Die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken (IHK) hat sich in der Region ein neues Ziel gegeben. Mehr Regionalisierung hat man sich vorgenommen. Doch was ist denn nun anders im Raum Lichtenfels?
Anders ist vielleicht das falsche Wort um zu fragen, wenn man Wilhelm Wasikowski, IHK-Vizepräsident, und Heribert Trunk, IHK-Präsident, anspricht. Denn bei einem ganz wichtigen Thema liegt der Landkreis weit vorne: Die Zahl der Ausbildungsplätze in IHK-Betrieben hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 2012 hat die Kammer in Oberfranken 24 Prozent mehr neue Ausbildungsplätze registriert als noch 2005. Zu diesem Zuwachs haben, prozentual gesehen, vor allem drei Landkreise besonders viel beigetragen: Lichtenfels (+ 49,6 Prozent), Kronach (+ 50,8 Prozent) und Forchheim (+ 52 Prozent). In Lichtenfels entspricht das einem Anstieg von 260 Ausbildungsverhältnissen im Jahr 2005 auf 389 im Jahr 2012.
"Wir haben einen Strukturwandel in der Ausbildung", sagt Heribert Trunk. Momentan absolvierten 13.000 junge Menschen eine Ausbildung bei IHK-Betrieben im Bezirk, das seien 61 Prozent aller Auszubildenden in der Region. Fachkräfte, das sei das Thema der Zukunft. In Oberfranken gebe es nicht nur mehr Ausbildungsplätze, sondern auch überdurchschnittlich viele gute Absolventen: Bezogen auf die Einwohnerzahl gebe es hier mehr Landes- und Bundessieger als zum Beispiel im Bereich der IHK München/Oberbayern, betont Trunk.
Doch woher kommt der Wandel im Raum Lichtenfels? Seit Dezember ist Wilhelm Wasikowski einer von sieben IHK-Vizepräsidenten, womit die Kammer vor Ort mehr Präsenz zeigen möchte. Er nennt zwei Entwicklungen. Zum einen würden große Firmen wie etwa Baur, Karl Eugen Fischer oder auch Hofmann Modellbau immer mehr Lehrlinge einstellen. Und in einer anderen Branche, die im Lichtenfelser Raum besonders stark vertreten ist, gebe es einen Wandel: "Die Polstermöbelindustrie hat dazugelernt." Früher hätten die Betrieb oft das untere Qualitätssegment bedient, das habe man noch mit angelernten Kräften bewältigen können. "Heute haben wir hier durchwegs Premiumhersteller. Das sind Mittelständler, die frühzeitig erkannt haben, wo es langgeht", ergänzt Trunk.
Weniger Abbrecher Die Abbrecherquote bei Ausbildungen ist bei IHK-Betrieben von 15,1 (2011) auf 13 Prozent (2012) gesunken - das sei aber immer noch kein Wert, mit dem man zufrieden sein könne, meint Trunk. Man wolle deshalb die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter verbessern. "Unser Problem ist, dass viele Leute nur sehen, was draufsteht, aber nicht wissen was drin ist", sagt er über die Berufe. Deshalb müsse man Dinge wie Betriebspraktika forcieren. In der Region Lichtenfels laufe das schon sehr gut.
Wie kann die Politik helfen? Wasikowski nennt zwei Bereiche: einen attraktiven Lebensraum schaffen - und für gute Straßenanbindungen sorgen. "Unser Problem ist, dass die qualifizierten Arbeitskräfte nach Coburg oder Bamberg ziehen", nennt er ein Beispiel. Lichtenfels als Kernort im Landkreis müsse sich bemühen, attraktiver zu werden.
Zum Beispiel für das neue Krankenhaus: "Die neuen Ärzte, die sicher zu uns kommen wenn es fertig ist, sollen eine attraktive Stadt vorfinden." Dazu gehöre auch, dass es ein gutes Angebot an Ganztagsschule geben muss, ergänzt Trunk, damit man es Frauen ermöglicht, auch mit Kindern weiter in ihrem Beruf tätig zu bleiben.
Bei den Verkehrsanbindungen sieht Wilhelm Wasikowski die Umfahrung von Weismain und des Kleinziegenfelder Tales zusammen mit der Umgehungsstraße der Bundesstraße 173 um Hochstadt ganz vorne auf der Themenliste.