Brexit-Wahnsinn und Promi-WG bot die "Bad Staffelsteiner Lachnacht" auf Banz
Es gibt das eine Kur für den ganzen Körper, nebenwirkungsfrei und geeignet für Zwanzigjährige wie Senioren: Rund 100 Teilnehmer begaben sich in der Kutschenhalle auf Banz erfolgreich in Behandlung bei der "Lachnacht" mit gleich vier Unterhaltskünstlern. Die Veranstaltung der Kulturinitiative Bad Staffelstein hielt was sie versprach. Atze Bauer, Thomas Nicolai, Andy Sauerwein und Jörg Kaiser malträtierten das Zwerchfell der Zuschauer ordentlich mit Liedern, Lästereien und Parodiekunst.
Nichts tun ist das neue Yoga, lautete etwa die Quintessenz des Liedes "Eigentlich", mit dem Atze Bauer, zugleich witziger Moderator, den humorigen Abend eröffnete. Schnell hatte der Mann aus Höchstadt/Aisch mit der charakteristischen "Sturmfrisur" einen Draht zum Publikum gefunden, welches begeistert den Refrain mitsang: "doch dieses 'eigentlich' ist mir egal, ich entspanne in der Wanne, ich entkrampfe mit der Klampfe, die Hektik kann mich mal."
Abschiedslied für die Briten
Genauso gut an kam sein Lied "Ich fahre nen Diesel" mit der Melodie des Hits "An Tagen wie diesen". Und Boris Johnson, der Regisseur der unendlichen Brexit-Geschichte, bekam sein Fett weg in Form eines Abschiedssongs für die Briten.
Beste Unterhaltungskunst boten auch die drei weiteren Comedians, die die Kulturinitiative für die "Lachnacht" ebenso gewinnen konnte, so etwa der Würzburger Andy Sauerwein. "Ich wär' so gern ein Macho", schmetterte er ein flottes Lied am Keyboard. Das Publikum ließ sich nicht lang bitten, stimmte auch hier beim Refrain ein und amüsierte sich köstlich, wie Sauerwein anschließend kurzweilig von seinem Coming-Out als Veganer erzählte oder zu beachten gab, welche Folgen die Schwerkraft bei Tattoos mit sich bringen kann: "Das Pokemon wird mit den Jahren länger und länger - und wenn du 80 bist, hast du eine Giraffe am Arsch".
Jörg Kaiser aus Lonnerstadt bei Nürnberg, der schon öfter mit Atze Bauer ("Der Kaiser und der Bauer") aufgetreten ist, auch in der Alten Darre in Bad Staffelstein, stand dem in nichts nach. Kaiser, der bei seiner Darbietung ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Franken sind nicht stur - sie geben dir nur Zeit, deine Fehler einzusehen" trug, spielte mit Klischees über Franken, regte sich künstlich über rücksichtslose Gehsteigkehrer am Samstagnachmittag ("Du denkst, die halbe Ortschaft trainiert für die Curling-WM") und lud die Zuhörer ein, im Alltag verbal einmal eine ganz andere Herangehensweise zu wählen, nämlich süffisant durch die Blume. Seine Beispiele erheiterten das Publikum aufs Beste. Wenn der Mann nach dem Sex fragt, kann die Gattin oder Lebenspartnerin ihr nicht ganz so positiv ausfallendes Resümee beispielsweise in die Worte kleiden "War halt mal was anderes". Ein wenig Frivolität hier und da eingestreut verlieh der Veranstaltung Pep und kam auch beim Publikum gut.
Nicht immer die richtige Antwort
Wie Kaiser weiter ausführte, passt auf die Frage "Kann ich Ihnen helfen" einer Verkäuferin die Antwort "Danke, ich schau bloß a weng" in den allermeisten Fällen ganz gut. Ein Mann, der auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seine Gattin diesen Satz im Dessous-Laden wählt, könnte allerdings schräge Blicke ernten.
Stimmfärbung, Körperspiel, Gesichtsmimik - all das zeichnete die vier Bühnendarsteller aus, was verbunden mit dem Witz der Geschichten und Songs und den Pointen für hohen Unterhaltungswert sorgte.