Nürnberg
Verkehr

Nürnberg wird fahrradfreundlicher: Stadt läutet "Mobilitätswende" ein

Markus Stipp und seine Mitstreiter vom "Radentscheid" haben sich mit der Stadt Nürnberg auf einen "Masterplan" geeinigt. Ein Bürgerbegehren ist damit vom Tisch. 
Mobilitätspakt in Nürnberg kommt: Markus Stipp hat das Ziel seiner Fahrrad-Mission erreicht. Foto: Ludwig Eble

"Masterplan für nachhaltige Mobilität“: Nürnberg setzt aufs Fahrrad. Triumph für die Fahrrad-Aktivisten: Um einem  Bürgerentscheid aus dem Weg zu gehen, hat sich die Stadt Nürnberg mit den Initiatoren des "Radentscheids“ auf einen "Masterplan für nachhaltige Mobilität“ geeinigt. Zukünftig sollen in Nürnberg besonders "stadt- und umweltgerechte Verkehrsarten“ wie Rad fahren, zu Fuß gehen oder mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren, gefördert werden.

Nur durch eine Verringerung des Autoverkehrs könne die Stadt "lebenswert erhalten“ bleiben, heißt es in dem Papier, dass der wegen der Corona-Krise zuständige "Ferienausschuss“ des Nürnberger Stadtrats bereits am Mittwoch (27. Januar 2021) zur Bewilligung vorgelegt bekommen hat. 

"Paradigmenwechsel" in Nürnberg: Rad-Aktivisten sammeln über 25.000 Unterschriften

"Der Masterplan ist ein großer Wurf und gleicht einem Paradigmenwechsel für Nürnberg“, freut sich Markus Stipp, der für den "Radentscheid“ die Verhandlungen mit der Stadtverwaltung geführt hat. Mit dem neuen Konzept mache die Frankenmetropole bei der nachhaltigen Mobilität einen "Riesenschritt in die Zukunft“, sagt Stipp. Das neue Ziel sei "eine klimaneutrale, zukunftsfähige, gerechte und stadtverträgliche Mobilität“. 

Über 25.000 Unterschriften haben Stipp und seine Mitstreiter für weniger Autoverkehr in der Frankenmetropole im letzten Jahr gesammelt. Diese hohe Zahl hat Oberbürgermeister Marcus König (CSU) offensichtlich so sehr beeindruckt, dass er dem drohenden Bürgerentscheid im Frühjahr bei schönstem Fahrrad-Wetter beste Wahlchancen eingeräumt hat und diesen daher wohl lieber mit der nun vorgelegten Kompromiss-Vereinbarung vermeiden wollte. In den letzten zwei Wochen haben Vertreter der Fahrrad-Lobby hinter verschlossenen Türen mit Verkehrsreferent Daniel F. Ulrich verhandelt und das Zehn-Seiten-starke Dokument ausgearbeitet.

"Unsere zehn Forderungen haben wir weitestgehend durchsetzen können“, freut sich Stipp und spricht von dem starken Signal der 25.000 Unterschriften, die die Stadt am Ende nicht ignorieren konnte. "Jede Menge guter Sachen stehen in dem Masterplan“, freut sich auch Linken-Stadtrat Titus Schüller, der kürzlich bereits mit einer erfolgreichen Unterschriften-Aktion zum 365-Euro-Ticket die Frankenmetropole fast nach dem gleichen Muster zum politischen Handeln gezwungen hat. Allein vier der zehn Seiten würden sich um die Verbesserung des Radverkehrs drehen, lobt der Linken-Stadtrat und verweist darauf, dass der Masterplan den Autoverkehr langfristig reduzieren werde.

Fahrradwege sollen breiter und sicherer werden

"Die Fahrradwege sollen breiter und sicherer werden – und zwar nicht zu Lasten der Fußgänger“, sagt Schüller und freut sich, dass das "Harakiri“ im Nürnberger Radverkehr durch den "Masterplan für nachhaltige Mobilität“ abgeschafft werden soll. Im Einzelfall müssten laut Schüller sogar Autostreifen für die Verbesserung der Radwege geopfert werden, betont der Linken-Stadtrat, der auch beim „Radentscheid“ an vorderster Front mitgewirkt hat. "Ich bin voll zufrieden. Beide Bürgerbegehren zum 365-Euro-Ticket und zum Radentscheid haben sich für Nürnberg voll gelohnt“, erklärt Schüller und kündigt an, auf die praktische Umsetzung des Masterplans mit Argusaugen achten zu wollen. 

"Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen“, erklärt mit Markus Stipp auch der Sprecher des „Radentscheids“ und verweist auf Hauptziele wie die Schaffung eines „durchgängigen und komfortablen Radwegenetzes“ oder die Einrichtung eines "Altstadtring für Radler“  bis zum Jahr 2026. Bis 2030 soll mit einem Maßnahmen-Paket der Autoverkehr von aktuell 39 auf 32 Prozent gegenüber Nahverkehr, Fußgänger und Rad deutlich gesenkt werden. Neben dem Umweltschutz soll die Verkehrssicherheit an oberster Stelle stehen.

Zahl der Toten und Schwerverletzten soll auf null sinken

Alle Maßnahmen sollen sich laut Masterplan daran orientieren, die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr auf null zu reduzieren. Für mehr Verkehrssicherheit sollen nicht nur die Kreuzungen verändert werden sondern beispielsweise auch Stolperfallen wie alte Straßenbahngleise verfüllt werden, um die Sturzgefahr für Radfahrer zu verringern. 

Der Nürnberger U-Bahnhof Muggenhof wird unterdessen rundum erneuert: Aus diesem Grund bleibt die Haltestelle mehrere Monate vollständig gesperrt. Dies hat auch Auswirkungen auf Autofahrer.

Fazit: Im Dezember 2020 haben die Initiatoren des "Radentscheid Nürnberg 2020“ rund 26.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren eingereicht. Dadurch habe sich laut Stadt "eine neue Dynamik in einem bereits angestoßenen Prozess“ entwickelt. Nun gibt es einen Kompromiss: In einem "Masterplan für nachhaltige Mobilität“ greift die Stadt die Forderungen des Entscheids jetzt auf und bettet diese in den Gesamtzusammenhang eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts ein. Damit werde eine "Mobilitätswende zugunsten des Umweltverbundes“ eingeläutet, die zugleich emissionsfreie Kfz-Verkehre in der Stadt der Zukunft sichere.