Mit leisen Tönen das Publikum erobert

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Die Sängerin Kerstin Blodig und der Musiker Ian Melrose begeisterten einmal mehr das Lichtenfelser Publikum.
Die Sängerin Kerstin Blodig und der Musiker Ian Melrose begeisterten einmal mehr das Lichtenfelser Publikum.

Mit keltisch-skandinavischer Musik eroberte das Duo Kelpie einmal mehr das Lichtenfelser Publikum bei seinem Konzert am Wochenende im Stadtschloss.

Zugegeben, der Besuch hätte besser sein können. Aber ihn schlecht zu nennen, wäre auch übertrieben. Wer da war, hat zwei international renommierte Solokünstler erlebt, die mit einer wohl ausgewogenen Mischung aus Musik, Humor und Erzählungen ihr Publikum begeisterten. Dabei sind Kerstin Blodig und Ian Melrose als Duo Kelpie in Lichtenfels längst keine Unbekannten mehr.
Die Leidenschaft mit der die beiden Musiker eher unspektakulär auf der Bühne des Lichtenfelser Stadtschlosses stehen, übertrug sich ab dem ersten Song aufs Publikum. Ein Konzert der eher leisen Töne, der weiten Landschaften Skandinaviens, Schottlands, der Fabelwesen und mystischen Geister. Kelpie verbindet skandinavische Lieder mit keltisch inspiriertem Akustikgitarrenspiel
Kerstin Blodig überraschte mit dem Geständnis: "Ab 25 Grad wird es schon richtig weihnachtlich". Nicht, dass in der Heimat ihrer norwegischen Vorfahren Weihnachten bereits im Sommer gefeiert wird. Vielmehr müssen dem Musikverlag bis spätestens Ende August die Songs für die Weihnachts-CD vorliegen. Ein Kostprobe daraus präsentierten Kerstin Blodig und Ian Melrose schon mal den Lichtenfelser Publikum. Eine Ballade, die von einem kleinen Vogel erzählt, der im Herbst auf einem Baum sitzend vom Sommer träumt.
Auch eine Trommel will gestimmt sein. Kerstin Blodig hielt dazu einen Inbus-Schlüssel in der Hand. "Der Ikea-Schlüssel ist der Beweis dafür, dass wir skandinavische Musik machen", schmunzelte sie.
Schließlich sind beide Ausnahmemusiker auch als Solisten zu hören. Ian Melrose erzählte mit seiner Gitarre eine Art Tagtraum, in dem es darum ging, wie sich ein Bus fühlen muss, der ein Stück weit der Strecke neben der berühmten Bäderbahn Molli fährt. Die schnellen, rockigen, in unterschiedlichen Tonfarben vorgetragenen Rhythmen erinnerten tatsächlich an eine Wettfahrt zwischen einer nostalgischen Dampfeisenbahn und einem modernen Linienbus.
Nicht ganz so irdisch war Kerstin Blodigs Solo-Part. Ihre norwegischen Wurzeln zeigte sie in den verhaltenen, weit gespannten Melodiebögen eines Troll-Gesangs. Vielleicht war ihre magische Formel für schönes Wetter tatsächlich der Grund, weshalb am Samstag entgegen der Wettervorhersage die Sonne schien. Wie dem auch sei. Kerstin Blodig und Ian Melrose haben viel zu erzählen, in Worten wie in Liedern.
Dann ist da noch die Whistle, die Flöte. Drei Stück hatte der aus Schottland stammende Gitarrist, Komponist und Arrangeur im Gepäck. Darunter auch ein gebogenes Plastikrohr, welches Ian Melrose mit trockenem Humor vorstellt. "Man bläst oben rein und unten kommt Musik heraus." Um das fertigzubringen, sollte man allerdings schon eine Weile auf einen Staubsaugerrohr üben.
Die beiden Musiker haben sich am Freitagabend einmal mehr mit ihren leichtfüßig vorgetragenen Balladen von Trollen, Kelpies und anderen Geistern in die Herzen der Zuhörer gespielt. "So ein schönes Konzert hört man selten", flüstert eine Besucherin ihrem Partner ins Ohr. Das dürfte auch der Grund gewesen sein, weshalb der Schlussapplaus so enthusiastisch ausfiel. Zu zwei Zugaben ließen sich die Künstler überreden. In der ersten musste ein Klimaskeptiker erfahren, dass die Natur doch am längeren Hebel sitzt und sich irgendwann rächt. Das in Form einer englischen Ballade gehaltene Stück ist aus Kerstin Blodigs Engagement für Greenpeace entstanden. Mit der zweiten Zugabe, einem Schlaflied, endete das Konzert endgültig.