Um Visionen für Lichtenfels ging es bei der aktuellen Bürgerversammlung. Das künftige Bild ihrer Stadt interessierte schon mal über hundert Leute. Dabei blieb vieles noch unscharf.
Es gab Bürgerversammlungen, da saßen den paar wenigen, die sich eingefunden hatten, die halbe Stadtverwaltung samt Bürgermeister und ein Großteil der Stadträte gegenüber. Das war diesmal nicht so. Der Saal im Stadtschloss, bestuhlt entlang fünf Tischreihen, war voll. Natürlich waren viele im Rathaus Beschäftigte da sowie kommunalpolitisch Aktive - aber nicht in der Überzahl. Man darf annehmen, dass die Einladung neugierig gemacht hatte, die per neuem Rathaus-Journal kurz vor dem Termin noch an alle Haushalte verteilt worden war. "Vorstellung der bisherigen Ergebnisse des Workshops Vision 2030" lautete der wohl entscheidende Punkt. Wie kann, sollte und wird die Stadt in zwölf Jahren aussehen?
Es ging dabei nicht um den innovativen Entwurf für den Neubau am Marktplatz 2, obwohl der an dem Abend auch Erwähnung fand - von einem Teilnehmer "Blechbaum" genannt, von einer Frau mit dem Wunsch nach einem verflochtenen Dach versehen. Es blieb bei der Feststellung des Bürgermeisters, das Ergebnis des Gestaltungswettbewerbs könne so nicht abgeändert werden. Und: "Wir stehen hinter diesem Impuls für die Innenstadt!"
Lichtenfelser Zukunftswerkstatt geplant
Es ging vielmehr darum, einen Anstoß zu geben, sich mit vielerlei Lebensbereichen der Stadt in den kommenden Jahren zu beschäftigen. Vorarbeit dazu hat ein aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und Generationen zusammengewürfeltes Strategieteam geleistet. Als Bildungsstandort sowie mit Angeboten für Familien, Jugend und Senioren möchte man glänzen, ja "Modellstadt" für Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen und für Bürgerbeteiligung werden. Außerdem attraktiver Wirtschaftsstandort und Wohnort sein, innerstädtische Leerstände und Brachen wiederbeleben, als Vorbild in Sachen Energieautarkie und regenerative Energien fungieren, bessere und emissionsarme Mobilität anbieten sowie nachhaltigen Tourismus ausbauen.
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An den konkreten Umsetzungen und Weichenstellungen mitzuwirken sind nun alle Lichtenfelser aufgerufen. Ende Januar soll zu einer ersten "Zukunftswerkstatt" eingeladen werden. Die Stadt habe sich positiv gewandelt, betonte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD), darauf sei er stolz. Sie werde sich weiter wandeln müssen, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Dabei könne man auf eine gute Basis aufbauen.
Bürgerversammlung: Was Lichtenfelser mal loswerden wollten ...
Ob Straßenreinigung oder Verkehrsverstöße - es sind kleine Probleme, die in Bürgerversammlungen oft großen Raum einnehmen. Auch in Lichtenfels. Viele Anliegen konnten Mitarbeiter der Stadtverwaltung direkt klären, manches nahmen sie als Auftrag mit, etwa Anwohner des Schützenangers zeitiger über Parkverbote und Sperrungen bei Großveranstaltungen zu informieren. Hier einige Fragen und Antworten im Überblick: Warum wird auf der Homepage mit Bauplätzen geworben, wenn dann doch keine mehr verfügbar sind? Solange der Verkauf nicht abgeschlossen ist, bleibt die Meldung, der Bauplatz sei verfügbar, bestehen - auch wenn er bereits reserviert und eigentlich nicht mehr zu haben ist. Auf diese Weise können Nachrücker zum Zug kommen, sobald ein Interessent wieder abspringt. Werden bei der Vergabe von Bauplätzen Familien mit Kindern bevorzugt und wie wird Spekulationen vorgebeugt? Die meisten Bauplätze werden von Familien mit Kindern erworben. Kinder sind aber kein Vergabekriterium, weil man Kinderlose nicht bestrafen will. Wer kauft, hat eine Bebauungspflicht. Mit einem Fertighaushersteller gibt es keine Vereinbarung: Dessen Werbung für Häuser in einem Neubaugebiet ist nicht genehmigt - es soll versucht werden, diese zu löschen. Zugeparkte Straßenränder sind ein Ärgernis, mitunter auch Gefahrenstelle. Beispiel Grünewaldstraße. Ein Halteverbot ist im Gewerbegebiet nicht ohne Weiteres zu begründen. Bekannt sind auch Probleme um die Berufsschule herum. Lösungsansätze soll das in Auftrag gegebene Verkehrsentwicklungskonzept bringen. Es geht das Gerücht, das ehemalige Altenheim werde an einen Investor verkauft. Dann ist zu befürchten, dass keine Sozial- sondern Luxuswohnungen dort eingebaut werden. Widerspricht das nicht dem Stiftungsgedanken? Die Bemühungen der Stadt um eine Nachnutzung, etwa für betreutes Wohnen, sind noch zu keinem Ergebnis gekommen. Der Bürgermeister spricht von "Hausaufgaben", die in den kommenden Monaten zu machen seien. Reundorf wächst. Werden die Kinder aus dem Neubaugebiet eine Lichtenfelser Grundschule besuchen können? Hierzu wäre eine Schulsprengel-Änderung nötig, denn Reundorfer Kinder werden gemäß gewachsener Strukturen in Bad Staffelstein eingeschult. Es müssten Gespräche mit den beteiligten Kommunen, Eltern und dem Schulamt angestoßen werden. Auf die Schnelle sicher nicht machbar.