Die Geschichte der keltischen Besiedlung am Staffelberg wird nun auch sichtbar. Dafür hat der Stadtrat die Weichen gestellt.
Nach eingehender Diskussion sprach sich der Stadtrat Bad Staffelstein in seiner jüngsten Sitzung bei fünf Gegenstimmen für die Rekonstruktion des "Zangentors" am ursprünglichen Standort in vorchristlicher Zeit aus. Der mehrheitlichen Unterstützung des Landkreisprojekts ging eine konstruktive und engagierte Diskussion über das Für und Wider voraus.
Rekonstruktion im Maßstab eins zu eins
Noch einmal kurz zur Vorgeschichte: Bei Grabungen ist man auf den Standort einer größeren keltischen Toranlage gestoßen. Darauf basierend hatte sich der Kreisausschuss - Träger des geplanten Projekts ist der Landkreis Lichtenfels - im Herbst 2016 dafür ausgesprochen, das keltische Zangentor im Maßstab eins zu eins zu rekonstruieren. Die Kosten belaufen sich auf 870 000 Euro, Grabung und Planung sind dabei mit rund 400 000 Euro veranschlagt.
Bei einer außerordentlichen Sitzung des Bad Staffelsteiner Stadtrats im Juli stellte Andrea Musiol, zuständige Projektkoordinatorin des Landratsamts, das Projekt vor. Das rekonstruierte Tor am Eingang zum keltischen Oppodium würde eine Grundfläche von etwa 7,5 mal 7,5 Meter haben, vorgeblendet würden zwei Schlitzpfostenmauern, die wie eine Zange aussehen, daher auch die Bezeichnung.
60-prozentiger Zuschuss winkt
Selbstverständlich wird dabei die Stadt Bad Staffelstein eng eingebunden, ein positiver Beschluss der Kommune ist für den Förderantrag unerlässlich. Der Landkreis kann sich Hoffnungen auf einen 60-prozentigen Zuschuss machen.
"Das ist eine einmalige Gelegenheit für unsere Stadt und für den ganzen Landkreis", betonte in der Diskussion Walter Mackert (CSU). "Diese Chance sollten wir wahrnehmen", schloss sich Hans Bramann (Freie Wähler) an. "Der Staffelberg ist eine Attraktion für sich", zeigte sich Klaus Schnapp (SBUN) hingegen skeptisch. Er befürwortete wie Parteikollege Werner Freitag zwar die wissenschaftlichen Grabungen, stand der Keltentor-Rekonstruktion allerdings ablehnend gegenüber.
Unter der Maßgabe, dass die Rekonstruktion "mit Augenmaß" erfolge, werde seine Fraktion das Projekt mittragen, meinte Christian Ziegler für die Jungen Bürger.
Kein "Disneyland" geplant
Die Gefahr der von einzelnen Stadträten befürchteten "fehlenden Authentizität" sah Bürgermeister Jürgen Kohmann nicht. "Es sind hier Fachleute im Einsatz. Auf diesen Punkt legt auch der Landrat selbst größten Wert", hob der Rathauschef ausdrücklich hervor. Markus Schußmann, der die Ausgrabungen leiten wird, sei ein Experte auf seinem Gebiet, im übrigen sei eine enge Abstimmung mit dem Denkmalschutz selbstverständlich, ergänzte der Bürgermeister. Die Zangentor-Rekonstruktion werde "kein Disneyland", wurde an dieser Stelle mehrfach betont.
Der Tenor war also insgesamt positiv. Die Gelegenheit, mit dem "Zangentor" keltische Geschichte anschaulich zu machen, solle nicht vergeben werden, fand auch Bärbel Köcheler (Freie Wähler): "Andere Städte und Gemeinden würden sich die Finger ablecken, wenn sie diese Chance bekämen, zumal die Stadt die Rekonstruktion selbst nicht finanzieren könnte", so ihr eindeutiges Statement.
Letztlich legte der Stadtrat den für April bis Oktober 2018 vorgesehenen Grabungen sowie der in 2019 geplanten Rekonstruktion des keltischen Zangentors keine Steine in den Weg. Einen - wohlgemerkt später äußerlich nicht sichtbaren - Unterschied zum einstigen Originaltor der Kelten wird die Kopie aufweisen, wie Bürgermeister Kohmann der Form halber ergänzend anmerkte: Die Verkehrssicherungspflicht ist Rechnung zu tragen, weshalb aus statischen Gründen eine Verankerung des rekonstruierten Keltentors im Untergrund erfolgen werde.
E-Ladesäule am Marktplatz
Weiter entschied der Stadtrat über den Standort der geplanten öffentlichen Ladesäule für Elektrofahrzeuge. Der Stellplatz am äußeren Rand des Marktplatzes zur Lichtenfelser Straße hin sei aus Verwaltungssicht wurde als beste Lösung angesehen, da er zentral gelegen ist und die übrigen Varianten rund um das Rathaus nicht genügend Raum b bieten. Winfried Ernst (Freie Wähler) monierte die Schwierigkeiten beim Ein- und Ausparken. Das sei kein Grund, den Standort abzulehnen, entgegneten Walter Mackert (CSU) und Dieter Leicht (SPD), die darauf hinwiesen, dass es ihres Wissens nach dort bisher keine Unfälle gegeben habe.
Bei sechs Gegenstimmen votierte das Gremium für die Errichtung eines Stellplatzes für Elektrofahrzeuge an besagter Stelle, verbunden mit einer Säule mit zwei Ladepunkten. Bürgermeister Jürgen Kohmann hatte kürzlich selbst ein Elektroauto ausprobiert. Das Aufladen einer komplett leeren Batterie dauere maximal drei Stunden, aber auch ein einstündiges Anstöpseln bringe schon etwas, so seine Erfahrungen.
Eine wichtige Entscheidung vor allem als Basis des geplanten Feuerwehrhaus-Neubaues in Wolfsdorf traf das Gremium außerdem mit dem Aufstellungsbeschluss zur Klarstellungs- und Einbeziehungssatzung "Wolfsdorf-Heckenanger". Das Areal mit einer Gesamtfläche von 8112 Quadratmetern ist derzeit dem Außenbereich zuzuordnen, weshalb der Beschluss notwendig war.
Unter dem Punkt "Sonstiges" wies der Bürgermeister auf die seitens der Deutschen Bahn geplanten Sanierung der Bahnunterführung am Kreisel nahe des Kurgebiets hin. Die Maßnahme beginnt am 9. Oktober. Rund einen Monat, bis zum 3. November, wird eine Vollsperrung der Unterführung unumgänglich sein, so Bürgermeister Kohmann. Die Öffentlichkeit wird darüber noch gesondert informiert, während der Sperrung werden Umleitungen ausgeschildert sein.
Kelten begleiten die Kommune auch andernorts. Die Uetzinger bekommen bekanntlich am Ortrand Richtung Weisbrem ein neues Feuerwehrhaus. Im Zuge der Baumaßnahme sind Funde aufgetreten. Lediglich 40 Zentimeter in den Boden reichen würden die deshalb nun notwendigen wissenschaftlichen Grabungen, die laut Bürgermeister einen zusätzlichen Zeitbedarf von drei bis vier Wochen in Anspruch nehmen.