Aussichten auf einen Staatspreis für Land- und Dorfentwicklung hat Klosterlangheim für seine gelungenen Hochwasserschutz-Maßnahmen.
Alle zwei Jahre würdigt das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten innovative Projekte. Klosterlangheim kam in die engere Auswahl für eine Auszeichnung im Themenfeld "Wasserrückhalt und Hochwasserschutz". Am Donnerstag besuchte eine Fachjury, bestehend aus Vertretern des Staatsministeriums, des Bayerischen Gemeindetages, des Bayerischen Bauernverbandes, der Bayerischen Architektenkammer und des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten, das Verfahren der Ländlichen Entwicklung Klosterlangheim, um sich von den umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen selbst ein Bild zu machen.
Im Konventbau des ehemaligen Klosters wurde die Fachjury von Bürgermeister Andreas Hügerich, dem Stellvertretenden Landrat Helmut Fischer und dem Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Anton Hepple begrüßt. Pius Schmelzer, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Klosterlangheim, führt die Jury anschließend zusammen mit seinem Stellvertreter Christian Gemeinhardt und den örtlichen Vorstandsmitgliedern, durch den Ort. Dabei konnten sich die Jurymitglieder an verschieden Stationen direkt von den Maßnahmen zum Hochwasserschutz überzeugen.
Das Verfahren der Ländlichen Entwicklung Klosterlangheim mit dem Schwerpunkt Hochwasserschutz läuft bereits seit 1992 und hat die Zielsetzung, ein umfangreiches Gesamtkonzept zum Schutz vor Hochwasserereignissen umzusetzen. Den ersten Schritt machte das Wasserwirtschaftsamt zusammen mit der Stadt
Lichtenfels im Jahr 1998: Der Hochwasserdamm am Leuchsenbach wurde gebaut.
Im Rahmen der Ländlichen Entwicklung folgten dann ab 2000 eine Dammerhöhung am Oberlangheimer Weiher, die Sanierung der historischen Brücken, die Anlage eines Feuchtbiotops mit Flutmulde am Sterzengraben, die Sanierung und der ökologische Ausbau des Leuchsenbachs im Ort sowie die Räumung und Sanierung des Leuchsenbachstollens und des Tempelsgrabenstollens.
Als Abschluss wurde im vergangenen Jahr der Hochwasserdamm am Scheubelgraben fertig gestellt. Viele dieser Elemente waren schon Bestandteil des historischen Hochwasserschutzkonzeptes der Langheimer Mönche und sorgen auch heute wieder dafür, dass ankommendes Hochwasser durch Klosterlangheim kontrolliert ablaufen kann, ohne größere Schäden anzurichten.
Thomas Gieger, Inhaber des Ökonomiehofs in Klosterlangheim, zeigte der Jury den Stolleneingang der Entwässerungsgräben unter dem Hof, die von den Zisterziensern vor 800 Jahren angelegt wurden. Eichenbohlen seien aus der Zeit erhalten geblieben. Bürgermeister Hügerich stellte in Aussicht, dass die Stollen fachkundig untersucht werden.
An der Katharinenkapelle wies er auf die Sanierung hin, die aus EU-Mitteln gefördert werden könnte. An der Steinwegbrücke erläuterte Baudirektor Pius Schmelzer vom Amt für Ländliche Entwicklung die Sanierung der Ufermauern.
Am Damm des Scheubelgrabens wurde das Bauwerk und der Uferschutzstreifen besichtigt. Der nachhaltige Schutz vor Hochwasser werde in Klosterlangheim mit einem neuen Hochwasserrückhaltebecken am Scheubelgraben gewährleistet, sagte Pius Schmelzer. Der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Klosterlangheim, Christian Gemeinhardt, betonte: "In den vergangenen zwei Jahren wurde am Scheubelgraben ein Dammbauwerk mit Zufahrtswegen errichtet und trägt auch durch die Ausweisung von Uferschutzstreifen ökologischen Belangen Rechenschaft".
Auf Grund der guten Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises und dem Wasserwirtschaftsamt Kronach waren die Hürden nicht allzu hoch, ergänzte Pius Schmelzer. Die Wassermenge aus Leuchse und Scheubelgraben werde nun begrenzt. Es komme nur noch so viel Wasser an, wie durch Klosterlangheim sicher hindurchgeleitet werden könne. Nach der Besichtigung des Damms an der Leuchse, des Oberlangheimer Weihers und der Tumwegbrücke kehrten die Teilnehmer zu Conventbau zurück.
Jurymitglied Brigitte Sesselmann, Stammreferentin in der Schule für ländliche Entwicklung war überrascht: "Ich habe Klosterlangheim von einer ganz anderen Seite kennengelernt", sagte sie. Werner Fischer vom Bayerischen Gemeindetag aus Bernhardswald bei Regensburg bezeichnete die Projekte in Klosterlangheim als sinnvolle Maßnahmen. "Hier wird deutlich, wie man Ortschaften gegen Hochwasser schützen kann", war seine Einschätzung.
Amtsleiter Antion Hepple machte deutlich, dass neben Klosterlangheim noch zwei weitere Projekte in anderen Regierungsbezirken mit im Rennen um die Staatspreis 2018 sind. "Allein, dass Klosterlangheim schon in die engere Auswahl gekommen ist, stellt schon einen großen Erfolg dar und lässt auf eine Prämierung hoffen."