Nach fast 40 Jahren hebt in Nürnberg zum letzten Mal eine Maschine der Fluggesellschaft Air Berlin ab.
Mit der Verabschiedung des letzten Air-Berlin-Flugs vom Flughafen Nürnberg geht eine Ära zu Ende. Die Flughafen-Feuerwehr will den Flieger um 19.15 Uhr mit einer Wasserfontäne verabschieden. Mit dabei: Nürnberger Mitarbeiter des Flughafens und von Air Berlin. Bundesweit soll die letzte Air-Berlin-Maschine abends gegen 22.45 Uhr in Berlin-Tegel landen.
Den Nürnberger Flughafen und die Airline verbindet eine lange Geschichte. 1991 hob der erste Air-Berlin-Flieger in Nürnberg ab. Der damalige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hatte die Vorteile des fränkischen Flughafens für sich erkannt. Hier standen genügend Kapazitäten zur Verfügung, zudem war ein 24-Stunden-Betrieb möglich. Das Netz an Verbindungen ab Nürnberg wurde rasch ausgebaut, der fränkische Flughafen schließlich zu einem wichtigen Air-Berlin-Drehkreuz. Von hier aus wurden im Winter die Reisenden aus Norddeutschland in die Urlaubsgebiete am Mittelmeer geflogen.
Rasante Entwicklung
Zwei Dutzend Flugzeuge auf dem Vorfeld, Tausende Passagiere, die abgefertigt werden mussten, der Nürnberger Flughafen entwickelte sich dank der Partnerschaft mit Air Berlin rasant. Im Jahr 2008 wurde die Rekordzahl von 4,27 Millionen Passagieren abgefertigt. Mit 58 Prozent Marktanteil dominierte dabei die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft in Nürnberg eindeutig. Der Einbruch kam mit der Finanzmarktkrise, die auch den Flugsektor traf. Die Passagierzahlen brachen ein. Bis zum Jahr 2016 wurden in Nürnberg wieder 3,5 Millionen Passagiere abgefertigt. Darunter immer noch eine knappe Million Fluggäste von Air Berlin und der Tochtergesellschaft Niki. Die mit der Insolvenz von Air Berlin entstehende Lücke im Passagieraufkommen hofft man jetzt mit anderen Airlines wieder schließen zu können.
Zunächst einmal gilt ab Sonntag der Winterflugplan.Die Air-Berlin-Pleite wirkt sich auch auf den Flugplan aus. So werden künftig statt täglich fünf nur noch drei Flieger in Richtung Bundeshauptstadt abheben. Zudem entfallen in Nürnberg täglich vier Starts und Landungen der Fluggesellschaft Walter, einer Tochter von Air Berlin. Die Lufthansa-Tochter Eurowings will im Gegenzug ihr Angebot aufstocken. Nicht nur Richtung Hauptstadt, sondern auch in die Metropolen Düsseldorf und Hamburg.
Lücken im innerdeutschen Netz
Unabhängig davon dürfte das Ende von Air Berlin insgesamt auf den innerdeutschen Linien Lücken entstehen lassen. Experten rechnen deshalb in nächster Zeit auf einigen Strecken mit Engpässen. Seit ihrem Erstflug im Jahr 1979 hatte die zuletzt zweitgrößte deutsche Fluglinie mehr als eine halbe Milliarde Passagiere befördert.
Der Generalbevollmächtigte im Insolvenzverfahren bei Air Berlin, Frank Kebekus, sieht trotz der ungewissen Zukunft vieler Beschäftigter Chancen auch für die nicht übernommenen Mitarbeiter. "Wir gehen davon aus, dass wir 70 bis 80 Prozent der Arbeitsplätze überleiten können", sagte er am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin".
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