Obermain-Tagblatt: 26 Mitarbeiter müssen gehen

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Die Übernahme des Obermain-Tagblattes durch die Main-Post zeigt Folgen: Demnächst stehen Entlassungen an. Foto: Matthias Hoch
Die Übernahme des Obermain-Tagblattes durch die Main-Post zeigt Folgen: Demnächst stehen Entlassungen an. Foto: Matthias Hoch

Die Main-Post setzt beim Obermain-Tagblatt zum Schnitt an. Rund ein Drittel der Belegschaft verliert ihren Arbeitsplatz. Mehrere Bereiche sind von den Entlassungen betroffen.

Die Übernahme des Obermain-Tagblattes durch die Würzburger Main-Post zeigt erste Folgen. Am Montagmittag fand eine außerordentliche Betriebsversammlung statt, in der die Belegschaft über anstehende Entlassungen informiert wurden. Exakt 26 Namen stehen auf dem Anhang zum Sozialplan, der dafür ausgehandelt wurde. Die Betroffenen erhalten in den kommenden Tagen ihre Kündigung.

Hintergrund ist die anstehende Schließung des Druckstandortes Lichtenfels. Ab dem 1. Oktober werden das Obermain-Tagblatt und das Wochenblatt "Obermain-Service" in Bayreuth in dem Haus gedruckt, in dem auch der Nordbayerische Kurier erscheint, die Tageszeitung in Bayreuth. Die Druckmaschine in dem Gebäude des Obermain-Tagblattes in Lichtenfels-Seubelsdorf ist veraltet und verbraucht. Vor allem sind ihre Farbmöglichkeiten begrenzt.

Eine Neuinvestition rechne sich nicht, sagt OT-Geschäftsführer Peter Tischler. Darüber hinaus schließt man auch die Bogenakzidenz, das sind jene Maschinen, auf denen Prospekte, Faltblätter und Bücher gedruckt werden. Deshalb verlieren alle Mitarbeiter, die für diese Bereiche tätig sind, ihren Arbeitsplatz.


Auch Teile der Redaktion betroffen


Dazu kommt die so genannte Vorstufe, also jener Bereich, in dem zum Beispiel Anzeigen erfasst und gestaltet werden. Darüber hinaus ist auch indirekt die Redaktion betroffen: Zwei Korrektoren (davon eine Teilzeitstelle), die organisatorisch in der Vorstufe angesiedelt waren, aber zum sehr großen Teil ausschließlich für die Redaktion arbeiteten, stehen ebenfalls auf der Entlassungsliste. Künftig werden Redakteure diese Arbeit übernehmen. Das entspricht einem Stellenabbau von rund zehn Prozent.

Insgesamt kommen so 26 Arbeitsplätze zusammen, die wegfallen. Das sind etwas mehr, als Geschäftsführer Peter Tischler zunächst noch im April ankündigte: "Wir haben zunächst versucht, Arbeitsplätze in der Vorstufe, die für die Bogenakzidenz gearbeitet haben, zu halten. Das wären etwa eineinhalb bis drei Stellen gewesen. Doch wir müssen nun auch solche Aufträge außer Haus geben und das hätte sich nicht gerechnet." Damit werden Druckerei, Vorstufe und Korrektorat in Lichtenfels voll aufgegeben.


Kritik vom Betriebsrat


Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Josef Schaller hatte laut einer Meldung im Obermain-Tagblatt in der Betriebsversammlung Kritik geübt. Er bedauerte die "plötzliche Entscheidung" der neuen Geschäftsführung zu dem Schritt, die ganze Vorstufe abzubauen. Sie wird künftig bei der Main-Post in Schweinfurt angesiedelt sein.

Hinter dem Obermain-Tagblatt steht seit dem 1. April, dem Datum, an dem der Verkauf des Familienunternehmens wirksam wurde, rechtlich gesehen die MPO Medien GmbH. Geschäftsführer sind Peter Tischler und Patrick Lux. Sitz der Gesellschaft ist Würzburg. Es ist eine Tochtergesellschaft der Main-Post. Am Montag war deshalb auch Walter Schmitz, der sich um das Personalwesen der Mediengruppe Main-Post kümmert, in Lichtenfels in der Betriebsversammlung dabei.


Nur wenige wechseln


Den betroffenen Mitarbeitern sind teilweise Arbeitsplätze im Hause der Main-Post angeboten worden. Vier Personen haben sich zu einem Wechsel entschlossen: Zwei Drucker arbeiten künftig in der Druckerei in Würzburg, zwei Beschäftigte aus der Vorstufe künftig in Schweinfurt, das sind weniger, als man sich erhofft hatte. Der Sozialplan umfasst ein Volumen von etwa einer Million Euro und wird auch von Vertretern der Gewerkschaft Verdi als akzeptabel gewertet. Verdi war es auch, die dem Betriebsrat die Anwältin vermittelte, die die Interessen der Beschäftigten vertrat. Es ist die Bayreutherin Anette Kramme, die auch für die SPD im Bundestag sitzt, und in diesem Bereich viel Erfahrung besitzt.

Die nächsten deutlich sichtbaren Veränderung im Obermain-Tagblatt zeichnen sich zum Oktober ab. Bis dahin wird die Zeitung den Standort Lichtenfels-Seubelsdorf und die Räumlichkeiten in der Hirtenstraße Lichtenfels aufgeben und ein neues Haus in der Bahnhofstraße beziehen, das zurzeit umgebaut wird.


Neue Optik für die Zeitung


Auch die Zeitung selber wird ihr Gesicht ändern. Zum Oktober soll das Blatt überarbeitet werden. Fest steht bereits, dass der Mantel dann nicht mehr vom Ring Nordbayerischer Tageszeitungen (RNT) aus Bayreuth kommen werde, sagte Tischler. An dem Konzept zur Veränderung werde im Augenblick gearbeitet.

Das Obermain-Tagblatt ist seit 1. April Teil eines Großkonzerns, hinter dem Würzburger Unternehmen Main-Post steht ein nochmals größerer Betrieb, die Mediengruppe Pressedruck in Augsburg, zu der die Augsburger Allgemeine und ihre Heimatzeitungen (Auflage 330.000 Exemplare) gehören. Die Mediengruppe Pressedruck hatte die Main-Post im Dezember 2010 von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck erworben.

Mitte des Jahres kam außerdem eine Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent am Südkurier in Konstanz hinzu, ebenfalls ein Holtzbrinck-Unternehmen, dessen Auflage bei 128.000 Exemplaren liegt. Die Main-Post bewegt sich mit allen ihren Außenausgaben bei rund 130.000 verkauften Zeitungen täglich. Die Familie hinter der ehemaligen Verlegerin Irmgard Wilkening hatte das Obermain-Tagblatt zuvor 155 Jahre lang besessen und als komplett eigenständigen Betrieb geführt.