Fliegen gilt als Top-Klimakiller. Der Chef des Nürnberger Flughafens spricht sich dennoch gegen eine CO2-Steuer aus. Eine höhere Auslastung und die starke Konkurrenz machen den Luftverkehr zu einem Fortbewegungsmittel, welches immer ökologischer werde.
Der Geschäftsführer des Nürnberger Flughafens, Michael Hupe, verteidigt Kurzstreckenflüge gegen Verbotsforderungen. "Ich halte ein Verbot für absolut abwegig", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zubringerflüge von Nürnberg zu sogenannten Hubs, internationalen Drehkreuzen wie Frankfurt oder München, würden vor allem von Geschäftsreisenden genutzt. "Der Kunde fliegt häufig allein und nicht mit der Familie. Wenn Sie 80 Passagiere auf dem Flug von Nürnberg nach München haben, können Sie davon ausgehen, dass Sie dann 75 Autos auf der Straße hätten", rechnete der Flughafenchef vor.
Bei einem inzwischen erreichten Spritverbrauch beim Fliegen pro Person von 3,5 Litern pro 100 Kilometer ergäben sich keine großen Differenzen zwischen Flugzeug und Auto. "Und wenn, dann zugunsten des Flugzeugs", erklärte Hupe. Die innerbayerische Flugstrecke Nürnberg-München hatte Grünen-Chef Eike Hallitzky im Februar als eine "ökologische und ökonomische Absurdität" kritisiert und deren Einstellung verlangt. Auch die Landtags-SPD forderte eine weitgehende Verlagerung der Kurzstreckenflüge von und nach München auf die Bahn.
Problem: Flughafen München hat keinen direkten ICE-Anschluss
Solange der Flughafen München keinen direkten ICE-Anschluss habe, weiche der Passagier laut Hupe auf die Straße aus oder nutze Verbindungen über Paris, Amsterdam oder Istanbul, die von Nürnberg aus angeboten werden und mit denen er ebenso weltweite Ziele erreichen könne.
Auch Christian Albrecht, Pressesprecher des Flughafen Nürnbergs, sagte gegenüber inFranken.de, dass viele Geschäftsleute den Komfort des Fliegens nicht missen möchten. Bei einem Verbot der Kurzflugstrecke Nürnberg-München würden die Reisenden daher entweder auf den Flughafen Frankfurt ausweichen oder Drehkreuze eines anderen Airlineverbunds im Ausland nutzen. Das hätte zur Folge, dass der Verkehr von Deutschland weggelenkt und dadurch die Wirtschaft geschädigt wird.
Am Nürnberger Flughafen hatte der innerdeutsche Verkehr im vergangenen Jahr einen Anteil von elf Prozent an allen Flugbewegungen. Zubringerflüge zu internationalen Drehkreuzen machten 44 Prozent aus. Das zeigt, dass die Nachfrage nach Kurzstreckenflügen vorhanden ist. Airlines würden eine Verbindung einstellen, wenn sie von zu wenigen Fluggästen genutzt wird - so wie es aktuell bei der Strecke Nürnberg-Berlin der Fall ist.
Bahn müsse ausgebaut werden
Für die Zukunft sei die Förderung eines intermodalen Verkehrs wichtig, meint auch Aage Dünhaupt, Leiter der Pressearbeit und Unternehmenskommunikation bei Tui Fly, gegenüber inFranken.de. Intermodalität bedeutet die Kombination verschiedener Verkehrsträger - wie in diesem Fall Bahn und Flug. Tui Fly hat nach der Germania-Pleite einen Großteil der weggefallenen Flüge in der Sommersaison am Nürnberger Flughafen übernommen. Laut Dünhaupt sei es wichtig, dass die Deutsche Bahn ihre Zuganbindung zu den deutschen Flughäfen ausbaut. Damit würde der Anreiz gesetzt werden, nicht auf Inlandsflüge zum Erreichen des Langstreckenflugs zurückzugreifen.
Ist Fliegen zu billig?
Oft wird dem Flugverkehr vorgeworfen, dass Fliegen zu billig geworden ist - vor allem, wenn Flüge sogar eine kostengünstigere Alternative zu Zugfahrten darstellen. Dazu sagte Airport-Pressesprecher Albrecht, dass Billigangebote von Airlines meist nur Lockangebote wären. Im Durchschnitt müsse eine Airline trotzdem ihre Kosten decken, weshalb nur ein geringer Anteil der Flugtickets zu solch günstigen Preisen verkauft wird. Für den Flugverkehr sei es nicht imagefördernd, dass das Fliegen als extrem billig vermarktet wird.