Sein Herz schlägt für Frankreich

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Nein, Winfred Bogdahn singt auf diesem Bild nicht die Marseillaise. Aber er hat ein Herz für Frankreich, seine Weine und Kultur. Und für die Freundschaft zweier Städte, die auch dem Èlysée-Vertrag zu verdanken ist. Foto: Markus Häggberg
Nein, Winfred Bogdahn singt auf diesem Bild nicht die Marseillaise. Aber er hat ein Herz für Frankreich, seine Weine und Kultur. Und für die Freundschaft zweier Städte, die auch dem Èlysée-Vertrag zu verdanken ist. Foto: Markus Häggberg

Vor 50 Jahren unterzeichneten Deutschland und Frankreich den Èlysée-Vertrag. Winfred Bogdahn erzählt seine persönliche Geschichte über seine Liebe zu dem Nachbarn westlich des Rheins.

Seine Großmutter kannte diesen Ausdruck noch. Erbfeind. Gemeint war damit der Nachbar im Westen - Frankreich. Heute vor 50 Jahren, am 22. Januar 1963, besiegelten Deutschland und Frankreich durch den Èlysée-Vertrag die deutsch-französische Freundschaft. "Einer der Verträge, die wirklich durchgeschlagen haben", sagt Winfred Bogdahn.

Die Erfahrungen und Erlebnisse, die er und weitere Lichtenfelser Reisende bei ihrem ersten Besuch in Frankreich machten, werden von ihnen als "legendär" erinnert. Das Beschnuppern der Menschen und des Lebens in Cournon nahm vor 20 Jahren seinen Anfang. Und es begründete und vertiefte auch eine weitere deutsch-französische Freundschaft zwischen Lichtenfels und Cournon.

Seit Ludwig XIV. führten die beiden Nationen immer wieder Krieg. Mal siegte diese, mal jene. Man hat Schimpfworte füreinander.
Vor 50 Jahren setzen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle der Erbfeindschaft im Èlysée-Palast ein Ende. Vertraglich verpflichteten sich die beiden Völker dazu, in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits- , Jugend- und Kulturpolitik einander gegenseitig regelmäßig zu konsultieren.

Ein wunderschönes Land

Winfred Bogdahn ist Frankreich schon lange zugetan. "Vom Essen her", sagt er, rühre seine Zuneigung. 1974 war er erstmalig links des Rheins, "da habe ich gesehen, wie wunderschön das dort ist. Wunderschönes Land, Kultur, in all den Jahren habe ich nur positive Erfahrungen gemacht", sagt der ehemalige Lichtenfelser Bürgermeister. Im April 1992 statten er und weitere Mitglieder der Lichtenfelser SPD mit einem Fraktionsausflug dem Flecken Cournon und seiner Bürgermeisterin Catherine Guy-Coint einen ersten Besuch ab. Es sollte "legendär" werden. Und umständlich bei der Anreise. Die geschah mit der Bahn, über Würzburg, Karlsruhe, Kehl, Straßbourg - Bogdahn ist sich nicht sicher, ob er auch alle Umsteigebahnhöfe genannt hat. Aber daran, dass es kurios war, 20 Personen mit Gepäck über mehrere Umsteigebahnhöfe zu lotsen, das bleibt ihm in Erinnerung. Schon allein der 14,15 Stunden Fahrtzeit wegen. Die erste Fahrt dorthin vergleicht er mit der ersten Liebe.

Schwerer Bauch, schwerer Kopf

Was den Empfang damals so legendär macht und alle die, die damals dabei gewesen sind, lächeln lässt, mag mit "schwerem Bauch und schwerem Kopf" zusammenhängen. "Es kam noch ein Gang und noch ein Gang und noch ein Gang", erinnert sich Bogdahn lachend. Und zwischendrin gab es auch noch "Käse und dieses und jenes". Am Ende, nach vier, fünf, sechs Gängen, wurden Schweinsfüße aufgetischt. Ein neuer Gang und eine Delikatesse - auf vollen Magen. "Das ging jeden Abend so, da wird aufgetischt."

Für Essen und Kleidung gibt der Franzose mehr Geld aus als der Deutsche, glaubt Bogdahn. Dafür sei es ihm nicht so sehr um dicke Autos oder große Häuser getan. So etwas wie eine Gemütsverwandtschaft zwischen den Lichtenfelser und den Menschen der Provinz Auvergne, dort liegt Cournon, meint der ehemalige Bürgermeister ausmachen zu können. "Ich bild´ mir ein, die sind uns relativ verwandt. Die müssen erst auftauen, aber dann ..."
Mittlerweile haben sich durch die Städtepartnerschaft hüben wie drüben intensive persönliche Freundschaften ergeben, Berufspraktika wurden vermittelt, Vereinsbeziehungen gibt es.

Radfahrerclubs, Rudervereine, Ringer, die Liste dürfte noch länger sein. Man freut sich auf einander, lädt sich gegenseitig ein, nimmt Anteil am Leben der Freunde. Hüben wie drüben. Gegen Freunde greift keine Propaganda mehr. Bei offiziellen Anlässen kommt man auf den berühmten Vertrag vom 22. Januar 1963 zu sprechen, "privat aber kaum".

Die gute Nachbarschaft ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Ohne Èlysée-Vertrag wären diese aber wohl nicht zustande gekommen. Aber umgekehrt, um sie zu pflegen, bedarf es keines Èlysée-Vertrags mehr. "Inzwischen ist das eine Geschichte, die im Kleinen blüht - im Grunde eine Geschichte, zwischen Menschen", sagt Bogdahn.

De Gaulle in Kronach

Trotzdem hält die Geschichte noch eine Randnotiz zum deutsch-französischen Vertrag aus fränkischer Sicht parat. Der Vater des Vertrags, eben jener de Gaulle, kannte die Lande um den Obermain ein wenig. Im Ersten Weltkrieg war er als Kriegsgefangener - in Kronach. Auf der Festung Rosenberg. Aber dort büchste er findig aus.