Zum geplanten Abriss und zum Entwurf für die Neubebauung gibt es begeisterte sowie kritische Stimmen. Falsch ist die Behauptung, alles sei schon genehmigt.
Ein Haus im herkömmlichen Sinn ist es nicht, was künftig die Hausnummer Marktplatz 2 tragen soll, ein Hingucker schon. Der Entwurf für das geplante Zentrum für 3D-Druck wird unterschiedlich kommentiert; da ist Begeisterung offensichtlich, aber auch Ablehnung feststellbar. Der Bauherr scheut die Diskussion nicht. Seit der öffentlichen Vorstellung des Projekts am 15. Juni "gab und gibt es direkte Rückmeldungen", sagt Stefan Mehl, einer der Geschäftsführer der R+G Beteiligungs-GmbH, einer Tochter der Hofmann-Gruppe. In der großen Mehrheit handele es sich um positiven Zuspruch, es gebe aber auch kritische Stimmen, was bei einem derartigen Bauvorhaben völlig normal sei. "Wir freuen uns über jeden, der uns seine Sicht offen mitteilt", betont Mehl und kündigt an, in den nächsten Tagen auf der Internetseite des Unternehmens eine Frage- und Antwortrubrik einzurichten, als zusätzliche Information und um um Rückmeldung zu häufig genannten Themen zu geben.
Landratsamt entscheidet
Wie geht es nun weiter? Die Abrisserlaubnis für das bestehende Gebäude wurde vom Landratsamt noch nicht erteilt. Wie Pressesprecher Andreas Grosch aber wissen lässt, gehe die Tendenz dahin, dies zu genehmigen - "nach Prüfung aller nötigen Unterlagen". Seitens der Unteren Denkmalbehörde im Landratsamt habe es bereits eine Absprache mit der übergeordneten Behörde (Bezirksregierung) gegeben.
Das ehemalige Geschäftshaus Marktplatz 2 ist selbst kein Baudenkmal und war in der Vergangenheit mehrfach umgebaut worden; wegen seiner Position im Stadtkern-Ensemble ist aber für Veränderungen eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis erforderlich. Wie zu erfahren war, war es den fünf Architekten, die um Vorschläge für das geplante Verwaltungs- und Veranstaltungsgebäude gebeten worden waren, freigestellt, Bestand mitzuverwenden. Peter Haimerl, dessen Entwurf ausgewählt wurde, hatte sich nach mehreren Besichtigungen vor Ort dagegen entschieden. Der Münchner Architekt hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten und steht gleichermaßen für innovative wie auch mit Feingefühl erarbeitete Lösungen.
Die Stadträte haben sich positiv zu dem geplanten Neubau geäußert, in dem die Technologie des 3D-Drucks für Besucher erlebbar werden soll. Genehmigen kann ihn nur das Landratsamt. Zuvor wird der Bauausschuss gehört, um das "gemeindliche Einvernehmen" zu erteilen.
Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) betont, es sei ihm bewusst, dass sich einige Lichtenfelser an dieser besonderen Architektur reiben. "Wir sollten aber innovativ sein, um unsere Stadt weiterzuentwickeln. Wir müssen uns in diesem Fall etwas trauen." Die Stadt wolle das Projekt weiter positiv begleiten, etwa in Broschüren oder auf ihrer Facebookseite. Man freue sich über diesen innovativen, mutigen Bauherrn.
Bei der R+G Beteiligungs-GmbH geht man davon aus, Ende Juli Termine zum Vorgehen nennen zu können. "Der Abbruch wird sobald möglich beginnen, da warten wir derzeit noch auf die offizielle Genehmigung durch das Landratsamt", sagt Geschäftsführer Mehl. Erste vorbereitende Maßnahmen im Inneren wie der Ausbau von Türen und Heizkörpern seien bereits erfolgt. Um Sicherheit auf der Baustelle zu gewährleisten, speziell während des Abbruchs am Nachbargebäude, habe man sich erfahrene Fachleute ins Team geholt.
Kommentar: "Reiflich überlegt"
Ein altes Haus erhalten - eine große und oft sehr lohnenswerte Aufgabe ist das. Ein entscheidendes Kriterium ist dabei aber die künftige Nutzung. Kann diese dem Aufwand entsprechend gut und sinnvoll in den bestehenden Mauern erzielt, das Haus folglich mit Leben erfüllt werden?
Beim Gebäude Marktplatz 2 in Lichtenfels wird nun in mancher Diskussion das Für und Wider eines Abbruchs mit dem Gefallen oder Nicht-Gefallen des geplanten Neubaus verquickt.
Es darf daran erinnert werden, dass der Bauherr bereits im August vergangenen Jahres einen nach Behördeneinschätzung "genehmigungsreifen" Bauantrag vorgelegt hatte - inklusive Abriss. Es gab zwar einige kritische Stimmen, aber keinen Proteststurm. Im Stadtrat sah niemand einen zwingenden Grund, an der Substanz festzuhalten, beim Denkmalamt auch nicht. Das Gebäude hatte vier Jahre leergestanden, ohne dass jemand eine gute Idee darin hätte umsetzen wollen und können.
Für den Ersatzbau holten sich Stadt und Bauherr dann Expertenrat. Man wollte ganz bewusst verschiedene Ansichten hören, andere Aspekte sehen. Der eigens gegründete Gestaltungsbeirat ließ sich schließlich begeistern von einem sehr unkonventionellen Entwurf. Viele Bürger übrigens auch, aber eben nicht jeder. Zu diskutieren ist gut und richtig. Es geht schließlich um das Stadtbild von Lichtenfels. Beim Austausch der Argumente sollte es aber korrekt und fair zugehen. Da wurde nichts durchgedrückt, sondern reiflich überlegt. Eine Genehmigung steht noch aus.