Das neueste PC-Game beherrschen, aber keinen Apfel mehr schneiden können? Bringen diese (fehlenden) Kompetenzen Kindheit heute auf den Punkt?
"Viele Kinder lernen heute nicht mehr sich selbst zu beschäftigen, weil sie vor allem durch die Medien ständig bespaßt werden und alles präsentiert bekommen", beobachtet Michaela Schell, Rektorin der Grundschule am Markt in Lichtenfels und Mutter von drei Kindern. Nicht wenigen Mädchen und Jungen mangele es an Fantasie, selbst etwas Neues zu tun. Auch Alltagskompetenzen, wie sie früher zum Standard gehörten, ließen nach - etwa die Fähigkeit, etwas zu kalkulieren und einzukaufen oder einfach die Menschen auf der Straße zu grüßen. Das habe auch etwas mit Respekt zu tun, so Michaela Schell.
Einfluss der Medien auf Kinder: Alltagskompetenzen fehlen
"Viele Kinder sehen Erwachsene mittlerweile als Kumpel an, für sie gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Kindern und Erwachsenen." Dass sie oft von den Schülern geduzt wird, sei ein kleineres Übel. Das Fehlen von Grenzen dagegen ein größeres.
Positiv erachtet sie dagegen die gestiegene Offenheit der Kinder: Sie erzählen viel mehr, haben mehr Möglichkeiten und einen unbekümmerten Umgang mit technischen Geräten. Ohne Angst und Scheu probieren sie diese aus und gelangen meist zum Erfolg. Auch der leichtere Informations- und Kommunikationszugang sei positiv zu bewerten - wenn nicht die persönlichen Kontakte dabei verloren gehen.
Auch in dieser Hinsicht hat die Corona-Krise viele Schüler belastet: Zwar haben sich alle an die Sicherheits- und Hygieneregeln gehalten, doch seit dem neuen Schuljahr und den wieder vollständigen Klassen fallen die Kinder in alte Verhaltensmuster zurück. "Den Kindern haben die Kontakte untereinander gefehlt. Manche haben auch Angst." Ob die gesunde kindliche Entwicklung dadurch gefährdet sei, kann die Rektorin schwer einschätzen. Es komme darauf an, wie man damit umgeht - auch in den Familien. In der Grundschule am Markt haben Lehrkräfte und die Jugendsozialarbeiterin stets ein offenes Ohr für die Mädchen und Jungen.
Langeweile zulassen
"Zeit mit den Kindern verbringen und sie nicht von einer Aktivität zur nächsten schleifen!", bittet die Rektorin. Es sei auch notwendig, einmal Langeweile zuzulassen und die Mädchen und Jungen nicht wie junge Erwachsene zu behandeln, sondern als Kinder. Das beinhalte, auch einmal "Nein" zu sagen, aber auch den Kindern Freiraum zu geben, um etwas unbeaufsichtigt und altersentsprechend tun zu können - einmal alleine zum Spielplatz oder zum Flussbad zu gehen beispielsweise. In der Grundschule am Markt in Lichtenfels werden derzeit 220 Kinder unterrichtet.