Deswegen steht Markus alias Tessa Ganserer nun in Frauenklamotten vor dem Reichstag und kritisiert den Gesetzentwurf von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Der würde den dritten positiven Geschlechtseintrag nur denjenigen Personen ermöglichen, die mit einer ärztlichen Bescheinigung nachweisen könnten, dass bei ihnen eine "Variante der Geschlechtsentwicklung" vorliegt. "Damit würde nicht allen intergeschlechtlichen Menschen der Zugang zur ,Dritten Option` eröffnet", betont Markus/Tessa Ganserer und fordert ein Gesetz zur Anerkennung der selbstbestimmten Geschlechtsidentität, das "allen transidenten und intergeschlechtlichen Menschen" Rechnung trägt. Nach der "Ehe für alle" wollen die Grünen nun offensichtlich mit Tessa alias Markus Ganserer verstärkt auf das Thema "gleiche Rechte für alle" setzen.
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Bereits im Juli versprach Claudia Roth, die grüne Bundestagsvizepräsidentin, sich für die Gleichstellung von Regenbogenfamilien und die Abschaffung des Transsexuellengesetzes einzusetzen. "Wir werden, bis es soweit ist, nerven ohne Ende", soll Roth ihren Zuhörern beim "Regenbogensonnentag" im Bayerischen Landtag kurz vor den Wahlen versprochen haben. Damals im Sommer 2018 war noch der grüne Fraktionsvorsitzender Ludwig Hartmann der queerpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion. Und Markus Ganserer beschäftige sich wahrscheinlich noch hauptsächlich mit Verkehrs- und Forstpolitik.
Heimlich habe er nach eigenem Bekunden schon damals seit ein paar Jahren gerne Frauenkleider getragen. Selbst engste Mitarbeiter wollen von der heimlichen Leidenschaft des Politikers allerdings nichts mitbekommen haben. Viele seiner Wähler dürften erst recht nichts von der Vorliebe des Grünen gewusst haben. Selbst andere grüne Politiker aus Nürnberg wie Stadträtin Elke Leo haben von der heimlichen Leidenschaft des Parteikollegen nichts gewusst. "Ich finde es aber toll, dass er es nun öffentlich gemacht hat", sagt die grüne Stadträtin am Freitag auf Anfrage dieses Medienhauses.
Keine Aufregung über Coming-Out
Parteiintern habe es "überhaupt keine Aufregung" über das Coming-out gegeben, berichtet Leo aus der Partei. "Jeder wird so akzeptiert, wie er ist", betont Leo, Sprecherin für Frauen- und Gleichstellung, weiter. Auch die fränkische Fraktionskollegin im Maximilianeum und grüne Landtagsabgeordnete aus Roth, Verena Osgyan, freut sich über das Coming-out ihres Parteifreundes. "Das ist ein mutiger Schritt, der noch viel in Bewegung setzen wird", ist sich Osgyan sicher. Parteiintern sei das Coming-out nicht diskutiert worden. "Wir sind grün, für uns ist das ganz normal."
Im Wahlkampf hatte sich Ganserer bis zuletzt noch als "ganz normaler" Mann präsentiert. Warum er sich beispielsweise erst nach und nicht vor seiner erfolgreichen Wiederwahl ins Landesparlament für das Coming-out entschiedet hat? Fragen wie diese lässt Ganserer derzeit unbeantwortet. Ein Münchner Mitarbeiter des Nürnberger Abgeordneten lässt via Mail lediglich ausrichten, dass sich Markus Ganserer "zu seiner Transidentität" nicht mehr äußern wolle. Aus seiner Sicht sei "alles gesagt". Selbst über Tessa wolle er nicht mehr sprechen. Nur in deren Kleider schlüpfen will er offensichtlich. Und das nicht nur privat. Sondern auch als Politiker.
Die wichtigsten Infos zu Grünen-Politiker Markus/Tessa Ganserer
Geburt Markus Ganserer wurde 1977 in Zwiesel im Herzen des Bayerischen Waldes geboren.
Beruf Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte Ganserer in seiner Heimat zunächst eine Berufsausbildung zum Forstwirt. Nach dem Zivildienst studierte er Wald und Forstwirtschaft an der Fachhochschule Weihenstephan.
Politik 1998 ging Ganserer zu den Grünen. Ein Jahr später gründete er die "Grüne Jugend Regen" und die "Grüne Jugend Niederbayern". Von 2005 bis 2013 arbeitete Ganserer als Mitarbeiter des grünen Landtagsabgeordneten Christian Magerl.
Landtag Nach einer erfolglosen Kandidatur im Jahr 2008 gehört Ganserer seit 2013 ununterbrochen dem Bayerischen Landtag an. Im November hat sich Ganserer als erster Politiker in Deutschland öffentlich zu seiner Transsexualität bekannt. Heute ist der Nürnberger Abgeordnete queerpolitischer Sprecher/in der grünen Landtagsfraktion.
Homepagewww.markus-ganserer.de
Ich bin in dieser Hinsicht zwar ziemlich liberal eingestellt, frage mich aber doch: Wie sag ichs meinem Kinde? Wie stehen die Kinder solcher Menschen, die zwischen zwei Geschlechtern je nach Tageslaune hin-und herschwenken dazu. Wie erklärt man ihnen, warum Papa heute Rock und morgen Hose trägt. Wie mögen die Freunde der Kinder darauf reagieren, deren Eltern. Man kann hier auch nicht von allen Personen bedingungsloses Verständnis für diese Situation erwarten. Sicher nicht alles so einfach.