Der Kult-Roller (nicht nur) aus Italien stand beim Radfahrverein einen Tag im Mittelpunkt.
Vespas, wohin das Auge blickt. Sogar auf der Torte parkt ein aus Zuckerguss von Lisa Bär modellierter italienischer Roller. Draußen vor dem Radlerheim stehen aneinandergereiht die echten Modelle aus Blech und Chrom. Der italienische Nachmittag mit Vespa-Treffen des Radfahrervereins (RV) Viktoria Maineck lockt bei sonnigem Herbstwetter die Liebhaber der Kultmarke nach Maineck ins Mekka der Zweiradfreunde. Hunderte von Besuchern flanieren am Sonntagnachmittag an Dutzenden von Fahrzeugen vorbei, von denen jedes sein eigenes Flair verströmt.
Jede Vespa hat ihre Geschichte
Die Eigentümer wissen zu jedem ihrer Lieblinge eine Geschichte zu erzählen. Horst Klaus aus Redwitz zum Beispiel nennt ein altes und vor allem seltenes Modell sein eigen - eine Hoffmann- Vespa aus dem Jahre 1950. "Man nennt sie die Königin der Motorroller", stellt der 54-Jährige sein Gefährt vor.
Was viele nicht wissen: In den frühen 50er-Jahren wurden auch in Deutschland von der Firma Hoffmann aus dem nordrheinwestfälischen Lintorf Vespa-Roller in Lizenz hergestellt. "Im Unterschied zu den italienischen verfügten die deutschen Modelle über leistungsfähigere Motoren. Sie wurden als besser eingeschätzt. So kam es, dass 1954 der Firma die Lizenz entzogen wurde", erzählt der Fachmann, der auch Mitglied im Vespa-Veteranenclub Deutschland ist.
Beachtlich ist auch die Wertsteigerung: In den 50er-Jahren kostete eine Hoffmann-Vespa nach Auskunft von Klaus 1300 Mark, heute wird sie unter Liebhabern zwischen sieben- und zwölftausend Euro gehandelt. Allen Interessierten stellt er die Besonderheiten seines Gefährts vor: angefangen vom Schaltgestänge ("Ab Mitte der 50er-Jahre wird es durch einen Seilzug ersetzt") über die Lampe, die damals auf dem Kotflügel und heute auf dem Lenker sitzt, bis hin zur alten Tankuhr ("Erst Ende
der 70er hatten Vespas wieder eine solche Anzeige").
"Die Entdeckung der Langsamkeit" lautet ein Roman des deutschen Schriftstellers Sten Nadolny. "Diese Langsamkeit erlebe ich auf meinem 4,5-PS-Roller, der es auf 65 bis 70 Stundenkilometer bringt. In unserer hektischen Zeit tut es gut, einmal zu entschleunigen", sagt der Redwitzer über sein Steckenpferd.
Viele Fahrer haben ihre Vespa, die mal im klassischem Türkis der 50er-Jahre daherkommt oder im knalligen Gelb der Neuzeit erstrahlt, auf ihre ureigene Art und Weise aufgehübscht: Eine quietschgelbe Ente aus Plüsch hat es sich auf einem Lenker gemütlich gemacht, während ein karierter Kinderkoffer bei einem Fahrer aus dem Kronacher Raum für wohlige Erinnerungen an unbeschwerte Kindertage sorgt.
Auch die italienische Flagge hat beim Dolce Vita auf zwei Rädern ihren Platz gefunden.
Spritztour im Beiwagen
Für die kleinen Besucher wird der Nachmittag ebenfalls zu einem Erlebnis. Im Scooter düsen sie den Bergweg hinunter oder nehmen im Beiwagen von Michael Auers Vespa Platz. So wie die neunjährige Luisa Püschel, die sich durch Maineck kutschieren lässt. Als sie ihren Helm abgenommen hat, strahlt sie übers ganze Gesicht: "Bei einer gemütlichen Fahrt konnte ich das sonnige Wetter genießen."