"Wie groß eine Klinik ist, hat aber nicht unbedingt etwas damit zu tun, welche Qualität sie liefert", argumentiert Hoffmann. Und Studien wie diese hätten nicht die Angehörigen im Blick. Für die werde es mit jedem zusätzlichen Kilometer schwerer, Patienten zu besuchen, ärgert er sich: "Der Besuch eines Patienten ist wichtig für die Heilung."
Der Gesundheitsökonom Boris Augurzky vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung kennt solche Argumente. Er hat an der Studie der Stiftung mitgearbeitet - ist aber vorsichtiger als Mitautoren, wenn es um den Anteil der Kliniken geht, die als überflüssig eingeschätzt werden. Ein Achtel bis ein Siebtel aller Krankenhäuser in Deutschland sollte aber auch seiner Meinung nach die Arbeit einstellen. Dann könnten die verbleibenden größeren Kliniken bessere Qualität liefern, ist er sicher: "Das zeigen nicht nur Studien, das kennt auch jeder selbst: Wenn ich etwas oft mache, werde ich immer besser."
Hersbruck und Rothenburg: Alternativkonzept?
Allerdings kann Augurzky auch den Ärger von Bürgerinitiativen wie in Hersbruck oder Rothenburg verstehen. "Sie können kein Krankenhaus schließen und eine Wüste übrig lassen", warnt er. Beispielsweise könnten Ärztehäuser oft viele der Leistungen anbieten, die vorher Kliniken bereitgestellt haben. Es sei auch denkbar, Betten in einer Kurzzeit-Pflegeeinrichtung vorzuhalten, in der Patienten nach einer Operation noch einige Zeit bleiben können. "Es geht immer darum: Was ist danach das Alternativkonzept?", sagt Augurzky.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sieht hier die Politik auf Bundes- und Landesebene auf dem richtigen Weg. Der Bund und die Länder stellten über einen Strukturfonds jährlich bis zu eine Milliarde Euro für Kliniken bereit, die sich neu ausrichten wollen, betont sie. Im Juli hat das Bundesgesundheitsministerium zudem 50 Millionen Euro für bundesweit rund 120 Landkrankenhäuser angekündigt.
Rothenburg: Geld aus Fördertopf
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, begrüßt die Finanzspritze. Allerdings habe die Bundesregierung den Kliniken vorher 250 Millionen Euro weggenommen, sagt er. Unterm Strich fehlen den Kliniken der Rechnung zufolge also 200 Millionen Euro. "Das ist das Unschöne an dem Vorgang", ärgert sich Baum.
Auch die Klinik in Rothenburg gehört zu den Häusern, die aus dem neuen Fördertopf 400 000 Euro bekommen sollen. Gastroenterologe Hoffmann sieht darin "ein positives Signal". Aber Entwarnung für die Landkrankenhäuser könne man deswegen nicht geben. "Es wird zu sehr nach marktwirtschaftlichen Kriterien entschieden und zu wenig nach ärztlichen", beklagt er. Deswegen will er mit anderen Aktiven der Initiative gegen Krankenhaussterben im ländlichen Raum weitermachen.
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