Christiane Acker verstärkt die Naturschutzwacht im Landkreis Lichtenfels. Sie ist die erste Frau im Team.
Lange sitzt Christiane Acker nicht auf der Bank am Parkplatz bei Kloster Banz. Und ruhig schon gar nicht. Wir haben uns dort getroffen, um über das Ehrenamt zu sprechen, das sie vor wenigen Tagen übernommen hat. Seit 1. Juni gehört die Lichtenfelserin dem Team der Naturschutzwacht im Landkreis Lichtenfels an. Auf diese Aufgabe hat sich Christiane Acker intensiv vorbereitet. Nach dem Warum muss man nicht groß fragen - es sprudelt nur so aus ihr heraus.
Das Inserat der Unteren Naturschutzbehörde sei ihr aufgefallen, sie habe sich sofort angesprochen gefühlt. Ende vergangenen Jahres wurde auf diesem Weg jemand für die Naturschutzwacht gesucht. Es ist ein Dienst ohne Bezahlung, nur eine Aufwandsentschädigung gibt es. Schließlich muss man regelmäßig in das zugeteilte "Revier" kommen beziehungsweise fahren. Während der Einsätze gelten die Hilfskräfte als Angehörige der Behörde und können sich entsprechend ausweisen. Sie sollen ein Auge auf die Natur haben und dafür Sorge tragen, dass Regeln zu deren Schutz eingehalten werden. "Alles, womit ich mich identifizieren kann", fasst Christiane Acker zusammen.
Die neue Aufgabe möchte sie nicht mit erhobenem Zeigefinger angehen, sondern mit Kommunikationsfreude und Konfliktfähigkeit. "Ich möchte Leute für die Natur sensibilisieren, sie mit ins Boot holen." Dabei gehe es darum, Zusammenhänge im Ökosystem zu erklären. "Wenn man etwas zerstört, zerstört man nie nur eines!", macht Christiane Acker deutlich, und führt als Beispiel das getötete Insekt an, das dem Vogel als Nahrung fehlt. Sie setzt auf Verständnis, Machtbefugnisse seien ihr eigentlich egal. Es tut aber gut, um die amtliche Rückendeckung zu wissen - falls es trotzdem einmal zu einer unangenehmen Konfrontation kommen sollte. Ob uneinsichtige Hundehalter oder Müllablagerer - mögliche schroffe Reaktionen schrecken Christiane Acker nicht. Immer freundlich bleiben, das gilt für dieses Ehrenamt genauso wie ihren Berufsalltag als Pharmazeutisch-Technische Assistentin. In die Apotheke kommen schließlich auch nicht immer nur Menschen, die gut drauf sind...
In der Vorbereitung an der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege waren auch schwierige Begegnungen ein Thema gewesen. Die Ausbildung, zweimal eine mit Theorie und Praxis gut ausgefüllte Woche in Oberbayern, war für die 42-Jährige ein weiterer Motivationsschub, sie habe viel lernen können, betont sie. "Wir waren 36 Teilnehmer, und alle wollen was erreichen." Kontakte untereinander wurden geknüpft. Ein Fünftel der neuen Naturschutzwächter dieses Lehrgangs sind Frauen.
Im Landkreis Lichtenfels wird Christiane Acker als erste Frau das bestehende neunköpfige Team verstärken. Warum das Ungleichgewicht so groß ist, darüber kann nur spekuliert werden. Vielleicht scheuen Frauen es eher, allein durch Wald und Flur zu streifen? Möglich. Für die Lichtenfelserin trifft das jedenfalls nicht zu. Sie ist leidenschaftlich gern in der Natur unterwegs und braucht dabei nicht immer Begleitung. Vor allem, wenn sie neue Wege erkundet. Christiane Acker ist nämlich "nebenbei" noch Wanderführerin, mit Zertifikat vom Deutschen Wanderverband. Im Landkreis Bamberg, wo sie arbeitet, schart sie eine Seniorengruppe um sich, der die gesundheitlichen Aspekte des Wanderns wichtig ist. Eine weitere Gemeinschaft von aktuellen und ehemaligen Kollegen nennt sie die "Apotheken-Wandergruppe". Da dürfen es schon einmal zwei Gipfel auf einer Tour sein (Veitsberg und Staffelberg), wie sie erzählt.
Mit Karte und Kompass
Auf noch unbekanntem Terrain orientiert sich Christiane Acker am liebsten mit Kompass und Karte. Das Handy diene eher der Sicherheit - falls man sich mal den Fuß verstaucht oder so - und noch mehr dem Fotografieren. Denn Pflanzen, Insekten oder sonstiges Bemerkenswertes kann damit schnell und einfach festgehalten werden.
Wie die gemeinschaftlichen Unternehmungen in der Natur werden sich auch die Kontrollgänge für die Naturschutzwacht vor allem auf die Wochenenden konzentrieren. Freunde und Bekannte zeigten Verständnis, die Reaktionen seien sehr positiv gewesen, erzählt die Frau, der das abwechslungsreiche Einsatzgebiet "Staffelstein-Nord" zugewiesen wurde. Es reicht von Zilgendorf, Altenbanz und Püchitz über Hausen, Unnersdorf, Nedensdorf und Wiesen bis an die Autobahn nach Bad Staffelstein. Nicht direkt vor ihrer Haustür, aber das macht Christiane Acker nichts aus. "Wir haben hier viele Besucherströme", sagt sie. Auch viele Menschen, die einfach mal achtlos etwas in der Natur liegenlassen, was dort nicht hingehört. Sie springt von der Bank auf und läuft direkt auf ein buntes Fähnchen im Gebüsch zu. Ob es die Verpackung eines Eises am Stiel war, lässt sich so schnell gar nicht erkennen, wie sie es im nahen Mülleimer entsorgt. Ist nicht ihre Aufgabe, aber doch irgendwie selbstverständlich für sie. Weil ihr die Natur am Herzen liegt.