Regen trübt Staffelsteiner Gerstensaft-Fest nicht

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Mit Architektur gegen den Regen - die Jugend weiß sich zu helfen. Fotos: Markus Häggberg
Mit Architektur gegen den Regen - die Jugend weiß sich zu helfen.  Fotos: Markus Häggberg
Der Moment des Anstichs ist ein hektischer für alle Beteiligten. Hier zu sehen Bierkönig Peter Reichert alias Peter I. Hinter ihm und den anderen Anstechern wartet schon die Menge, sich einschenken zu lassen.
Der Moment des Anstichs ist ein hektischer für alle Beteiligten. Hier zu sehen Bierkönig Peter Reichert alias Peter I. Hinter ihm und den anderen Anstechern wartet schon die Menge, sich einschenken zu lassen.
 
Zwei Originale in originaler Tracht: Hans Klotz und Harald Konietzko beim gemeinsamen Besuch des Bierbrauerfestes Foto: Markus Häggberg
Zwei Originale in originaler Tracht: Hans Klotz und Harald Konietzko beim gemeinsamen Besuch des Bierbrauerfestes  Foto: Markus Häggberg
 
Mit Architektur gegen den Regen - die Jugend weiß sich zu helfen.
Mit Architektur gegen den Regen - die Jugend weiß sich zu helfen.
 
Zwei, die sich verstanden: Landrat Christian Meißner und "Roms Bierpapst" Manuele Colonna.
Zwei, die sich verstanden: Landrat Christian Meißner und "Roms Bierpapst" Manuele Colonna.
 
Es war auch ein Tag der Regenschirme. Mal so, mal anders, denn Regen und Sonne gab es beides.
Es war auch ein Tag der Regenschirme. Mal so, mal anders, denn Regen und Sonne gab es beides.
 
Walter Mackert (r.) in seinem Element: Als Moderator lockt er Wissenswertes über Bier aus Podiumsgästen.
Walter Mackert (r.) in seinem Element: Als Moderator lockt er Wissenswertes über Bier aus Podiumsgästen.
 
Musik kam u. a. von der Musikvereinigung Ebensfeld e.V.
Musik kam u. a. von der Musikvereinigung Ebensfeld e.V.
 

Das Staffelsteiner Stadtspektakel wird ein bisschen international. Was es mit Venezuela und Rom zu tun hat.

Moderation auf dem Marktplatz, Musik ohnehin, Gedränge, ein hoher italienischer Gast und lokale Prominenz - dem alles beherrschenden Thema wurde Referenz erwiesen: heimisches Bier und heimische Brauer. Das neunte Bierbrauerfest zu Mariä Himmelfahrt lockte Tausende in die Altstadt. Ein Sammelsurium aus Geschichten und Eindrücken.
Walter Mackert kann naive Gegenfragen stellen, die dann den Interviewpartner grillen. Der ehemalige Polizeikommissar tut das dann und wann, ist er als Moderator doch fester Bestandteil des von den zehn heimischen Brauereien ausgerichteten Festes. Als er gegen 10.30 Uhr Brauer und Ehrengäste bei Musik zum Festanstich auf den Rathausplatz ruft, wird er Brauerfamilien und ihre Erzeugnisse vorstellen. Im Großen und Ganzen zeigt sich der 70-Jährige mal wieder gut vorbereitet. "Ich nutze moderne Medien und klappere das Internet nach Bemerkungen zum Bierfest ab", erklärt er. So kommt er auf Quizfragen. So kommt's aber auch, dass ihm brauchbare Anregungen aus der Bevölkerung zu Ohren kommen. "Vor ein paar Jahren haben wir dadurch gemerkt, dass wir zu wenig Müllkübel hatten." Lampenfieber? "Angespannt ist man immer", so der agile Senior. Aber das Live-Reden habe er anfangs der 90er lernen müssen, als er für das Radio (Studio Franken) Stellung zu Unfällen zu beziehen hatte.


