"30 Jahre, ein halbes Leben", habe er Lizzy Aumeier gekannt, verrät Mäc Härder. An den ersten gemeinsamen Auftritt im Jahr 1995 in Nürnberg in der Tafelhalle erinnert er sich noch, damals sei sie Gast in seinem ersten Soloprogramm geworden. Danach seien viele gemeinsame Shows zu zweit gefolgt, aber auch "Triple-Feature mit Helmut Schleich, Bernd Regenauer, Bernd Händel, Klaus-Karl Kraus und natürlich diverse Auftritte bei 'Kabarett aus Franken'".
"Auf der Bühne war sie eine Urgewalt"
Der letzte gemeinsame Auftritt fand im April bei der "Feurigen Kabarettküche" in mittelfränkischen Röthenbach statt, blickt der als Manfred Härder in Bad Neustadt an der Saale geborene Kabarettist zurück. "Und da passte Lizzy genau dazu, denn sie brannte immer ein Feuerwerk ab - auf der Bühne war sie eine Urgewalt." Und von dieser verabschiedet sich Mäc Härder mit rührenden Worten: "Lizzy, Du wirst mir fehlen. Du, Deine Geradlinigkeit und Dein sagenhafter Humor."
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte sie als "Oberpfälzer Original mit großem Können und einem großen Herzen". "Auf der Bühne und im Fernsehen begeisterte Lizzy Aumeier regelmäßig das Publikum: Ob Musik, Kabarett oder Komödie – sie konnte einfach alles. Das machte sie bayernweit gleichermaßen bekannt und beliebt", sagte Söder, der auch das soziale Engagement der Verstorbenen in mehreren Vereinen hervorhob.
Sie sei damit "Vorbild und Mutmacherin zugleich" gewesen, wird Söder in einer Mitteilung der Landesregierung zitiert. Auch er persönlich habe sie gut gekannt und sehr geschätzt. "Lizzy Aumeier war eine große Künstlerin und ein großer Mensch. Bayern wird ihr ein ehrendes Andenken bewahren."
OB würdigt seit 2006 in Fürth lebende Künsterin
Der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) würdigte Aumeier als "prägende Figur" der Kunstszene der Stadt. "Die Stadt Fürth trauert um die unerwartet verstorbene Kabarettistin und Musikerin Lizzy Aumeier, die seit 2006 ihren Hauptwohnsitz in der Fürther Innenstadt und oft Auftritte im Stadttheater, Stadthalle und in der Comödie hatte", heißt es in einer am Freitag versendeten Mitteilung der Stadt Fürth.
"Ihre ansteckende Fröhlichkeit und ihre Herzlichkeit waren ebenso wie ihre erfrischende Bühnenpräsenz und ihre oberpfälzische Direktheit ihr Alleinstellungsmerkmal", sagte Jung. "Jede Begegnung war mir eine Freude." Aumeier werde als große und beliebte Künstlerin, starke Persönlichkeit und warmherziger Mensch in Erinnerung bleiben, erklärte der Oberbürgermeister.
Die mehrfach preisgekrönte Aumeier trat vor allem mit musikalischen Kabarett-Programmen auf. Die Künstlerin war Kontrabassistin, Gründerin und Mitglied verschiedener Ensembles.
"Lebenslinien: Lizzy Aumeier - durch dünn und dick" im BR Fernsehen
Anlässlich des Todes von Lizzy Aumeier, die mehr als 25 Jahre auf Kabarettbühnen und im Fernsehen präsent war, sendet das Bayerische Fernsehen am Montag, 14. Oktober 2024, um 22 Uhr den Dokumentarfilm "Lizzy Aumeier - durch dünn und dick" aus der Reihe "Lebenslinien". Das teilt der Bayerische Rundfunk (BR) am Freitagnachmittag mit.
Der Film setzt sich damit auseinander, wie Aumeier Angstattacken und Essstörungen überwand, um bis zuletzt als "Super-Lizzy" ihre eigene Körperfülle zu thematisieren und sich über die "Schlanken" lustig zu machen. Laut Beschreibung von BR Fernsehen, sei Aumeiers Gewicht schon seit ihrer Teenager-Zeit Thema für sie gewesen.
Schon als Teenager in Neumarkt in der Oberpfalz habe sie an Essstörungen gelitten. "Rückblickend begriff sie dies als Hilferuf - adressiert an ihren Vater, einen Lokalpolitiker und engagierten Gewerkschafter, nach dessen Anerkennung sie sich sehnte", heißt es in der Filmbeschreibung.
Erste Erfolge als Kontrabass-Spielerin
Mit den ersten Erfolgen als Kontrabass-Spielerin habe Aumeier die Anerkennung auf der Bühne bekommen, um kurz darauf ihre komische Seite zu entdecken und sich einen Namen als Kabarettistin zu machen. "Als der attraktive Sänger Andreas Stock in ihr Leben trat und sie heirateten, schien der Bann gebrochen", skizziert der BR den Werdegang der Künstlerin.
Doch dann sei sie von Angstattacken gelähmt worden. Mit Anfang 20 fürchtete sie, verrückt zu werden und dachte an Selbstmord. Nur ihr tiefer Glaube hielt Aumeier davon ab. Die größte Stütze auf dem mühsamen Weg aus der Depression wurde ihr Mann Andreas.
Und mithilfe einer neuartigen Therapie, die eigens für traumatisierte Soldaten entwickelt worden war, gelang es Lizzy schließlich, wieder am Leben teilzunehmen und ihr Publikum weiter zu begeistern. In der ARD-Mediathek ist der rund 44-minütige Dokumentarfilm jetzt bereits abrufbar.
"Dahoam is Dahoam"-Family sagt leise Servus
Eine weitere BR-Produktion verschiedet sich von der Verstorbenen: Auf Facebook kondoliert das Team des Fernsehserien-Dauerbrenners "Dahoam is Dahoam" (DiD). "Wir sagen leise Servus, die DiD-Family trauert um Lizzy Aumeier", heißt es dort in einem knappen Statement.
Die "begnadete Musikerin und Kabarettistin mit viel Herz und großem sozialen Engagement" sei in "Lansing", dem fiktiven Ort, in dem die Serie spielt, als Kathis Mama Birgit zu sehen gewesen. Laut BR verkörperte sie die Rolle in vier Folgen im Jahr 2024, der Gastauftritt sei Aumeiers Debüt als Serienfigur vor der TV-Kamera.
Erst im August starb mit dem aus Oberfranken stammenden Richard Rogler eines der bekanntesten Gesichter im politischen Kabarett, seine Bühnenkarriere erstreckte sich über mehr als vier Jahrzehnte. Im Juni ist der bayerische Liedermacher, Mundart-Barde und Kabarettist Fredl Fesl nach langer Parkinson-Krankheit "erlöst" worden, wie seine Frau bekannt gab.
Überraschend hat der bayerische Komiker und Kabarettist Günter Grünwald das Aus seiner Karriere verkündet. Seine Kultsendung endete bereits am vergangenen Freitag. Doch nun wird klar: So ganz wird sich Grünwald wohl nicht von der Bühne verabschieden.
In diesem Jahr haben bereits zahlreiche Menschen ihr Leben verloren; eine umfassende Übersicht über die Verstorbenen findet ihr in unserer Bildergalerie.
Vorschaubild: © Jennifer Fiedler/PR (Archiv)