Das Landratsamt Lichtenfels hat nach eingehender Prüfung den Bescheid zu der geplanten Wasserkraftanlage in Michelau erlassen.
Das am Mainwehr geplante Ökostromwerk wird genehmigt. Das Landratsamt Lichtenfels hat am Freitag, 17. Februar, nach eingehender Prüfung des Antrags den betreffenden Bescheid erlassen. Er ist umfangreich, knapp 50 Seiten stark, denn er trägt der besonderen Situation in dem Naturschutzgebiet Rechnung. Die Behörde macht dem künftigen Betreiber darin zahlreiche Auflagen. Beispielsweise muss ein Monitoring stattfinden, um mögliche, noch nicht absehbare Auswirkungen auf geschützte Flächen oder den Fischbestand zu erfassen und gegebenenfalls gegenzusteuern.
Öffentliches Verfahren
In dem öffentlichen Verfahren, das mit der Antragstellung im März 2015 seinen Auftakt nahm, war eine Vielzahl von Stellungnahmen zu berücksichtigen - vom Wasserwirtschaftsamt, von der Fischereifachbehörde, von der Gemeinde Michelau, der Unteren Naturschutzbehörde und anderen. Bei einem mehrstündigen Erörterungstermin im Juni vergangenen Jahres im Landratsamt traten vor allem Vertreter der Kreisgruppe Lichtenfels des Bundes Naturschutz (BN) und der Mainfischereigemeinschaft als Gegner des Vorhabens auf. Sie sahen Fische durch die Wasserkraftschnecken gefährdet und prangerten einen Eingriff in das Ökosystem an, während der Investor das Wasserkraftwerk stets als ökologisch und fischfreundlich darstellte.
"Das Ökostromwerk Michelau wird mit jährlich zirka einer Million Kilowattstunden einen spürbaren Beitrag zur Energiegewinnung im Rahmen der Energiewende neben Wind und Sonne leisten", betont Norbert Böhm, Geschäftsführer der Bamberger Wertschmied-Group und der angehenden Betreibergesellschaft. Es unterstütze mit jährlich über 500 Tonnen eingespartem CO 2 den Klimaschutz. Projektkritikern, nach deren Meinung die Effizienz eines solchen Kleinstkraftwerkes im Vergleich zu seinem Eingriff zu wünschen übrig lässt, widerspricht er: Dieses Wasserkraftwerk liefere die gleiche jährliche Strommenge wie ein knapp 20 000 Quadratmeter großer Photovoltaikpark oder ein Sechstel der Strommenge einer 200 Meter hohen Windkraftanlage. Noch komme fast jede zweite erzeugte Kilowattstunde Strom in Bayern aus Kernkraftwerken. Schon in sechs Jahren werde das letzte der noch vier aktiven Kernkraftwerke im Freistaat abgeschaltet. Neben der regionalen Erzeugung von klimafreundlichem Strom werde mit der neuen Anlage auch das lokale Stromnetz und somit die Energiewende durch Systemdienstleistungen unterstützt. Zudem verweist der Geschäftsführer darauf, dass das Kraftwerk an einem bereits seit über 100 Jahren bestehenden Wehr umgesetzt werde.
Der Planung zufolge wird sich der Anstau dort kaum verändern - ausgegangen wird von einer Erhöhung von maximal zehn Zentimetern nur in bestimmten Situationen.
Regierungsdirektor Anton Fleischmann, der zuständige Abteilungsleiter im Landratsamt, spricht von einer diffizilen Problemstellung und einem deshalb umfangreichen Verfahren. "Es war im Detail zu würdigen, dass wir uns hier in einem FFH- und SPA-Gebiet befinden", also in einem Natur- und Vogelschutzgebiet von europäischem Rang. Es habe zahlreiche Einwender gegeben, die ihre Anliegen auch öffentlich darstellten. Abgesehen von der Schutzgebietproblematik sei das vor einigen Jahren genehmigte Wasserkraftwerk in Burgkunstadt dem geplanten in Michelau ähnlich; auch da wird ein Wehr genutzt, das zuvor schon bestand.
Zusätzlicher Fischbesatz
Der angehende Betreiber des Wasserkraftwerkes in Michelau unterstreicht, dass sich sein Unternehmen mit möglichen Einwendungen gegen das Vorhaben frühzeitig befasst und versucht habe, diese bereits in den Planungen - wie bei anderen in Naturschutzgebieten stehenden Wasserkraftanlagen - zu berücksichtigen. Die Verwendung von sich langsam drehenden und somit fischfreundlichen Wasserkraftschnecken und ein jährlicher Besatz von 2000 Fischen soll die Fischpopulation erhöhen - und damit auch die Attraktivität für Angler. Die Schaffung der Durchgängigkeit für Fische am Obermain flussaufwärts nimmt laut Böhm den Tieren eine Barriere. Außerdem werde durch das Ökostromwerk künftig ein natürlicher Altarm des Mains ganzjährig mit Wasser befüllt, und ein Fischsterben im Mühlbach wie 2015 bei extremem Niedrigwasser könne vermieden werden. Der Investor verspricht zudem, dass mit dem Projekt eine familienfreundliche Bootsrutsche für Wandertouristen auf dem Main geschaffen werde.
Der genannte jährliche Fischbesatz zählt zu den im jetzt erlassenden Bescheid gemachten Auflagen. Daneben sind Ausgleichsmaßnahmen vorgeschrieben wie die Pflanzung von Schilf auf 5000 Quadratmetern Flachwasserzone zwischen Trieb und Schwürbitz. Erste Probepflanzungen sind bereits im Herbst 2016 erfolgt, und zwar mit Schilfpflanzen von der damals beendeten Landesgartenschau in Bayreuth. 50 dort vorhandene Schilfballen wurden quasi umgesiedelt. Schilfgebiete sind wichtige Lebens- und Nahrungsräume für viele Tierarten.
Wann es an die bauliche Umsetzung des Wasserkraftwerkes gehen kann, ist indes offen: Die Genehmigung, die nun öffentlich ausgelegt wird, könnte nämlich noch beklagt werden.