Schultheater: Massenwahn auf der Bühne

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Die Mädchen haben vor Gericht einen erneuten Anfall und sehen sich von Dämonen und Hexen verfolgt. Foto: Gerda Völk
Die Mädchen haben vor Gericht einen erneuten Anfall und sehen sich von Dämonen und Hexen verfolgt. Foto: Gerda Völk
Die Geistlichkeit und die Dorfbewohner werden von den Mädchen in dem Glauben gelassen, dass dunkle Mächte im Spiel sind. Foto: Gerda Völk
Die Geistlichkeit und die Dorfbewohner werden von den Mädchen in dem Glauben gelassen, dass dunkle Mächte im Spiel sind. Foto: Gerda Völk
 

Die Theatergruppe des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels überzeugte mit Arthur Millers anspruchsvollem Stück "Hexenjagd". Die Inszenierung ging unter die Haut.

Mit Arthur Millers "Hexenjagd" hat sich die Theatergruppe 1 des Meranier-Gymnasiums unter der Leitung von Paul Endres eines Stückes angenommen, in dem es um Hysterie und Massenwahn geht. Was dem Zuschauer in dem ausgesprochen sparsam gehaltenen Bühnenbild zuerst auffällt, ist ein überdimensioniertes schwarzes Kreuz, welches geradezu bedrohlich wirkt.
Arthur Miller schrieb das auf historischen Tatsachen basierte Drama während der McCarthy-Ära in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter dem Eindruck "antiamerikanischer Umtriebe", die eine Atmosphäre des Misstrauens schuf.

Okkulte Rituale

Abigail Williams (Christine Schnapp) ist die Anführerin einer Mädchengruppe, die nachts bei einem okkulten Ritual im Wald von Reverend Samuel Parris (Christine Fichtner) beobachtet werden. Einige Mädchen werden aufgrund ihrer Entdeckung ohnmächtig und krank.
Da die Ärzte ihre "Krankheiten" nicht erklären können, entsteht schnell das Gerücht es seien dunkle Mächte am Werk. Da Pastor Parris um seine Stellungfürchtet, bittet er Reverend Hale (Rebekka Gründel), einen Fachmann für Hexerei, um Hilfe. Um sich selbst vor Strafe zu schützen beginnen Abigail, Betty Parris (Marie Müller), Mercy Lewis (Emily Schindler) und Mary Warren (Susan Zander) wahllos Namen von Gemeindemitgliedern zu nennen, die angeblich mit dem Teufel im Bund stehen. Hysterie bricht aus, die Hexenjagd beginnt. Unter Richter Danforth (Simon Stromer) und Gerichtsdiener Cheever (Jan-Felix Spitzenpfeil) wird ein Gericht einberufen. Hauptzeugen sind die vier Mädchen, die bald den halben Ort als Hexen denunzieren und in den Kerker bringen. Darunter auch Freunde von John Proctor (Koray Topuz) und dessen Frau Elisabeth (Emma Maier). John durchschaut die Mädchen und warnt Kirche und Obrigkeit davor, ihnen Glauben zu schenken. Mit Hilfe von Mary, die zwischen Gruppenzwang und schlechten Gewissen pendelt, versucht er seine Frau zu retten. In seiner Not gibt John sogar seinen Ehebruch mit seiner früheren Hausangestellten Abigail zu, die von Elisabeth wegen Hurerei aus dem Haus gejagt wurde. Das Gericht will der Aussage von Mary keinen Glauben schenken, zumal die Mädchen erneut einen (gespielten) Anfall bekommen. Mary kann den Druck nicht länger standhalten und bezichtigt jetzt John mit dem Teufel im Bunde zu sein.

Erfundener Hexenwahn

Einzig Reverend Hale gelangt zur Einsicht, dass der ganze Hexenwahn nur erfunden ist. Doch alleine kommt er gegen die skrupellosen Machenschaften der Mädchen nicht an. Johns Frau, die vom Geständnis ihres Mannes nichts weiß, leugnet dessen Ehebruch, um seinen Ruf zu schützen. Nur ein "Geständnis" könne ihn vor dem sicheren Tod retten. Als das Gericht seinen Irrtum erkennt sind die Mädchen längst geflohen.
Mit Arthur Millers "Hexenjagd" hat die Theatergruppe des Meranier-Gymnasiums eine überzeugende Leistung gezeigt. Durchweg alle Darsteller bewiesen, dass sie einem schwierigen Stück Tiefgang und emotionale Dichte geben können. Eine Inszenierung, die schlichtweg unter die Haut ging. Ein ausgefeiltes und aufwändiges Lichtkonzept unterstrich die Dramatik. Auch die sparsam gewählten Requisiten waren geschickt eingesetzt. Versprecher fiel dabei nicht ins Gewicht.