Keinen Sinn für Romantik hat offensichtlich die Stadt Nürnberg. Derzeit lässt sie die Liebesschlösser auf der Fußgängerbrücke beim Cinecittà mit Gewalt entfernen. Wenigstens haben die Männer mit dem großen Schneidgerät einen Herz für Verliebte.
Andrea und Sven, Sabine und Michael: Nur zwei Paare von vielen, die sich mit einem Schloss an der Brücke beim Cinecittà ewige Liebe geschworen haben. "Wir nehmen die Flex. Mit dem Bolzenschneider brauchen wir sonst acht Tage", sagt Markus und setzt die Maschine an.
Diesmal müssen Marie und Yves dran glauben. Eine Gravur auf dem Vorhängeschloss verrät, dass die beiden am 20. Juli 2013 hier über der Pegnitz auf der romantischen Brücke standen. Wahrscheinlich haben sie sich tief in die Augen gesehen, und dann den kleinen Schlüssel gemeinsam in den Fluss geworfen. Sicher haben sie sich dann geküsst. Was aus dem jungen Glück geworden ist, interessiert Markus nicht die Bohne. "Die Dinger müssen weg. Die Brückenseile korrodieren sonst durch die billigen Stahlschlösser. Außerdem tun die Schlösser der Statik der Brücke nicht gut", sagt der versierte Facharbeiter und zeigt auf die unzähligen Liebesschlösser. "An einem Tag schaffen wir das nicht. Die meisten Schlösser sind ganz schön widerspenstig", sagt Thomas, der Kollege, und wirft das aufgebrochene Schloss von Marie und Yves ohne mit der Wimper zu zucken zu den anderen Opfern der "Aktion Liebesschloss" in eine große schwarze Wanne.
Schlossknacker mit Herz
Zuerst hätten sie es mit dem großen Bolzenschneider versucht. "Keine Chance hatten wir damit", sagt Markus und lässt beim nächsten Schloss die Funken sprühen. "Ein paar Frauen waren schon ganz früh da, um ihre Schlösser zu retten. Den haben wir natürlich den Gefallen getan", erzählt Thomas. Die beiden hätten schließlich Herz.
So viel Sinn für Romantik scheint man im Rathaus nicht zu haben. Die Stadt verweist ganz unromantisch auf folgende Sach zwänge, warum die Schlösser entfernt werden müssen: "Die Entfernung wird nötig, da die Geländerseile erheblich durchhängen und Rostbildung eingesetzt hat. Auch haben sich in den letzten Wochen immer wieder Unbekannte an der Entfernung der Schlössern ausprobiert. Um eine Gefahr für die Sicherheit der Passantinnen und Passanten und insbesondere von Kindern auszuschließen, werden die Schlösser nun entfernt und die Geländerseile nachgespannt." Die Stadt will im nächsten Jahr eine "Anbringungsalternative für die Schlösser in unmittelbarer Nähe der Brücke am Cinecittà" für verliebten Paare in Zusammenarbeit mit Berufsschülern anbieten. Ob die Liebenden so lange warten können? Wahrscheinlicher dürfte sein, dass schon bald neue Liebesschlösser wieder an der Brücke hängen.
Immerhin landen die Schlösser nicht gleich auf dem Friedhof der Liebe. Wer nicht rechtzeitig sein Schloss vor der gänzlich nüchternen Aktion der Stadt ("Verletzungsgefahr") in Sicherheit gebracht hat, der kann übrigens von Montag, den 4. Mai, bis Freitag, den 22. Mai, seine Schlösser im Untergeschoss des städtischen Bauhofes während der generellen Öffnungszeiten jeweils Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 15.30 Uhr und am Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr abholen. Anmelden müssen sich die Liebesschloss-Retter nicht. Ein bisschen Zeit zum Suchen sollten sie allerdings bringen. Aber was tut man nicht alles für die Liebe.
Was macht man dann mit den ganzen Beziehungen die ausseinander gehen??????
Kommt Nürnberg überhaupt mit den ganzen neu Singles klar? Innerhalb von wenigen Stunden werden hier tausende Beziehungen zerstört.
Oh je.
Hier steht nichts davon. Und in vielen anderen Städten gibt es das auch, ohne dass jemals irgendwas passiert ist. In bamberg gab es den Streit vor ein paar Jahren auch und dann hatte die Stadt ein Einsehen und siehe, die Brrücke steht auch noch.
"Die Stadt Nürnberg" begründet doch detailliert, warum sie gegen diesen destruktiven und potentiell (steuer-) kostenträchtigen Blödsinn vorgeht. Läßt es die Stadtverwaltung zu Schäden kommen, polemisiert Herr Pelke wahrscheinlich am lautesten gegen diese aus Nachlässigkeit entstandene "Verschwendung".