Gerichtsarchiv beispielhafte Architektur

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Geschäftsleiterin Sigrid Lang betätigt die Rollschrankanlage. Ulrich Sünkel (rechts) und Christine Wittenbauer staunen über die Leichtgängigkeit der schweren Schränke. Fotos: Andreas Welz
Geschäftsleiterin Sigrid Lang betätigt die Rollschrankanlage. Ulrich Sünkel (rechts) und Christine Wittenbauer staunen über die Leichtgängigkeit der schweren Schränke. Fotos: Andreas Welz
Christine Pflaum vor Grundbüchern, die teilweise restauriert wurden.
Christine Pflaum vor Grundbüchern, die teilweise restauriert wurden.
 
Interessierte Besucher lernten das Innenleben des Archivs kennen.
Interessierte Besucher lernten das Innenleben des Archivs kennen.
 

Seit 2017 lagern die Akten in einem modernen Anbau des Lichtenfelser Gerichtsgebäudes. Dessen Gestaltung würdigte nun die Bayerische Architektenkammer.

Das neue Archivgebäude des Amtsgerichts wurde von einem unabhängigen Fachbeirat der Bayerischen Architektenkammer als eines von 287 Projekten in Bayern zur Teilnahme am diesjährigen Tag der Architektur ausgewählt. Deshalb standen am Samstag der Öffentlichkeit erstmals Räume offen, die sonst verschlossen sind.
"Ich freu' mich, dass unser Anbau für die ,Architektouren' ausgewählt wurde. Er ist architektonisch wertvoll und interessant", sagte Gerichtsdirektorin Ulrike Barausch. In der Justiz-Fachzeitschrift oder in überregionalen Zeitungen sei der Bau beschrieben worden. "Viele Kollegen haben mich bereits darauf angesprochen." Durch das Haus führten Geschäftsleiterin Sigrid Lang und Christine Pflaum, Projektleiterin und Architektin des Staatlichen Bauamts Bamberg.
Ulrich Sünkel, Leiter des städtischen Hochbauamtes, war von einer Architektur überzeugt, die sich in das historische Ensemble an der Kronacher Straße einfügt. "Eine mutige und zukunftsweisende Bauweise für unsere Stadt", sagte er. Stadtarchivarin Christine Wittenbauer war von den schweren Rollregalen begeistert, die sich mühelos verschieben lassen. "Bei uns tut man sich dagegen schwer, die Anlage ist ja auch etwas älter", so ihr Kommentar.


Viel Tageslicht für Mitarbeiter

Andere Besucher staunten über die großen Fenster zum Hof. Christine Pflaum: "Die haben wir auch für die hier arbeitenden Menschen so groß dimensioniert." Auf der gegenüberliegenden Seite blicke man nur auf die Backsteinwand der Nachbarbebauung. "Wir wollten, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen", sagte sie. Bei starker Sonneneinstrahlung kann man die Jalousien elektrisch herunterlassen. Der Archivraum sei dagegen fensterlos. Die Rollregalanlage musste kompakt und platzsparend sein, erläuterte die Planerin. Das Gebäude messe nur acht Meter in der Breite, sei aber 50 Meter lang. Trotz der räumlichen Enge sei es gelungen, den Kastanienbaum an der Kronacher Straße zu erhalten. Ihr Lob galt dabei den Mitarbeitern der bauausführenden Firmen.
Im Frühjahr 2018 wurde der knapp 400 Quadratmeter große, moderne Anbau an das im Jahr 1903 erbaute historische Gerichtsgebäude offiziell eingeweiht. Er beherbergt seit Mai 2017 das Grundbuchamt und das Archiv. Der bayerische Justizminister Winfried Bausback hatte am 11. April 2016 den Startschuss für den Neubau gegeben. Er sagte anlässlich der damaligen Grundsteinlegung: "Der Freistaat Bayern investiert für den Archivneubau 985 000 Euro. Das ist ein starkes Signal für den Justizstandort Lichtenfels."


Platzbedarf der Grundbuchakten

Mittlerweile sind auch die Außenanlagen fertig. Von den behelfsmäßigen Containern wurden einige schon nach Aschaffenburg transportiert, da sie dort wegen Sanierungsarbeiten des Justizgebäudes gebraucht werden. Im Anbau ist der größte Teil des Archivs untergebracht - das sind die Grundbuchakten. Sie beinhalten die Grundstücksrechte und Eigentumsverhältnisse der Bewohner des Landkreises Lichtenfels. Vor allem Familien- und Wirtschaftsgeschichten lassen sich an den Dokumenten gut ablesen.
Obwohl viele der Schriftstücke mit den Jahren eingescannt, in den Computer übertragen und archiviert wurden, werden die alten Folianten und Grundakten auch in Zukunft aufbewahrt.