Nürnberg ist reich an Mythen und Sagen. Bekannte Geschichten wie der Schusserbou und der geheimnisvolle Rauschgoldengel sind bis heute überliefert.
Fünf berühmte Sagen und Mythen aus Nürnberg
Spannende Geschichten von Teufeln und Engeln
Historische Legenden rund um Nürnbergs Sehenswürdigkeiten
Geheime Erzählungen aus der alten Reichsstadt
Zahlreiche Mythen und Sagen ranken sich auch heute noch um die alte Reichsstadt Nürnberg. Vieles ist heute längst in Vergessenheit geraten. Aber weil gerade im 19. Jahrhundert Sagen und Mythen mit mittelalterlicher Vergangenheit sehr beliebt bei den Nürnbergern waren, sind einige der unheimlichen Geschichten, denen ein wahrer Kern innewohnen soll, bis heute überliefert. Schaurig, schön und unheimlich: Hier sind fünf Sagen aus Nürnberg, die du kennen solltest.
Sage #1: Der Schusserbou
Der Sage nach soll der "Schusserbou" ein rechter Hitzkopf gewesen sein. Nach der Schule hat er auf dem Schulhof am Lorenzer Platz in Nürnberg mit seinen Kameraden geschussert, also mit Murmeln gespielt.
Dabei hat er geschummelt, wo es nur ging. Von seinen Freunden darauf angesprochen, stritt er alles ab und beteuerte seine Unschuld: "Wenn's nicht wahr ist, soll mich der Teufel holen!"
Prompt kam der Teufel und nahm den armen Sünder mit. Beim Flug durch die Luft verlor der Schusserbou noch seine Kappe, die dann am Blitzableiter des Chordachs der Lorenzkirche hängen blieb. Deswegen hat der dortige Blechknauf mit seiner eigenwilligen Form auch den Beinamen "Lausbubenkäpple".
Sage #2: Der Schöne Brunnen am Nürnberger Hauptmarkt
Der "Schöne Brunnen" gehört als eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt Nürnberg zur "Historischen Meile" der Stadt. Er befindet sich am Rande des Hauptmarkts, direkt neben dem Nürnberger Rathaus. Der Messingring, der nahtlos in das eiserne Gitter eingeschmiedet ist, hat natürlich eine sagenhafte Geschichte, die erklärt, wie er hineingekommen sein soll.
Der Meister Kuhn, der das Gitter um den Brunnen gebaut hat, hatte eine Tochter namens Margret, die von seinem Lehrling umworben wurde. Da er aber sein Kind nicht einem armen Burschen geben wollte, verbot er diese Werbung und warf ihn hinaus. Es soll so etwas gesagt haben wie: "Daraus wird nichts! So wenig wird etwas daraus, wie du es fertigbringst, dass die Ringe am Brunnengitter sich drehen können!" Der Meister ging daraufhin auf Reisen und der Lehrling wollte beweisen, wie gut er war, und stellte den Ring heimlich her. Dann schnitt er ihn auf, fügte ihn ins Gitter ein und lötete, hämmerte und feilte so lange, bis man keine Nahtstelle mehr sehen konnte. Dann verließ er die Stadt und kam nie zurück. Als der Meister wieder nach Hause kam, sah er ein, dass er zu streng gewesen war. Er bedauerte den Rauswurf und hätte den geschickten Lehrbuben gerne wiedergehabt und ihm auch seine Tochter gegeben, aber es war zu spät, und die Margret weinte sich die Augen aus.
Einer der Ringe gilt als Glücksbringer: Der Sage nach wird mit Kindersegen bedacht, wer daran dreht. Meist wird der Messingring für den Glücksbringer gehalten, aber viele Nürnberger glauben, der Eisenring sei der "echte Ring" und damit der Glücksbringer.
Der Nürnberger Rauschgoldengel ist zum Ende des Jahres 1700 entstanden. Damals lebte in Nürnberg ein Handwerksmeister namens Hauser. Sein einziges Kind, eine kleine Tochter, war nach einer schweren Krankheit gestorben. Ohnehin schon Witwer, lebte der Mann fortan allein in seinem Haus, und der Schmerz über den Tod seines Kindes überwältigte ihn so, dass er nicht mehr in seine Werkstatt ging, seine Freunde nicht mehr aufsuchte und erst recht jeden Zunftabend mied. Stundenlang saß er neben dem Bett, in dem seine Tochter geschlafen hatte, starrte auf die Kissen, strich darüber und konnte sich nicht von dem Verlust erholen. Er entließ seinen Gesellen, denn wozu, sagte er sich, sollte es noch einen Sinn haben, an Schraubstock und Hobelbank zu stehen.
