"Gefahr für Kinder": Verbandschef findet zu Energiespar-Maßnahme der Stadt Nürnberg deutliche Worte

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Nürnberg: Deutscher Schwimmlehrerverband besorgt - Badschließungen "gefährlich"
In Nürnberg werden die geöffneten Hallenbäder und damit die Möglichkeiten für Schwimmunterricht merklich reduziert.
Nürnberg: Deutscher Schwimmlehrerverband besorgt - Badschließungen "gefährlich"
moerschy/pixabay.com (Symbolbild)

In Nürnberg sollen drei von vier städtischen Hallenbädern bis Ende September schließen. Der Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbandes bedauert diesen Schritt nicht nur, sondern sieht hierin auch echte Gefahren.

  • Nürnberg schließt drei von vier städtischen Hallenbädern 
  • Deutscher Schwimmlehrerverband sieht Menschen auf Flüsse und Seen ausweichen
  • Lange Wartelisten und zu wenige Bäder - Problem in Mittelfranken bestehe schon lange
  • "Gefahr für Kinder": Was Eltern jetzt tun sollten

Die Stadt Nürnberg hat sich im Hinblick auf die sich entwickelnde Energiekrise für einen drastischen Schritt entschieden. Nur noch ein städtisches Bad soll im Zeitraum zwischen Samstag (16. Juli 2022) und Sonntag (25. September 2022) jeweils geöffnet sein. Der Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbandes, Alexander Gallitz, sieht hierin ein mehrfaches Sicherheitsrisiko.

Bäder-Schließungen in Nürnberg: Gallitz sieht steigende Gefahr von Badeunfällen

Es sei ein Rattenschwanz an Problemen, macht er im Gespräch mit inFranken.de deutlich. Schon vor der Pandemie seien die Wartelisten für private Schwimmgruppen, den DLRG oder Vereine "sehr lang. In Mittelfranken gibt es viel zu wenige Schwimmbäder", sagt er. Dabei sei es so wichtig, dass Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit sichere Schwimmer*innen seien. "Das heißt, mindestens 15 Minuten am Stück schwimmen können. Man sollte sich mit Klamotten im Wasser retten können, wenn man von einem Boot fällt oder einer Welle überspült wird. Das Seepferdchen reicht nicht."

Nur 40 Prozent der Kinder hätten beim Verlassen der Grundschulzeit diese Schwimmfähigkeit. Im Lockdown habe man die Grundfähigkeiten kaum trainieren können. "Mit der erneuten Schließung werden die Eltern überfordert sein und an Flüsse und Seen gehen. Hier bestehen viele Gefahren, besonders für Kinder", so Gallitz und verweist auf die Häufigkeit von Badeunfällen. Die Gefahr betreffe auch "Erwachsene, die nicht so fit sind".

So seien Badeaufsichten in diesen Umgebungen oft Fehlanzeige und die Badegäste nicht so aufmerksam für ihre Mitmenschen. "Gerade beim Schwimmunterricht lernt man, wie wichtig es ist, auf sich und andere zu achten", betont Gallitz, der seit 1975 schwimmt. Jetzt ginge es darum, in den Ferien "viel abzufedern". Wenn aber beispielsweise nur das Langwasserbad von Samstag (16. Juli 2022) bis Sonntag (4. September 2022) geöffnet ist, sei das eine große logistische Herausforderung für manche Gruppen. "Die Verteilung der Bäder in der Stadt hat schon seinen Sinn."

"Zur Not mit Neoprenanzügen": Kälteres Wasser in Schwimmbädern im Herbst - Verbandschef gibt düstere Aussicht

Auch auf die Reduktion der Wassertemperaturen blickt Gallitz, der selbst ehrenamtlich Trainer ausbildet, mit Bedenken. Die optimale Lerntemperatur sei 30 Grad. Trainer sollten dabei mit im Wasser stehen, um richtig anleiten zu können. Bei kühleren Temperaturen sei dies alles eingeschränkt. "Ich weiß nicht, was sich im Herbst verbessern soll. Zur Not müssen wir mit Neoprenanzügen arbeiten. Wir werden unser Bestes tun." Wartezeiten von einem Jahr seien nicht ausgeschlossen.

Gallitz könne die Maßnahmen der Stadt Nürnberg nachvollziehen. "Ich kritisiere aber die Kommunikationspolitik. Alle werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das könnte besser werden. Mir tun die Lehrkräfte Leid, die alles kurzfristig organisieren müssen." Ihm täten aber auch die Kinder Leid, die nichts für die Einschränkungen könnten.

Mancherorts in Deutschland existierten noch nicht einmal Wartelisten, weil diese mit 400 Plätzen schon voll seien, so seine Erfahrung. Gallitz findet es beachtlich, dass solch ein Notstand in einer reichen Industrienation wie Deutschland herrsche. Der Personalmangel spiele hier genauso mit hinein, wie die hohen Kosten, die die Badsanierung erschwerten. "Ich bin aber zuversichtlich, dass es weitergehen wird", sagt er zum Schluss und gibt Eltern einen dringenden Rat: "Es sollte schon in der Badewanne anfangen, damit die Kinder die Angst vorm Wasser verlieren. Man kann zu Hause schon sehr viel bewirken."