch haben das Veterinäramt des Landkreises Nürnberger Land und das Veterinäramt der Stadt Nürnberg für den Tiergarten spezielle Maßnahmen angeordnet, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.
Um eine mögliche Ausbreitung der Seuche zu verhindern, haben die Veterinärämter des Landkreises Nürnberger Land und der Stadt Nürnberg für das Gut Mittelbüg und den Tiergarten spezielle Maßnahmen angeordnet. Dazu gehören die sogenannte Aufstallung diverser Vögel, also das Einsperren der Tiere in abgeschlossenen Ställen. Außerdem die Untersuchung empfänglicher Vogelarten in der Außenstelle sowie im Tiergarten selbst, sowie spezielle Hygienemaßnahmen, die die Mitarbeitenden im Tiergarten und in der Außenstelle einzuhalten haben.
Der Seuchenplan, den der Tiergarten für den Fall eines Ausbruchs entwickelt hat, sieht unter anderem auch die Einteilung des Tiergartens und seiner Vogelpopulationen in Seucheneinheiten vor. Mit infizierten Tieren in Berührung gekommene Flächen und Gegenstände werden gereinigt und desinfiziert.
Auch Geflügelhalter zur Vorsicht angehalten
Für Geflügelhalter in der Region besteht hingegen derzeit keine generelle Aufstallungspflicht für Geflügel. Die Geflügelhalter sind jedoch angehalten, die Biosicherheitsmaßnahmen (z.B. Schutz vor Wildvogelkontakt, Hygiene beim Umgang mit Tieren) zum Schutz ihrer Tierbestände zu überprüfen und streng einzuhalten.
Schon am Ende des vergangenen Jahres hat es in Oberfranken einen Vogelgrippe-Ausbruch gegeben. Derzeit beschäftigen sich die deutschen Behörden aber eigentlich verstärkt mit dem Ausbruch einer anderen Tierseuche.
Vorschaubild: © Tiergarten Nürnberg / Anna Böhm