Eines Nachts, als er schließlich nach langem Grübeln in einen leichten Schlaf gefunden hatte, ging plötzlich die Tür auf, und von einem hellen Schimmer umgeben, sah er eine Gestalt hereinkommen, ganz in ein goldenes Gewand gehüllt. Als der Mann genauer hinsah, bemerkte er, dass es das Nürnberger Gewand war. Außerdem sah er, dass das Wesen weder Arme noch Hände, dafür aber zwei mächtige goldene Flügel hatte. Ein Engel! Jetzt kam dieser Engel auf ihn zu, blieb an seinem Bett stehen, setzte sich dann und neigte den Kopf zu ihm herunter. Da erkannte der Mann, dass er seine verstorbene Tochter vor sich hatte. Sie lächelte und erzählte ihm, wie gut es ihr ginge, und sie bat ihn, nie mehr um sie zu weinen. Der einsame Mann versprach es, aber davon erwachte er, fuhr im Bett hoch und war allein. Doch es kam ihm vor, als ob ein goldener Glanz in der Stube zurückgeblieben war, auch die Tür stand noch offen. Da wurde ihm das Herz leicht, und er fand keinen Schlaf mehr, bis der Morgen kam, und immer sah er das Gesicht des Engels vor sich.
Als der Morgen graute, ging er in seine Werkstatt und suchte ein Klötzchen Lindenholz. Plötzlich sah er wieder eine Aufgabe vor sich: Er wollte versuchen, das Gesicht seines verstorbenen Kindes aus dem Lindenholz zu schneiden. Er wollte es so schnitzen, wie er es in der Nacht als Engel gesehen hatte. Die nächsten Tage schnitze er, und je deutlicher ihn aus dem Holz das Gesicht seines Kindes ansah, desto zufriedener wurde er. Er beschaffte sich Rauschgold für die mächtigen Flügel. Außerdem hatte der Engel einen plissierten goldenen Rock getragen, den er aus einem dünn ausgewalzten Messingblech fertigte. In den nächsten Tagen war er so in seine Arbeit vertieft, dass er nicht hörte, als jemand an seine Tür klopfte. Es waren seine Freunde, denen es keine Ruhe mehr ließ, dass sie ihn tagelang nicht mehr gesehen hatten. Sie versuchten, durch die Ritzen der Fensterläden zu sehen. Nur das glänzen und blitzen des Goldes war zu sehen. Dann riefen und klopften sie lauter, und da hörte er sie und ließ sie eintreten. Die Schönheit des Engels machte sie sprachlos. Um immer mit seinem verstorbenen Kind verbunden zu sein, fing der Mann an, mehrere Rauschgoldengel herzustellen. Zum kommenden Christkindlesmarkt hatte er so viele angefertigt, dass er einen Stand mietete und sie ausstellte.
Eine der noch vielen existierenden Lorenz-Legenden handelt von einem Jungen, der in den Reichswald hinauslief, um dort Honig zu holen. Da er aber den Weg nicht genau kannte, verirrte er sich hoffnungslos. Die Mutter des Jungen eilte durch die Gassen und fragte nach ihrem Kind. Doch niemand konnte ihr helfen. Der Bub indes hatte geglaubt, im Handumdrehen bei den Zeidlern und alsbald auch wieder zurück zu sein, der Wald reichte ja bis dicht an die Stadt heran; nur, wie weit man durch den Wald gehen müsse, um Honig zu bekommen, nämlich bis nach Feucht, das hatte ihm keiner gesagt.
Seine Mutter stand derweil vor dem Pfarrer von St. Lorenz: Ihr Bub habe sich außerhalb der sicheren Stadt verirrt, die Zeidler habe er gesucht und sei womöglich bis nach Altenfurt gelaufen, und nimmermehr werde er zurückfinden. Im selben Moment ließ der Mesner die Glocken ertönen, denn es war die Zeit des Angelusläutens. Da beschwor die Frau den Pfarrer, das Läuten dürfe nicht aufhören, es werde ihrem Sohn den Weg nach Nürnberg weisen; der Pfarrer gab dem Mesner Bescheid und ließ auch gleich einen der Mesnersbuben hinüber nach St. Sebald schicken, dort sollten sie ebenso die Glocken läuten.
Draußen im Wald stolperte der Bub über Wurzeln, schlug hin, riss sich die Hosen an Brombeerranken auf, fasste in Brennnesseln, rappelte sich hoch, lief weiter und immer dem Klang der Glocken nach, der leise erst, dann laut und lauter den Wald durchdrang, und endlich sah er in der Ferne ein Licht, dort musste Nürnberg sein. Tatsächlich fand der Junge dank dieses Signals den Weg zurück, und der glückliche Vater spendete viel Geld, um allabendlich um neun Uhr die Glocken läuten zu lassen.
Sage #5: Die Legende vom "eingemauerten Mönch"
Diese Sage rankt sich um eine kleine steinerne Rattenfigur in der Lorenzkirche, die einen Wurstzipfel im Maul trägt. Angeblich erinnert sie an einen verbrecherischen Mönch, der als Strafe für seine Taten lebendig eingemauert wurde.
Doch der Delinquent hatte Glück im Unglück: Eine mitleidige Magd versorgte ihn in seinem steinernen "Grab" durch ein kleines Loch hindurch mit Essen und Trinken.
Erst als man in der Kirche eine Ratte mit einem Wurstzipfel im Maul umherhuschen sah, flog die Sache auf. Der noch lebende Mönch wurde befreit und begnadigt.
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