Der Neubau des "Green Hospitals" in Lichtenfels wird künftig wissenschaftlich begleitet. Die Hochschulen Coburg und Hof sowie die Universität Bayreuth wollen ein Energie-Monitoring-System aufbauen.
Er habe es selbst erlebt, sagt Michael Jung, als er in dem Innsbrucker Forschungszentrum war. Plötzlich sei er immer müder geworden, irgendwann habe er angefangen zu gähnen. Den anderen Teilnehmer der Besprechung sei es nicht anders gegangen. Bevor alle in Tiefschlaf verfielen, schalteten die Veranstalter das Licht wieder ins helle Blau.
Zwei-Farben-Lichtspektrum heißt die Technik, bei der sich die Beleuchtung im Inneren am Tageslicht orientiert und so im besten Fall den menschlichen Rhythmus positiv beeinflusst.
Michael Jung ist Geschäftsführer des Klinikums in Lichtenfels. Und wenn Ende 2016 das neue Klinikum bezugsfertig ist, dann wird diese Technik auch im sogenannten Green Hospital eingesetzt werden.
Im Oktober 2012 fiel der Startschuss für den Klinikneubau - energetisch soll das neue Krankenhaus werden, vergleichbar einem Passivhaus.
Die Beleuchtung ist dabei nur ein kleiner Schritt in Richtung Green Hospital. Den kann Jung alleine gehen. Unterstützung braucht er bei einem größeren Schritt.
Wenn Wissenschaft auf Praxis trifft Rund die Hälfte der Energiekosten soll das neue gebaute Klinikum einsparen - im Vergleich zum alten Haus. Um das zu überprüfen müssen Messstellen eingerichtet und Sensoren angebracht werden. Die Daten müssen erhoben, ausgewertet und interpretiert werden. Wissenschaftliche Arbeiten also, die es zu erledigen gilt.
Die Hochschulen Coburg und Hof arbeiten gemeinsam mit der Universität Bayreuth bereits seit längerem als "Technologie Allianz Oberfranken" zusammen. Diese Allianz unterstützt künftig auch das energetische Konzept des Green Hospital.
Derzeit beginnen die Ausschreibungen für die weiteren Bauarbeiten.
Die Hochschulen und die Universität werden sich alles genau ansehen, die Anforderungen formulieren und prüfen, was benötigt wird, um später ein funktionierendes Energiemanagement etablieren zu können.
"Was man jetzt vergisst, wird später teuer", sagt Jürgen Lehmann, Präsident der Hochschule Hof. Landrat Christian Meißner zuckt kurz zusammen, höhere Kosten wolle ja nun wirklich keiner. Was Landrat Meißner dann schon eher möchte, ist, dass dieser Klinikneubau in Lichtenfels Standards setzt. Standards für Erweiterungen und Sanierungen anderer Kliniken in Bayern.
Mehr als Energiesparen Robert Honke ist Professor für Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Hof. Er wird Ansprechpartner für Landkreis und Klinikleitung sein, in Hof wird die Zusammenarbeit mit Coburg und Bayreuth koordiniert.
Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde für dieses Projekt eingestellt. Aus Bayreuth kommen derweil die Impulse des Lehrstuhls für technische Thermodynamik, kurz die Anlagentechnik. In Coburg sind die Lehrstühle Bauingenieurwesen und Architektur maßgeblich beteiligt.
Zu einem Green Hospital gehört nicht nur das Energiesparen. Eine Wohlfühlatmosphäre soll es bieten, für Mitarbeiter und Patienten gleichermaßen, sagt Jung. Das beginnt bei der Einrichtung und Belegung der Stockwerke und endet beim Material der Kanülen. Zwei Stockwerke soll es geben, die nur von Patienten belegt sind und zwei weitere Stockwerke, auf die alle Untersuchungsräume verteilt sind. Bei Schläuche, Kanülen und Spritzen soll überprüft werden, inwiefern sich solche Verbrauchsgegenstände eventuell wiederverwerten lassen.
Wenn das Klinikum Anfang 2017 seinen Betrieb aufnimmt, sollen die Hochschulen und die Universität das Projekt noch zwei Jahre begleiten: die eingesetzte Technik beobachten, die Daten auswerten und gegebenenfalls optimieren. Danach kann sich Hochschulpräsident Lehmann schon das nächste Projekt vorstellen: Wasser. Man stelle sich nur mal vor, man könne das Abwasser der Kliniken, vollgepumpt mit Chemikalien und Rückständen von Medikamenten wieder aufbereiten, sagt Lehmann. Die Möglichkeiten sind unerschöpflich.