TSV Ebensfeld: Vom Fast-Absteiger zum Titelanwärter

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300 Zuschauer kamen zum Landkreis-Derby zwischen dem FC Lichtenfels und dem TSV Ebensfeld ins Karl-Fleschutz-Stadion. Am Ende trennten sich die FCler, hier mit Niklas Lulei (rotes Trikot) von den Ebensfeldern, hier mit Christian Quinger (links) und Björn Vogel, mit 1:1. Foto: Uwe Gick
300 Zuschauer kamen zum Landkreis-Derby zwischen dem FC Lichtenfels und dem TSV Ebensfeld ins Karl-Fleschutz-Stadion. Am Ende trennten sich die FCler, hier mit Niklas Lulei (rotes Trikot) von den Ebensfeldern, hier mit Christian Quinger (links) und Björn Vogel, mit 1:1.  Foto: Uwe Gick

Beim TSV Ebensfeld hat sich in dieser Saison einiges getan - vor allem dank eines Kunstgriffes des neuen Trainers Klaus Gunreben. Auch die jungen Wilden des FC Lichtenfels stehen zur Winterpause gut da.

Lange schien die Meisterschaft in der Fußball-Bezirksliga Oberfranken West eine klare Angelegenheit für den Topfavoriten FC Coburg zu sein. Sieben Punkte betrug der Vorsprung des Tabellenführers zeitweise, bis die Coburger vor der Winterpause ein Tief durchliefen und in den fünf Partien im November nur acht von 15 möglichen Punkten holten. Dies nutzte der TSV Ebensfeld, um mit der Optimalausbeute den Rückstand auf drei Zähler zu verkürzen.

Das Titelrennen in der Liga ist also in den zwölf noch auszutragenden Spielen wieder spannender geworden. Zur Winterpause ziehen die Verantwortlichen des TSV Ebensfeld, des FC Lichtenfels, der SpVgg Ebing und der SpVgg Rattelsdorf Bilanz.

Ebensfeld noch mit Titelchancen

In der vergangenen Saison haben sich die Ebensfelder erst über die Relegation in der Bezirksliga gehalten.
Deshalb lautete das erklärte Ziel: Klassenerhalt. Nach der Ära von Trainer Christian Kellner gewannen die Verantwortlichen mit Trainerlegende Klaus Gunreben einen der renommiertesten Übungsleiter der Region für die Kommandobrücke. Personell ging der TSV nahezu unverändert in die dritte Bezirksligasaison.

Vier Neuzugängen, überwiegend aus unteren Ligen, standen zwei Abgänge gegenüber. "Unsere Befürchtungen, dass sich aufgrund des Kräfteverschleißes wegen der Entscheidungsspiele und die dadurch kürzere Saisonvorbereitung negativ auf den Saisonstart auswirken würden, waren unbegründet", sagt TSV-Abteilungsleiter Thomas Häublein.

Die Ebensfelder legten einen guten Saisonstart hin und fuhren trotz personeller Engpässe bis Mitte September in elf Spielen 24 Punkte ein. Damit setzten sie sich im oberen Tabellendrittel fest. Dann folgte jedoch - eingeläutet mit der 1:3-Niederlage gegen den Titelfavoriten FC Coburg - eine kleine Negativserie von drei Spielen ohne Sieg. "Wir fanden dann aber schnell zurück in die Erfolgspur, gewannen die folgenden sechs Spiele und kletterten so auf Rang 2", lobt Häublein sein Team.

Doch als neues Saisonziel nun die Meisterschaft auszurufen, will er nicht. "Wir wollen weiterhin so gut wie möglich abschneiden. Falls wir am Saisonende noch Zweiter sind, werden wir aber die sportliche Herausforderung suchen und die Relegation durchziehen. Das ist auch so mit Trainer Gunreben abgesprochen." Die Erfolge honorieren auch die Zuschauer. Gut 250 Fans kommen zu den Heimspielen.

