Vor allem Schichtarbeiter leiden unter Schlafstörungen
Die Zahl der Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, nimmt zu, meldet auch die Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM). Dafür gebe es viele Ursachen, die Zeitumstellung ist da nur der geringste Teil. Al Hamoud: "Das ständige Starren auf Smartphones und andere Displays, fehlende Bewegung, Alkohol, zweckentfremdete Schlafzimmer, Stress, kurzes Einnicken vor dem Zubettgehen. Die Liste ist lang." Besonders anfällig sind ältere Menschen, weil sich deren biologische Uhr nicht mehr so leicht einstellen lässt. Ebenso gefährdet: Schichtarbeiter, vor allem mit Nachtschichten. Der ständige Wechsel und die unregelmäßigen Ruhephasen stören den Schlaf - und damit Lebensqualität und Arbeitsleistung. Auf Dauer kann es gar zu schlimmeren körperlichen Erkrankungen kommen.
Schlafmediziner Saleh Al Hamoud rät dringend von Medikamenten ab. "Schlafmittel können schnell abhängig machen." Wer unter Problemen leidet, könne denen zum Beispiel in einem Schlaflabor nachgehen. Patienten übernachten dort einige Male, Mediziner zeichnen das Schlafverhalten auf und werten es aus. Nur: In Deutschland fehlen nach Einschätzung der DGSM Schlaflabore oder schlafmedizinische Ambulanzen. Die Wartezeiten sind teils sehr lang. Franken ist noch relativ gut aufgestellt, Einrichtungen gibt es in Bamberg, Kulmbach, Münnerstadt, Würzburg sowie im Ballungsraum Nürnberg. Und in Kutzenberg. Dort liege man bei einer Wartezeit von drei Monaten, so Al Hamoud.
Die erste Nachthälfte entscheidet
Grundsätzlich ist es nicht wichtig, wann wir ins Bett gehen und aufstehen. Auch die Dauer ist nicht entscheidend. "Die Qualität bestimmt, wie ausgeschlafen wir uns am Morgen fühlen", so der Experte. Der Tiefschlaf sei der erholsamste Schlaf. "Nach etwa vier Stunden haben wir den meisten Tiefschlaf hinter uns und den größten Schlafdruck abgebaut, daher können auch schon weniger als fünf Stunden Schlaf ausreichen." Dann wird das sogenannte Schlafhormon Melatonin gebildet, das den Körper zur Ruhe bringt. "In der ersten Nachthälfte liegt der Schwerpunkt beim Tiefschlaf, in der zweiten Nachthälfte beim Traumschlaf." In den Morgenstunden beginnt schon wieder die Produktion des Gegenspielers Serotonin, das Energie für den Tag bringt.
Zwei von drei bei der DAK-Studie Befragten wünschen sich die Abschaffung der Zeitumstellung. Dass dies alle Schlafstörungen löst, glaubt Saleh Al Hamoud nicht. "Wer vorher Probleme hatte, wird weiter darunter leiden."
Saft, Ordnung, warme Füße: 10 Tipps für besseren Schlaf
1. Jeden Abend möglichst zur selbenZeit ins Bett und zur selben Zeit wieder aufstehen.
2. Schlafzimmer abdunkeln, Idealtemperatur: 17 Grad.
3. Eine Stunde vor dem Zubettgehen kein Fernsehen. Wer auf Laptop, Handy und Tablet nicht verzichten kann, sollte den "Nachtmodus" (Blaulichtfilter) einschalten.
4. Sex hilft, weil er die generelle Entspannung fördert. 5. Füße warmhalten, dann kommt der Körper zur Ruhe.
6. Tagsüber oft ins Freie gehen, Mittagsschlaf vermeiden oder kurz halten.
7. Nicht zu spät abends Sport treiben - spätestens 1,5 Stunden vor dem Zubettgehen langsam runterkommen.
8. Ein Glas Sauerkirschsaft hilft, denn der enthält das Schlafhormon Melatonin.
9. Ordnung ist im Schlafzimmer wichtig - Chaos hindert das Gehirn am Abschalten.
10. Abends auf eine leicht verdauliche Mahlzeit setzen: Gegartes Gemüse mit magerem Geflügel ist besser als Braten oder Rohkost. Koffein, Nikotin und Alkohol vermeiden.
Quellen: DAK-Gesundheit, Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin