Der regionalen Stromerzeugung und -speicherung werde in Oberfranken zu wenig zugetraut, findet Oliver Partheymüller von IBC Solar.
Drei Photovoltaik-Großprojekte mit einer Nennleistung von 25,5 MW wird die IBC Solar AG in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt verwirklichen. In dem 2015 eingeführten Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur konnte sich das Unternehmen mit Stammsitz in Bad Staffelstein einmal mehr behaupten. Bereits im vergangenen Jahr konnten ach Großprojekte realisiert werden. Eine Änderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zum Jahresanfang legt fest, dass nur noch Anlagen mit Leistungen über 750 kWp in dieses Ausschreibungsverfahren müssen.
Für den Strom aus kleineren Anlagen gibt es die gesetzliche Vergütung von 8,91 Cent pro Kilowattstunde. "Kleinere Flächen sind damit wieder attraktiver geworden", erklärt Oliver Partheymüller, Leiter Projektentwicklung Deutschland bei IBC Solar. Bei den Geboten für die Großanlagen profitiere IBC Solar von seiner guten Marktkenntnis. In bisher sieben Gebotsrunden habe man 22 Gebote abgegeben und 15 Zuschläge erhalten. Mit dem Verfahren bezweckt der Gesetzgeber, die Vergütungssätze nach unten zu entwickeln und sie nach Marktpreisen zu ermitteln. Firmen, die daran teilnehmen, müssen sehr genau hinschauen und erkennen, ob ein Projekt überhaupt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu bauen ist. Dabei sind Faktoren wie die Entfernung zum Netzverknüpfungspunkt relevant. Oder mögliche Altlasten auf der Fläche, deren Sanierungskosten dann ein Risiko darstellen. "Solche Hürden bremsen die Investitionsfreudigkeit", sagt Partheymüller. "Niemand investiert in ein Projekt, mit dem sich wirtschaftlich betrachtet nicht einmal Minimalziele erreichen lassen."
Staat hat Ziele nicht erreicht
Dies wiederum trägt aber dazu bei, dass die Zubauziele an erneuerbaren Energien in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren bei weitem nicht erreicht wurden. Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass 2,5 Gigawatt pro Jahr zusätzlich aus Dach- und Freiflächenanlagen gewonnen werden. Diese Ziele seien jeweils um mindestens ein Gigawatt unterschritten worden, betont Partheymüller. "Diesen Widerspruch erleben wir tagtäglich: Es gibt ganz viele gesetzliche Rahmenbedingungen, die einzuhalten sind. Dadurch verringert sich das Flächenangebot sehr stark und die Zubauraten, die in Deutschland gewünscht sind, um die Energiewende und Klimaziele zu erreichen, können nicht erreicht werden."
Nach einer absoluten Hochphase für die Branche in den Jahren 2010 bis 2012 folgte das andere Extrem. Auch IBC musste Anfang 2014 darauf reagieren, dass der deutsche Markt eingebrochen war. Nach einem starken Arbeitsplatzabbau beschäftigte man nur noch eine Kernmannschaft hier, um am Markt zu bleiben. Nur ein Drittel der Mitbewerber haben das geschafft. "Wir haben jetzt diese Durststrecke durchgestanden", sagt Oliver Partheymüller. 2015/16 ist es uns gelungen, Abteilungen wieder aufzubauen." Aktuell werden Mitarbeiter eingestellt.
Gleichzeitig weiß der Leiter für Inland-Projekte bei IBC: "Die großen Ausbaumöglichkeiten sind woanders, Deutschland spielt im Weltmarkt diesbezüglich keine Rolle mehr." Auch die aktuellen Großprojekte, an denen man in den neuen Bundesländern arbeitet, ändern daran nichts. Indien, China oder Japan könnten mit Anlagen in ganz anderen Dimensionen aufwarten. Dort wird nun auf die Versäumnisse vergangener Jahrzehnte reagiert.
Nichtsdestotrotz sind für Oliver Partheymüller auch kleine Beiträge zum Gelingen der Energiewende wichtig. Auf vielen Dächern gebe es gutes Potenzial. Mehr regionale Stromerzeugung könnte auch ein Argument gegen die von der Bevölkerung unerwünschten großen Stromtrassen sein. Um die zu vermeiden, fehle aber ein Konzept. Auch fehle in Oberfranken der Mut, zu sagen: "Wir erzeugen und speichern Strom selbst."