1200 Leute am Rathaus

1200 Leute seien schon am Vormittag am Rathaus versammelt gewesen, so hört man. Thomas Hein und seine Frau Anna Gomez gehören nicht dazu. Er aus Würzburg, sie aus Venezuela. Am Nachmittag sitzt das Paar auf einer Bierbank vor dem Rathaus, lauscht der Blasmusik der Musikvereinigung Ebensfeld und lacht. Hein, ein fröhlicher junger Mann, erzählt davon, dass man ihm in Venezuela damit zu locken suchte, dass "es sieben Brauereien im Land gibt". "Allein hier gibt es ja schon mehr Brauereien als in Venezuela", sagt er anerkennend und verspricht, sich durchzukosten.
Manuele Colonna ist Römer. Und er ist hier. Mit Bürgermeister Jürgen Kohmann, Moderator Walter Mackert, dem Bad Staffelsteiner Bierkönig Peter I., der Thermenkönigin Katharina I. oder der oberfränkischen Bierkönigin Christina I. steht der Mann, der als "Bierpapst aus Rom" angekündigt wird, am Nachmittag auf der Bühne und soll Rede und Antwort stehen. Wer ihn in italienischer und englischer Sprache interviewt, ist Hotelleiter Andreas Poth, betraut mit der Organisation des eintägigen Innenstadtfestes. "Ich kann italienisch gucken", erklärt er auf die an ihn herangetragene Frage, ob er sich das Interview mit dem Gast zutraut. Poth wird das zweisprachig hinbekommen, auch weil der Gast mit seiner Begeisterung für fränkisches Bier aus sich herausbricht. Colonna ist nicht irgendwer, sondern ein Autor, der ein Biertagebuch geschrieben hat. Er ist Gastronom, bietet lieber Bier als Vino an und macht Unterschiede zwischen deutschen, bayerischen und fränkischen Bieren. Letztere hält er für die besten. Er ist erstmalig zu diesem Fest gekommen und hat der jubelnden Menge etwas zu sagen: "Vergesst nicht, ihr habt das beste Bier in der Welt." Auch die Brauer nimmt er sich vor und schwört sie darauf ein, das Reinheitsgebot hochzuhalten.


Wie bei Asterix und Obelix

Es regnete. Zweimal kurz. Doch die Jugend weiß sich zu helfen. Sie versteht es, Bierbänke so aufzuschlichten, dass man sich an die römischen Legionärsformationen in den Asterix-Heften erinnert fühlt. Höhepunkt des Tages werden auch die 18 Verlosungen an Bierpreisen sein. Sie gehen an Gewinner, die dazu fünf Fragen beantworten mussten. Eine davon ist ganz schön knifflig und lautet: Welche Bierbrauer tragen ein Tier im Wappen? Bierbrauerfest in Bad Staffelstein: Geschichten, Musik, Bier und Kulinarik auf engstem Stadtkern und von 10 bis nach 22 Uhr.
Mittenwald Gebirgsjäger 2012: Stadtrat Harald Konietzko ging so für sich in seinem liebgewordenen mittelalterlichen Gewand über den Bozner Markt in Mittenwald. Er kam, sah, wurde stutzig: "Du bist doch der Hans Klotz!", sprach er einen anderen Mann an. Und der Mann war Hans Klotz und wurde auch stutzig. Gegenfrage: "Harry?" Dann freuten sich die beiden Männer.
Am Bierbrauerfest schlugen sie gemeinsam auf, in Mittenwalder Tracht und mit Appetit auf die Biere Bad Staffelsteins. Zwei Freunde, die sich aus den Augen verloren und nun bald 40 Jahre kennen. Die Geschichte reicht zurück ins Jahr 1977 und ein Gebirgsjägerbataillon in Mittenwald. Dort begegneten sich Harald Konietzko und Hans Klotz. Klotz bildete Konietzko in der Schreibstube des Bataillons aus, Konietzko führte diese vier Jahre lang im Rang eines Stabsunteroffiziers. Zeit verging, man verlor sich aus den Augen. Und dann kam 2012.
Für 2017 lud Konietzko seinen alten Freund zum Bierbrauerfest ein. Man versprach sich, in gemeinsamer Tracht zu erscheinen. Und Klotz kam, genoss und zeigte sich beeindruckt von dem Fest. "Sehr gute Biere und ich verspreche, ich habe jedes mindestens einmal probiert", so der stämmige Mann in seinem oberbayerischen Akzent. Ob er wiederkommen wird? "Mit Sicherheit, das verspreche ich. Noch dazu wo es im nächsten Jahr das ‘Zehnjährige' ist."


In Hirschleder gewandet

In echten Hirschlederhosen und mit handgestickten Hosenträgern saßen die beiden Männer da, schlenderten von Bierstand zu Bierstand und ließen alte Zeiten aufleben. Dabei stellen sie durchaus kurios-bierige Gemeinsamkeiten ihrer Orte fest. "In Staffelstein hat es die höchste Brauereidichte der Welt", erklärt Konietzko und Klotz hält dagegen: "Mittenwald hat die höchstgelegene Privatbrauerei der Welt." Mittlerweile ist der Kontakt der einstigen Kameraden gefestigt und atmet Regelmäßigkeit. Und während Konietzko sich in Mittenwald eine Tracht besorgt hat, wird Klotz künftig bei den Bierbraufesten anwesend sein. Fränkisch-bayerischer Austausch. MH