"Die junge Mannschaft hat das Stahlbad Relegation noch mehr zusammengeschweißt", sagt der Abteilungsleiter, "zudem gelang es Klaus Gunreben, die offensiv ausgerichtete Elf auch in der Defensive zu stabilisieren". Der TSV hat mit 20 Gegentreffern die zweitwenigsten Gegentore (hinter Coburg mit 18) kassiert. "Das war in der Vergangenheit unserere Achillesferse, dass wir Hurrafußball gespielt haben", sagt Häublein und lobt seinen Übungsleiter. "Er kennt jeden Spieler in der Liga und stellt unser Team akribisch ein. Wenn wir mal in Führung liegen, sind wir kaum mehr zu knacken." In der Offensive liegt man mit 39 Treffern auf Rang 3.

FC Lichtenfels setzt auf Jugend

Auf Tabellenplatz 6 überwintert der FC Lichtenfels. Mit 32 Punkten aus 19 Spielen liegt das Team von Trainer Alexander Grau gut im Rennen. Der SV Merkendorf (4./34 Punkte) und der TSV Mönchröden (5./33) haben bereits ein Spiel mehr ausgetragen. Was den Verantwortlichen aber wichtiger ist, ist die Tatsache, dass man zu Platz 12, der die Teilnahme an der Abstiegsrelegation bedeutet, zehn Zähler Abstand hat.

"Unser Saisonziel lautet 50 Punkte und ein gesicherter Mittelfeldplatz", sagt Christopher Fischer, sportlicher Leiter beim FCL. Dabei wäre sogar noch mehr möglich gewesen. Zum Saisonstart holte man aus den ersten sieben Spielen nur sieben Punkte. "Dreimal kassierten wir da kurz vor Schluss den Treffer zum 1:1. Da haben wir vier bis sechs Punkte verschenkt", sagt Fischer, der aber nicht unzufrieden wirken möchte.

Fischer hatte das Ziel vor der Saison mit dem Trainer und Vereinsvorsitzenden angesichts von vielen namhaften Abgängen und eines Kaders mit vielen jungen Spielern ausgegeben. Sieben Abgänge standen zwölf Neuzugänge, davon sieben aus der eigenen Jugend, gegenüber. Ein neues, nach oben korrigiertes Ziel will Fischer noch nicht formulieren, würde sich aber freuen, wenn sich das Team nun in der Tabelle oben festsetzen würde.
Doch weiß Fischer auch: "Bei einer jungen Mannschaft kann schon mal ein Tief kommen. Ich hoffe dann nur, dass das Tal möglichst kurz ist, das wir dann durchschreiten."

Das gute Abschneiden habe der Verein Trainer Alexander Grau zu verdanken, sagt der sportliche Leiter. Mit Grau will der Verein Gespräche über eine Verlängerung seines Engagements führen. "Alex hat aus den vielen jungen Spielern eine tolle Truppe geformt. Die Kameradschaft ist gut, die Verbundenheit mit dem Verein ist groß, und wir spielen attraktiven Fußball. Da spielt es keine so große Rolle, dass die Zeit des großen Geldes im Raum Lichtenfels vorbei ist."

Mit 54 Toren hat der FCL die meisten Treffer in der Liga erzielt. Je zwölf gehen auf das Konto von Steffen Hönninger, der alle 19 Spiele bestritten hat, und Neuzugang Daniel Oppel, von dem man wusste, dass er torgefährlich ist. Der 19-jährige Niklas Lulei, der die halbe Runde noch in der Innenverteidigung spielte und nun offensiver agiert, traf achtmal ins gegnerische Tor.

Die Zuschauer - es waren immerhin 210 im Schnitt - kommen wieder gerne ins Karl-Fleschutz-Stadion. Das spricht sich nicht nur bei Fans herum. Der Redwitzer Jonas Lulei hat - wir berichteten - schon Interesse bekundet, in der Winterpause zum FC Lichtenfels zu wechseln, wenn er die Freigabe des Landesligisten erhält. Ob dies passiert, darüber will Fischer allerdings im Moment noch nicht spekulieren.