Emmanuel Heringer bereichert den Lichtenfelser Korbmarkt mit einem Flechtobjekt, das so groß ist, dass ein Mensch darin verschwindet.
Als Gestalter im Handwerk weiß Emmanuel Heringer die Möglichkeiten von Geflecht einzusetzen. Der Nutzen geht auch mit sinnlichen Erfahrungen einher. Geflecht kann unter Druck knarzen, es lässt das Licht nur noch punktuell durchscheinen. Man fühlt und riecht es. Ein großes, rundes Objekt kann von einem Menschen bewegt werden und der Mensch mit ihm. Interessierte Korbmarktbesucher werden das heuer bei dem Kunstprojekt auf der Wiese vor der Stadtpfarrkirche erspüren können.
Installation "Raum und Geflecht"
Mit dem "Flechter_Ei" konnte Emmanuel Heringer als Praxisstipendiat der Villa Massimo in Rom seine Idee von einem begehbaren geflochtenen Raum verwirklichen. Das Skelett ist aus Stahl, die Staken sind Bambusleisten. Dicht und stabil ausgeflochten hat er mit geschälten Weidenruten. Es gibt inzwischen zwei Exemplare dieses Objekts - eines misst stattliche zwei Meter, das andere ist etwas kleiner. Beide wird Heringer nach Lichtenfels mitbringen, in beiden kann man umflochtenen Raum erleben, eintauchen ins Geflecht. Das Stipendium, das er 2014 erhielt, empfindet er bis heute als "großes Geschenk". Besonders freut sich der 41-Jährige aus Oberbayern über die Zusammenarbeit mit Schülern der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels, wo er selbst das Handwerk erlernt hat. Gemeinsam wollen sie eine neue Installation im Sinne von Geflecht und Raum schaffen. Zusätzlich werden Exponate gezeigt, die in einem Projekt mit den Fachschülern bei der "Exempla 2017" entstanden, einer jährlichen Ausstellung im Rahmen der Handwerksmesse München, die "besondere Spitzenleistungen und qualitätsvolle Arbeiten" würdigt.
Schon einmal bereicherte Heringer mit einer kreativen Idee den Korbmarkt: Er war Initiator der Ausstellung "Schatten von Geflecht" im Stadtschloss 2011.
Emmanuel Heringer - Handwerker und Künstler
Emmanuel Heringer, Jahrgang 1977, ist gelernter Zimmermann und Korbmacher. Eine Ausbildung zum Gestalter im Handwerk beendete er 2008 und erhielt für seine Abschlussarbeit "H/ausgeflochten", eine geflochtene Halbkugel aus Birkensperrholzstreifen, den Bayerischen Staatspreis. In der Gemeinde Schechen (Landkreis Rosenheim) hat sich Emmanuel Heringer mit "Geflecht und Raum" selbstständig gemacht. Er widmet sich Geflecht in Architektur und Gartengestaltung. Darüber hinaus bereichert er seit Jahren diverse Projekte im In- und Ausland mit seinem Wissen.
Villa Massimo in Rom
Die Villa Massimo in Rom ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland; 1913 von dem Berliner Unternehmer und Mäzen Eduard Arnhold dem preußischen Staat samt Stiftungskapital zur Förderung junger Künstler überlassen. Jährlich werden Stipendien an herausragende Künstler vergeben, die dort wohnen und arbeiten können. Seit 2008 gibt es das zweimonatige Praxisstipendium für Personen aus den angewandten Bereichen künstlerischen Schaffens. Eines der fünf im Jahr 2014 vergebenen ging an Emmanuel Heringer.