Viel Wasser bedeutet wenig Strom

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Fünf Wehre waren gestern in Hausen bereits offen, am Wochenende werden es noch mehr sein. Fotos: Tobias Kindermann
Durch diese farbig markierten Leiterbahnen fließt der Strom, den die Turbinen erzeugen.
 
Thorsten Nickol steht vor einem Display, am dem man die aktuell erzeugte Leistung und das momentane Gefälle ablesen kann.
 
Die Mechanik der vier Turbinen im Wasserkraftwerk in Hausen stammt aus dem Jahr 1933.
 
Dieser Knopf markiert den Pegel in Hausen.
 

Trotz des anhaltenden Tauwetters besteht bislang keine akute Hochwassergefahr im Landkreis Lichtenfels. "Da kommt aber noch eine Welle auf uns zu", meint Thorsten Nickol, der als Meister die drei Kraftwerke der Süc in Hausen, Lichtenfels und Oberwallenstadt betreut. "Wie groß sie ausfallen wird, hängt davon ab, ob die Temperaturen in Frankenwald und Fichtelgebirge weiter ansteigen, neues Schmelzwasser von dort in den Main gelangt und wie stark es in den nächsten Tagen regnet", sagt er.

Ein kleiner Vorteil: Der Boden im Maintal ist nicht gefroren, so dass Schmelzwasser und Niederschläge teilweise versickern können. Am Samstag soll am Messpegel Schwürbitz Meldestufe 1 erreicht werden.
Viel Wasser, das bedeutet für die Kraftwerke nicht automatisch viel Strom: "Das Gegenteil ist sogar der Fall", erläutert Nikol. Er bereitet sich darauf vor, die Turbinen am Samstag eventuell abschalten zu müssen. 1400 kW/h Spitzenleistung können die Generatoren der drei Kraftwerke in Hausen, Lichtenfels und Oberwallenstadt liefern. Das ist genug, um den Strombedarf von etwa 2700 Vier-Personen-Haushalten zu decken. Doch die Leistung hängt nicht primär von der Wassermenge ab. Die vier Turbinen im Wasserkraftwerk Hausen liefern ihre Höchstleistung von zusammen 660 kW nur bei einem Wassergefälle von 3,20 Metern. Sinkt die Differenz zwischen Ober- und Unterlauf, geht auch die Stromproduktion zurück. Ab einer gewissen Grenze ist der Punkt erreicht, wo konstruktionsbedingt die Turbinen nicht mehr genügend Strom abgeben. Und das könnte demnächst der Fall sein, sagt Nickol. Denn unterhalb von Hausen steigt der Pegel momentan an. Das viele Wasser, das die Schneeschmelze mit sich bringt, nützt dagegen nichts. Maximal 32 Kubikmeter in der Sekunde können die Turbinen in Hausen aufnehmen. Was da rüber hinausgeht, wird über Wehre abgelassen. Das geschieht nicht automatisch: Drei Wehre machte Nickol am Freitag bei Hausen auf, um die aktuelle Wassermenge von 117 Kubikmetern pro Sekunde durchlassen zu können - etwa das dreifache der Menge, die noch einen Tag vorher anstand. Daneben gibt es zwei automatisch geregelte Wehre, die kleinere Schwankungen ausgleichen können. Am Wochenende wird er mehrmals am Tag auch in Hausen vorbeischauen, um den Pegel zu sichten - und weitere Schleusen zu öffnen.