Lichtenfelser Bauern suchen Existenzsicherung

2 Min
Die Landwirte im Kreis Lichtenfels leiden unter den Folgen des Dürresommers. Auf der VlF-Hauptversammlung war eines der wichtigsten Themen, wie dem abgeholfen werden könne.Archiv, dpa
Die Landwirte im Kreis Lichtenfels  leiden unter den Folgen des Dürresommers. Auf der VlF-Hauptversammlung war  eines der wichtigsten Themen,  wie dem abgeholfen werden könne.Archiv, dpa

Nachwuchsmangel, Dürrefolgen und Strukturwandel hin zu ökologischem Landbau waren Diskussionspunkte der Landwirte aus dem Landkreis Lichtenfels.

Düstere Aussichten prognostizierte Harald Weber im kommenden Jahr für die Landwirtschaft im Landkreis Lichtenfels. Bei der Hauptversammlung des Verbandes Landwirtschaftlicher Fortbildung wünschte er sich: "Schön wäre mal wieder ein gedeihliches Klima hinsichtlich der Temperatur und Niederschläge."

Die Trockenheit reiche bis tief in die Erde. In diesem Jahr hätten die Pflanzen gerade noch Wasser aus den unteren Schichten mit ihren Wurzeln erreichen können. Sollte die Niederschlagsmenge nicht erheblich steigen, was nicht zu erwarten sei, dann gebe eine Katastrophe. Außerdem warb der Landwirtschaftsdirektor vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg für mehr Akzeptanz für die Landwirtschaft in der Bevölkerung.

Nachwuchs fehlt

In einem Ausblick stellte er fest, dass landwirtschaftliche Neugründungen eher selten seien, "wenn überhaupt dann nur in Nischensektoren wie Weideschweine oder Kräuteranbau". Weiterhin befürchtete er eine weitere Abnahme der Betriebszahlen. 82 Prozent der Höfe im Landkreis seien Nebenerwerbsbetriebe, die ihre Investitions- und Modernisierungsrückstände nicht aufholen könnten. Gerade kleinen Betrieben machten gesetzliche und bürokratische Rahmenbedingungen zu schaffen, zum Beispiel erforderliche Tierwohlnachbesserungen.

Bürokratie und Auflagen träfen vor allem kleine Betriebe, die sollen aber aus gesellschaftspolitischer Sicht erhalten bleiben, so Rudi Steuer weiter.

Der VlF-Vorsitzende sorgte für Heiterkeit, aber auch für Stirnrunzeln mit der AUssage: "Wir gingen davon aus, dass sich heute der neue Behördenleiter vorstellen würde. Doch unsere Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber konnte sich noch nicht entscheiden." Am 1. September ging der AELF-Leiter Coburg-Bad Staffelstein, Hans Vetter, in den Ruhestand. Seither ist die Stelle vakant. Wie unsere Redaktion von einem möglichen Nachfolger erfuhr, stellten sich bereits im August drei Bewerber in München vor. Sobald sich die Ministerin entscheide, werde das Ergebnis mitgeteilt.

Bauernhofschwund

Rudi Steuer bedauerte die Abnahme der Betriebe. Von derzeit 852 würden vielleicht nur 100 übrigbleiben. Unsicherheit herrsche wegen der künftigen Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Zwar seien drei bis vier junge Bauern in der Ausbildung, aber ob sie einmal den elterlichen Betrieb oder einen anderen übernähmen, sei ungewiss.

Die Geschäftsführer Christine Reininger und Arno Eisenacher gaben einen Rückblick auf ein arbeitsreiches Jahr. Gut besucht waren die Fachvorträge. Matthias Görl vom Fachzentrum am AELF Bamberg warb für den ökologischen Landbau: Ökoprodukte boomen vor allem in den Ballungsräumen und Großstädten.

Vom Landrat Christian Meißner initiiert worden war das Seminar "Erfolgreiche Landwirtschaft durch Digitalisierung". Der Landrat wolle, dass die Landwirte im Landkreis bei dem gewaltigen Umbruch, hin zum "digitalen Bauern", vorn mit dabei seien. Bei einer Lehrfahrt nach Hof und Wunsiedel informierten sich Milchviehhalter über Stallsysteme. Besonders interessierten Melkroboter und Separationsanlagen für Gülle.

Förderprogramme

Aufgrund der großen Einbußen durch die Dürre konnten sich Landwirte informieren, welche Möglichkeiten bei Futterzukauf und Rationsgestaltung vorhanden sind. Auch wurden Förderprogramme vorgestellt, mit denen der Staat die Schäden in der Landwirtschaft finanziell abmildert.

Daten und Fakten 2018 Eckdaten Die Landwirtschaft bietet 900 Arbeitsplätze. Der Umsatz betrug 60 Millionen Euro. Meisterbetriebe bieten 20 Ausbildungsstellen an. Es gibt 40 Direktvermarkter und 20 Betrieb im Bereich "Urlaub auf dem Bauernhof".

Extensivierung Knapp fünf Prozent wirtschaften ökologisch. Für 17 900 Hektar, das sind 79 Prozent aller Flächen, sind Bauern Umwelt- und Extensivierungsauflagen eingegangen. Die Betriebe hielten durchschnittlich eine Großvieheinheit pro Hektar. Damit entstehen keine Umweltprobleme. Drei Viertel aller Betriebe bewirtschaften weniger als 20 Hektar.

Bestand Seit 1990 haben sich die landwirtschaftlichen Nutztiere um die Hälfte verringert. Es wurden 9616 Hektar Getreide angebaut, 2466 Silomais, 1317 Ölfrüchte, und 1215 Feldfutter. 1010 Hektar sind stillgelegt. Es gibt 6249 Wiesen und Weiden.