"Je mehr mitmachen, desto schöner": Fränkische Brauerei will Fußball-WM boykottieren

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Felix vom Endt von der Nürnberger Brauerei "Orca Brau" möchte, dass sein Boykott-Bier zu Gesprächen über die WM 2022 anregt.
Nürnberg: Brauerei "Orca Brau" will die Fußball-WM boykottieren - "es geht darum, aufzuklären"
Orca Brau (Archivbild); Christian Charisius/dpa; Collage: inFranken.de

Schon bald startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Nürnberger Brauerei "Orca Brau" will ein Zeichen gegen den umstrittenen Austragungsort setzen und die WM boykottieren.

  • Nürnberger Brauerei "Orca Brau" will WM 2022 boykottieren
  • "Bier ist Emotion": Boykott-Bier soll in wenigen Wochen erscheinen
  • "Unmenschlich", "benachteiligt", "gefährlich": großer Aufruf gewinnt etliche Teilnehmer

Von Sonntag (20. November 2022) bis Sonntag (18. Dezember 2022) soll die Fußball-WM 2022 stattfinden. Ihr Austragungsort Katar ist umstritten. Es geht unter anderem um Menschenrechtsverletzungen, gefährliche Arbeitsbedingungen und Diskriminierung. Die Nürnberger Brauerei "Orca Brau" möchte mit einem Boykott-Bier Stellung beziehen. 

Nürnberger Brauerei braut Boykott-Bier - Aufruf nennt WM "dem Fußball unwürdig"

Felix vom Endt führt mit seiner Frau und zwei Mitarbeitern seit 2017 eine kleine Brauerei in Nürnberg-Schmalau. Die Biere beliefere er zum Teil an Gastronomiebetriebe und vertreibe sie auch über einen Ladenverkauf, wie er inFranken.de erklärt. Um sich die vielseitigen Vorwürfe gegen die diesjährige Fußball-WM zu unterstützen, sei gerade ein "Boycott Qatar"-Bier in Arbeit. Dieses "Solidaritätsbier" entstehe im Rahmen eines Aufrufs der Göttinger Werbeagentur "Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH"

"Das WM-Turnier 2022 in Katar ist ein dem Fußball unwürdiges Vorhaben. Es werden so viele Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt, dass es uns unverantwortlich erscheint, an diesem Ereignis teilzuhaben, ob als aktiver Sportler, Funktionär oder nur als TV-Zuschauer*in", heißt es auf der Webseite. Bis Ende September habe der Aufruf bereits circa 100 Gruppen und einige tausend Einzelpersonen gewonnen. 

Der Beschreibungstext des Aufrufs betont unter anderem die "unmenschlichen" und "gefährlichen" Bedingungen, unter denen ausländische Gastarbeiter auf den Baustellen "schuften müssen". Auch die Benachteiligung von Frauen, verbotene Homosexualität und "die individuelle Lossagung vom Islam als Kapitalverbrechen" werden genannt. Nicht sportliche, sondern rein kommerzielle Erwägungen spielten zudem in Katar die Hauptrolle.

"Bier ist immer Emotion" - Brauer ermuntert weitere Brauereien zum Mitmachen

"Boris Braun vom Nürnberger 'Café Wanderer', der unser Bier vertreibt, ist mit 'Der Werkstatt' in Kontakt", so vom Endt. Dadurch sei es zu der Teilnahme von "Orca Brau" an der Kampagne gekommen. Das Protest-Bier soll als klassisches helles Lager daherkommen, das Logo der "Werkstatt" erhalten und frühestens Ende Oktober erhältlich sein. "Wir haben es gemeinsam mit einer Fangruppe vom FCN gebraut und ein Teil des Erlöses spenden wir an soziale Einrichtungen."

"Bier ist immer Emotion und wir wollen damit Messages transportieren, aufklären und sensibilisieren", erklärt der Brauerei-Chef. "Am 3. Dezember beteiligen wir uns auch an einer Infoveranstaltung mit verschiedenen Diskussionsbeiträgen in Nürnberg. Sie wird von der Sozialeinrichtung 'Fanprojekt Nürnberg' und der 'Nordkurve Nürnberg' organisiert", fügt er hinzu. 

Laut vom Endt könnten sich selbstverständlich weitere Brauereien beteiligen und ein eigenes Protest-Bier brauen oder auf Bestandsetiketten das Logo "Der Werkstatt" drucken. "Es geht nicht darum, Geld zu verdienen, sondern aufzuklären." Der Kontakt laufe über Boris Braun vom "Café Wanderer", der auch Leiter des Bieramts ist. "Je mehr mitmachen, desto schöner ist es und desto mehr kann man erreichen", sagt Felix vom Endt von "Orca Brau" zum Schluss.