Johannes Schorn und Markus Lilie basteln ganz besondere Feuerstellen für draußen.
"Wir sind räumlich a weng eingeschränkt", sagt Johannes Schorn. Dass er das in Markus Lilies Werkstatt über die Lippen bringt, ist schon Beweis dafür. Gemeinsam schaffen die beiden Familienväter warme Atmosphäre zu kühleren Gelegenheiten. Ihre Feuerstellen Marke Eigenbau sind Ergebnis ihrer Sandkastenfreundschaft und immer häufiger im Landkreis zu entdecken.
Die Rede ist von beheizbaren Stehtischen. Ungefähr. Und hätte es Markus Lilie (37) beim Eigenheimbau 2007 nicht gefroren, wäre überhaupt nichts passiert. So aber kam ihm die Idee eines "Beistellofens" für draußen. "Gute Idee, aber a weng klaa", befand sein Freund Johannes Schorn (42) dazu und ging gedanklich in die Offensive: "Das kann man auch in groß machen." Mit dem Format wuchs auch die Ahnung für die Möglichkeiten, denn Öfen mit Auflagefläche und Fußabstellring sind Öfen, an denen sich ein Stehbier trinken lässt, an denen man einen Schafkopf spielen oder einen Plausch halten kann. Überall dort also, wo das Stehen in Geselligkeit einen vergessen lassen sollte, dass man überhaupt steht.
Und ein letztes Glas im Stehen
Orte und Anlässe dafür gibt es genug: Kneipen, vor denen Gäste zum Rauchen auch im Winter vor die Tür treten müssen, Skilifte, an denen man sich aufwärmt, auffrischende Abende bei der Gartenparty oder am Vereinsheim, wo man im Stehen noch fachsimpeln möchte, wo - frei nach Reinhard Mey - das, was man noch zu sagen hätte, eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehen dauern kann. Und nicht zu vergessen: Wo es warm ist, "bleiben die Mädels stehen". Beheizte Gemütlichkeit unter freiem Himmel, daher rührend, dass die Wärme dorthin abgegeben wird, wo man sonst kalte Füße bekommt.
Lilie ist Quereinsteiger. Quersteinsteiger sogar, denn gelernt hat er im Elektronischen, und er verdient seine Brötchen jetzt als Fertigungsplaner eines großen Unternehmens. Bei Schorn sieht es etwas anders aus, er ist gelernter Heizungsbauer und dem Handwerklichen durch Instandhaltungsdienste in einem Gebäudekomplex nahe. So war das "Designen" eher Aufgabe Lilies, das Schweißen eher Aufgabe Schorns. Das kann dauern, denn rund 30 Schweißnähte kommen pro Ofen zustande, manche führen um die komplette Wannenwandung herum.
"Versuchskarnickel" im Verleih
Da behält man die Schutzbrille lange auf. Der Ort, wo das geschieht, ist eine andere Adresse Ends, mehr in Richtung südlichem Ortsausgang. Dort lebt Schorn, hat sich seit Kleinfirmengründung 2014 eine echte Werkstatt eingerichtet. Schweißgerät, Metallrohrlager, Metallbohrer oder eine Metallsäge stehen hier. Klar, Zulieferer für Grundbestandteile der Öfen gibt es auch, aber die sind, da achten die beiden Ender drauf, aus der heimatlichen Region. Die metallene Ofenkammerwandung und die rund ums steil aufragende Ofenrohr befindliche Auflagefläche kommen von auswärts, aber das Schleifen und Lackieren oder das Schweißen passiert eben hier. Das Wort Manufaktur findet hier noch Erfüllung.
"Mit den 30 Schweißnähten, dem Zusammenbau sowie Streichen der Tischplatte ist eine Person einen Tag drüber", summiert Schorn die Arbeitszeit, die zumeist in der Hauptstoßzeit zwischen Oktober und Januar anfallen. 120 Kilo wiegt so ein 3,10 Meter hoher Ofen, und der ist mit Lüftungsgitter, Hitzeschutzblech und geregelter Abluft versehen.
Eigentlich ist der Ofen für rund acht Personen ausgelegt, aber man hätte schon doppelte Anzahl an ihnen stehen sehen. Drei bis vier Öfen gebe es im Verleih, oder wie Lilie sagt: "Versuchskarnickel". Über diese Öfen erführe man von Kunden zuverlässig, worüber man sich innovative Gedanken machen könnte. So habe jemand beispielsweise schon einen Handtuchhalter angemahnt. Ein anderer Kunde, ein Lichtenfelser Bierbrauer und humoriger Typ, erhielt einen solchen Leihofen. An dem stellte er fest, dass sich wohl entlang des ausgestanzten Schriftzugs Rettich raspeln lässt. "Einen zweiten bringt mir", habe er alsbald verlangt. Erinnerungswürdige Momente mit interessierten Endkunden kann Lilie durch
juraOFEN schon aufzählen. Lachend mitunter. Ein Mann beispielsweise schenkte einen Ofen seiner Frau. Mit umwerfender Begründung, weil: "Ich schenk' doch nix, wo ich nix davon hab'." Und: "Bei einem Frühjahrsfest hat einer mal auf Knien den Kopf (inspizierend) in den Ofen reingesteckt - da erlebt man schon was", so ein vergnügter Markus Lilie.
Noch trägt alles Hobby-Charakter. Die beiden Männer sind in ihren Jobs zufrieden, Geschäftsausweitung unter allen Umständen wird nicht angestrebt. So belaufe sich die Zahl der seit April 2014 verkauften Modelle noch im zweistelligen Bereich. "Zehn Stunden Arbeit, zwei Stunden Kids und Familie - und erst dann geht's ab in die Werkstatt", erklärt Schorn seine Einstellung. Denn "Familie hat Vorfahrt", so der 42-Jährige. Bis nach Belgien haben die Jura-Franken Schorn und Lilie schon ihr Hobby-Erzeugnis verkauft. Nun tüfteln sie an einer Franken-Edition für die Gastronomie.