Es begann mit einem Brief, der dem DB Museum Nürnberg "eine völlig unverhoffte Erbschaft ankündigte". Per Post folgte dann "eine kleine Sensation" - ein Zeitzeugnis der Eisenbahn-Geschichte.
In verschiedenen Ausstellungen zeigt das DB Museum Nürnberg die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland. Dabei gibt es unter anderem Modelleisenbahnen und große Originale zu bestaunen. Die Exponate sind jetzt um ein Objekt reicher geworden, das das Museum in einem Beitrag als "kleine Sensation" bezeichnet. Zunächst habe ein Brief des Amtsgerichts Frankfurt "eine völlig unverhoffte Erbschaft" angekündigt, wie auf der Webseite zu lesen ist.
Wenige Tage später sei per Post eine Zigarrenschachtel mit goldenen Scharnieren gelandet. Im Inneren fand das Team ein Porzellangemälde mit dem Porträt von William Wilson. Laut dem Museum ging der gebürtige Engländer aus dem 19. Jahrhundert als "legendärer Lokführer" in die Geschichte ein. Dessen Ururenkel habe vor seinem Tod verfügt, dass das Gemälde nach 184 Jahren im Familienbesitz an das Museum gehen soll, heißt es.
DB Museum Nürnberg erhält besondere Erbschaft - William Wilson war eingereister "Publikumsliebling"
Wilson habe die Lokomotive Adler auf Deutschlands erster Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth gefahren. Wie auf dem Gemälde zu sehen, war er damals in die "zeittypische Herrenkleidung mit gestärktem Vatermörderkragen, voluminöser Halsbinde und Frack" gekleidet. "Aufgrund seiner eindrucksvollen Erscheinung auf der Lok" habe man ihn auch den "langen Engländer" genannt.
Im Hintergrund des nur sieben mal fünfeinhalb Zentimeter großen Bildfeldes sei seine Wirkungsstätte abgebildet: Vor der Nürnberger Burg liegt an eine Pappelallee die Strecke der Ludwigs-Eisenbahn. Wie das Museum erklärt, galten solche Kleinstformate als "besonders intim und waren deshalb hochgeschätzte Geschenke - offensichtlich auch in Wilsons Familie".
1835 sei William Wilson mit dem Adler von Newcastle nach Nürnberg gekommen. In seinem Heimatland sei er "trotz seiner Jugend bereits ein geschätzter Mitarbeiter bei Robert Stephenson and Company, der ersten Lokomotivbaufabrik der Welt", gewesen. Wie weiter zu lesen ist, habe Wilson auf Bitte der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft den Adler auf seiner siebenwöchigen Reise von Nordengland nach Franken begleitet.
Gemälde kann bald live angesehen werden - Sprecherin verrät Plan zu speziellem Tag
Hier habe er nicht nur die Montage der Lokomotive geleitet, sondern auch Lokführer ausgebildet - in Deutschland habe es zu dieser Zeit noch keine gegeben. Die Montage der Lokomotive führte er in den Werkstätten von Johann Wilhelm Spaeth am Nürnberger Dutzendteich durch, absolvierte Probefahrten und eröffnete offiziell die erste Strecke am 7. Dezember 1835, fährt das Museum fort.
"Von da an fuhr Wilson zweimal täglich den Adler von Nürnberg nach Fürth und zurück." Mit dem Ende seines achtmonatigen Aufenthalts habe er keinen Wunsch verspürt, nach Hause zurückzukehren "- er war bereits zum Publikumsliebling geworden." Der Vater einer Tochter sei 1842 schwer erkrankt und 1862 mit 52 Jahren gestorben. Wie eine Museumssprecherin inFranken.de mitteilt, wird noch im ersten Halbjahr ein Aktionstag stattfinden, bei dem Besucher das Gemälde persönlich betrachten können.